Promis zittern mit Bayerns Basketballern
Prominenz zittert mit Bayerns Basketballer: Stoiber und Hoeneß jubeln. München gelingt gegen Braunschweig dank Jonathan Wallace der erste Saisonsieg.
München - Die Kurzmitteilung von Bastian Schweinsteiger
ließ nicht lange auf sich warten. Der Fußball-Nationalspieler des FC
Bayern hatte sich den ersten Saisonsieg der Bundesligabasketballer
seines Klubs am Samstag gegen die Phantoms Braunschweig (90:87) im
Düsseldorfer Quartier der Nationalmannschaft am Fernseher
angeschaut. Steffen Hamann lächelte, als er im Bauch der Münchner
Arena davon erzählte. „Bastian hat mir Hilfe beim Freiwurf angeboten
und mit mir schon ein Date auf einem Freiplatz vereinbart.“
Der Kapitän der Münchner Basketballer und Schweinsteiger sind
dicke Kumpels. Der Fußballprofi ist wohl der leidenschaftlichste
Basketballfan von allen. Nach seinem Tor in der Türkei am Freitag
imitierte er einen lupenreinen Sprungwurf.
Schweinsteiger will mit Hamann Freiwürfe üben
Dass er Hamann im Spaß Nachhilfeunterricht in Sachen Freiwürfe
anbot, hatte allerdings einen ernsten Hintergrund. Die Bayern trafen
von der Freiwurflinie gegen Braunschweig nur 22 von 39 Würfen. „Mit
den vielen leicht vergebenen Würfen haben wir es verpasst, den Sack
früher zuzumachen“, sagte Hamann. Bayern führte nach einer halben
Stunde mit 65:57.
Doch am Ende musste nicht nur der Nationalspieler, sondern die
gesamte versammelte Prominenz auf der Tribüne noch mal richtig
zittern. Braunschweig lag drei Minuten vor Schluss mit 74:71 vorne,
nachdem die Mannschaft bereits das erste Viertel mit 25:17 für sich
entschieden hatte.
Vor allem den ehemaligen bayerischen Ministerpräsidenten Edmund
Stoiber (CSU), der von ein paar Tagen seinen 70. Geburtstag feierte,
nahm das Geschehen auf dem Parkett so sehr mit, dass sein Hemd nach
dem Spiel nass geschwitzt war. „Das war eine feine Sache heute“,
sagte der Klubpräsident Uli Hoeneß, der neben Stoibers Frau Karin
saß, oder vielmehr stand. „Die Zuschauer haben sich wie die
Mannschaft gesteigert. Am Ende war die Stimmung überragend“, sagte
Hoeneß.
In der Tat müssen die Münchner nach dem Aufstieg in die
Bundesliga noch üben, um einmal die Lautstärke der Bamberger
Basketballfans zu erreichen. Bei der Spielervorstellung
applaudierten die 5823 Besucher im Audi Dome so zurückhaltend und
höflich wie das distinguierte Publikum am Münchner Residenztheater.
„Das muss natürlich alles noch wachsen“, gibt
Bayern-Sportdirektor Marko Pesic zu. Der ehemalige Nationalspieler
befand aber, dass „die Zuschauer am Ende voll im Spiel drin waren.“
Und auch Jonathan Wallace bemerkte, „dass uns die Fans letztlich zum
Sieg getragen haben.“ Der US-Amerikaner hatte in dem „Nerven- und
Zitterspiel“, wie Trainer Dirk Bauermann es ausdrückte, die
ruhigsten Hände von allen. Seine 25 Punkte sorgten dafür, dass der
FC Bayern nach der Auftaktniederlage in Bonn das Projekt ruhiger
angehen kann.
Vielleicht hatte Wallaces Treffsicherheit auch mit dem Gast zu
tun, der eigens wegen ihm aus den Staaten nach München angereist war
und auf der Tribüne saß: Jeff Green, NBA-Spieler im Dienste der
Boston Celtics, „Er ist ein guter Freund von mir“, erzählte Wallace
nach Spielende. „Wir waren auf dem College Zimmerkollegen.“ Ob
Green, der bis Donnerstag bleibt, bei den Bayern auch mittrainiert?
„Nein“, entgegnet Wallace. Er wolle in München einfach nur relaxen.
Hoeneß erneuert Interesse an Nowitzki
Es könnte aber durchaus sein, dass bald ein Spieler aus der
Nordamerikanischen Basketballliga NBA das Trikot des FC Bayern
überstreifen wird. Gegen Braunschweig wurde einmal mehr deutlich,
dass der Mannschaft nach dem überraschenden Abgang von Sharrod Ford
die Präsenz eines großen Spielers, eines Centers, unter den Brettern
guttun würde. „Wir holen aber keinen Spieler, der auf gepackten
Koffern sitzt und nach sechs Wochen wieder geht“, sagte Hoeneß.
Nur bei einem würde er eine Ausnahme machen: bei Dirk Nowitzki.
Das Ende des Spielerstreiks ist nämlich weiter nicht abzusehen.
„Wenn Nowitzki sich aber dazu entschließen sollte, in Europa zu
spielen, dann müssen wir uns damit beschäftigen, ob eine Möglichkeit
besteht, ihn zu holen“, kündigte Hoeneß an. Bastian Schweinsteiger,
das wäre sicher, würde die Verpflichtung hocherfreut zur Kenntnis
nehmen. Und Nowitzki wäre wohl auch der bessere Freiwurftrainer für
Hamann.