Radsport: Gold im Stürzen

Tony Martin startet trotz mehrerer Verletzungen ins Einzelzeitfahren bei den Olympischen Spielen in London.
Matthias Kerber |
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Tony Martin startet trotz mehrerer Verletzungen ins Einzelzeitfahren.

LONDON - Die linke Hand – geschient. Knie und Ellenbogen – verpflastert. Das Gesicht – immer noch von Narben gezeichnet. Wenn man Rad-Ass Tony Martin so sieht, dann fällt es einem schwer zu glauben, dass der 27-Jährige einer ist, der Deutschland heute beim Einzelzeitfahren (ab 15.15 Uhr) Gold bescheren soll. Die Leidensgeschichte des Cottbusers, dessen Fokus immer auf den Olympischen Spielen lag, ist unglaublich. Beim Training im April nahm ihm eine Autofahrerin die Vorfahrt, er knallte ungebremst in die Windschutzscheibe, blieb bewusstlos und mit mehreren Knochenbrüchen im Gesicht am Boden liegen. Doch nur kurz später saß er wieder im Sattel. Sein olympischer Gold-Traum trieb den Zeitfahr-Weltmeister an.

Doch bei der ersten Etappe der Tour de France der nächste Schlag – Martin stürzte. Die niederschmetternde Diagnose: Kahnbeinbruch in der linken Hand. Eigentlich wäre eine Operation nötig gewesen, doch dann hätte Martin sechs Wochen pausieren müssen – der Traum von Olympia wäre geplatzt gewesen. Also ließ sich der Rad-Star nur eine Schiene anpassen, fuhr bei der Tour noch acht Etappen weiter, ehe er abstieg. Die Schiene und die Schmerzen sind seine ständigen Begleiter. „Er ist definitiv nicht schmerzfrei”, sagte Teamarzt Helge Riepenhof. Martin selber gestand nach dem Straßenrennen in London, bei dem er keine Rolle spielte: „Ich war gedanklich bei der Hand, es hat mich ganz schön beeinträchtigt.”

Im Training in London folgte der nächste Sturz, Platzwunden an Knie und Ellenbogen waren die Folge. Martin, der Bruchpilot. Gold im Stürzen. Jetzt will er die Medaille: „Die Gold-Hoffnung ist noch da. Aber das Ziel sind jetzt die Medaillenränge”, sagt Martin.

Topfavorit ist der britische Tour-Gewinner Bradley Wiggins, der bei der Frankreich-Rundfahrt beide Zeitfahrten für sich entschied. „Der Sieg geht nur über Wiggins, er ist in einer unglaublichen Form und hat auch bei der Tour gezeigt, wie gut er mit Druck umgehen kann”, sagt auch Martin, „ich hoffe, dass das Glück irgendwann wieder den Weg zu mir findet. Zeit wär’s.”

Große Medaillenchancen im Einzelzeitfahren dürfte auch Judith Arndt bei den Frauen (ab 13.30 Uhr) haben, die Leipzigerin will ihre fünften und letzten Olympischen Spiele mit Gold krönen. „Ich habe ein Ziel”, sage die amtierende Weltmeisterin.

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