PROlympia: Riesch bandelt mit Gottschalk an

Ski-Weltmeisterin will jetzt ihre Freunde für die Münchner Winterspiel-Bewerbung begeistern. Der Showmaster erzählt Schoten aus seiner Studentenzeit. Weitere Promis sollen folgen.
MÜNCHEN Maria Riesch ist viel unterwegs, nicht nur im Winter. Gerade war sie auf den Gletschern Chiles beim Üben, kommende Woche geht es ins nächste Trainingslager, bevor in vier Wochen schon wieder die Weltcup-Hatz losgeht. In ihre freie Zeit hat sie reichlich Termine gepackt: Montagabend zu „Beckmann“, Dienstag ein Date mit dem früheren Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton und nach Berlin übernächstes Wochenende zum Länderspiel der DFB-Elf gegen die Türkei.
Warum sie das macht? Nun, weil sie gerne mal Olympische Spiele vor der Haustür hätte, am liebsten 2018. Und da die Herren von der zuständigen Bewerbungsgesellschaft auch zu ihr nicht kamen, kam die Doppel-Olympiasiegerin eben zu ihnen und stellte nun im Münchner Rathaus ihre Initiative vor: „PROlympia – Marias Freunde für 2018“.
Freunde hatte sie zweierlei mitgebracht. Zum einen ihren Lebensgefährten Marcus Höfl, der sich als Manager von Franz Beckenbauer einen Namen machte und dessen „Netzwerk wir natürlich nutzen wollen“, wie Riesch sagt.
Als Überraschungsgast betrat dann Thomas Gottschalk mit einem kracherten „Servus“ den Rathaussaal, ließ sich von Riesch das als Erkennungszeichen dienende weiße Freundschaftsbändchen mit dem Aufdruck „PROlympia – Meine Freunde für München 2018“ ums Handgelenk legen und erzählte erst mal ein paar Schoten aus seiner Münchner Studentenzeit: „Ich hab’s ja nicht ganz zu Olympia ’72 geschafft, aber immerhin im Helene-Mayer-Ring gewohnt. Ein paar Stockwerke unter Hans-Jochen Vogel (dem damaligen Oberbürgermeister, d. Red.). Der war im 14. Stock. Wenn der in den Aufzug stieg, waren immer zwei Jungs mit Maschinengewehren dabei.“
Von Silvia Sommerlath aber, 1972 als Hostess und Dolmetscherin bei den Spielen, "habe ich damals nichts mitgekriegt", erzählte Gottschalk, "sonst wäre ich heute was anderes - dann wäre ich nämlich König von Schweden." Ein echter Gottschalk.
Der Showmaster ist zwar ein in Malibu lebender Franke, aber „im Herzen ein Bayer“, wie er sagt: „Schließlich hab’ ich hier auf dem Medizinerball meine Frau kennengelernt.“ Mit Wintersport hat er zwar nicht allzu viel am Hut, aber als die Winterspiele von Vancouver über seinen kalifornischen Fernsehschirm flimmerten, befielen ihn doch glatt „patriotische Gefühle, als die Maria da über die Pisten gesaust ist. Ich dachte: Die kennt mich! Vielleicht denkt sie sogar gerade an mich!“
Generell sei er „lieber Teilnehmer von Pro- statt von Contra-Aktionen“ und überhaupt: „Mit mir liegt ihr nicht falsch. Sport ist ja auch Entertainment, oder?“ Und dann war er, kaum dass Maria Riesch mit ihm angebandelt hatte, auch schon wieder weg.
Vom Kaliber Gottschalk will Riesch nun weitere VIPs auftreiben: „Ich werde versuchen, möglichst viele prominente Meinungsbildner für München 2018 zu gewinnen. Denn die Stimmung ist eigentlich positiv.“ Auch Freundin und Konkurrentin Lindsay Vonn, die sich in Garmisch sehr wohl fühle, werde sie ansprechen, und auf die Zusammenarbeit mit Katharina Witt freue sie sich sowieso: „Wir Frauen werden’s schon richten“, rief Riesch und sauste zum nächsten Termin.
Es blieb: das Gefühl, dass diese bislang so mühsame Olympia-Bewerbung endlich Fahrt aufnehmen könnte. Es wird allmählich ja auch Zeit. Eigentlich hatte man die Pressekonferenz nämlich einberufen, um die Eckpunkte des 396 Seiten und 17 Themenkomplexe dicken Bewerbungsbuchs zu präsentieren. Bis das so genannte „Bid Book“ am 11. Januar 2011 beim IOC abgegeben wird, muss es nun durch Stadträte und Parlamente. Die Münchner Olympiabewerbung kann noch viele Freunde gebrauchen.
Thomas Becker