Rampf, der Taktik-Fuchs von BMW
BMW-Genie Willy Rampf ließ Nick Heidfeld so volltanken, dass der im Regen Zweiter werden konnte.
SEPANG Mario Theissen wusste genau, bei wem er sich zu bedanken hatte. „Unsere Taktik war perfekt“, sagte der BMW-Motorsportchef nach dem zweiten Platz von Nick Heidfeld beim Monsun-Rennen von Sepang. Am Nebentisch löffelte derweil Willy Rampf einen Teller Nudeln, die ihm eigentlich zu kalt waren. Aber als er hörte, was sein Chef sagte, da hellte sich seine Miene doch auf.
Der Ur-Münchner Rampf ist bei BMW eine Art Faktotum. Von Anfang an dabei, ist er mittlerweile als Technischer Koordinator für die Strategie des Rennstalls an den Rennstrecken verantwortlich. Rampf wusste, wie alle eigentlich, dass es in Malaysia regnen würde. Doch als einziger ließ er Heidfelds Auto am Samstag schon richtig volltanken. Heidfeld, der von Position elf ins Rennen gegangen war, war damit flexibler als alle anderen. Während die Konkurrenz im wechselnd starken Regen bis zu vier Mal an die Box kam, wartete Heidfeld ab, bis es richtig goss – und wechselte nur einmal die Reifen.
Dank Rampfs Weitsicht – und seiner im Regen zugegeben überragenden Stärke – holte sich der das ganze Wochenende eigentlich nur hinterherfahrende Heidfeld seinen ersten Podestplatz der Saison – und die ersten Punkte für BMW. Auch beim Auftakt-rennen eine Woche zuvor in Melbourne wäre einer von Rampfs Geniestreichen beinahe aufgegangen. Auch da hatte sich Rampf, diesmal für Robert Kubica, eine, wie Theissen sagte, „geniale Taktik“ überlegt. Kubica bekam erst zum Rennende hin die in Melbourne besseren harten Reifen – und rollte so das Feld von hinten auf. Hätte Sebastian Vettel ihn nicht abgeschossen, wäre, wie Theissen glaubt, sogar der Sieg dringewesen für Kubica.
Vor allem wegen Taktik-Fuchs Rampf konnte Theissen in Malaysia strahlen. „Wir rangieren hinter den überlegenen Brawn in der zweiten Reihe, auf Augenhöhe mit Red Bull, Toyota und Williams“, meinte er. Tatsächlich ist der BMW im Vergleich zu den mit den Wunder-Diffusoren ausgestatteten Rivalen eigentlich zu langsam; den Münchnern ergeht es da eigentlich nicht anders als McLaren und Ferrari. Doch BMW trifft neben der Strecke eben momentan die richtigen Entscheidungen.
Rampf war letztes Jahr übrigens noch Technikboss bei BMW, gab den Posten aber auf eigenen Wunsch an Walter Riedl ab. Als der neue Bolide Ende 2008 fertig entwickelt wurde, war Rampf im Urlaub; für die derzeitigen Schwächen des Autos kann er nichts. Für die Erfolge aber sehr wohl.
F. Cataldo, P. Hesseler