Post aus Wimbledon: Serena, die „-eva‘s“, „-ova‘s“ und „-kova‘s“

Serena Williams am Samstag im Finale also nicht gegen Kvitova (Tschechien) und nicht gegen Pironkowa (Bulgarien), sondern gegen Zwonarewa (Russland). Egal welche „-eva“, „-ova“ oder „-kova“ - Serena wird das Match nach Hause schaukeln.
von  Abendzeitung
*  Gunther Beth, Schauspieler &  Autor („Der Neurosen-Kavalier“, „Trau keinem über 60!“) lebt in München. Seit 2004 ist er Wimbledon-Kolumnist der AZ
* Gunther Beth, Schauspieler & Autor („Der Neurosen-Kavalier“, „Trau keinem über 60!“) lebt in München. Seit 2004 ist er Wimbledon-Kolumnist der AZ © AZ

Serena Williams am Samstag im Finale also nicht gegen Kvitova (Tschechien) und nicht gegen Pironkowa (Bulgarien), sondern gegen Zwonarewa (Russland). Egal welche „-eva“, „-ova“ oder „-kova“ - Serena wird das Match nach Hause schaukeln.

Der 16fachen Grand-Slam-Finalistin kann‘s, glaube ich, ziemlich egal sein, gegen welche „-eva“, „-ova“ oder „-kova“sie antreten muß. Wenn sie nicht verschläft, schaukelt sie das Match so sicher nach Hause wie die Sonne aufgehen wird, vielleicht sogar in neuer Rekordzeit. Das wäre ja nicht das erste Mal in einem Damen-Endspiel. Schon Steffi, unsere „Gräfin Gnadenlos“, hat ja gern zur Höchststrafe von 6:0, 6:0 verdonnert, sogar mal im French-Open-Finale von Paris. Aber das ist nicht gerade das, was die Zuschauer von den Sitzen reißt.

Die Attraktivität des Damentennis befindet sich kontinuierlich in der Krise. Nur die Stars von früher haben noch Anziehungskraft, wie man hier am Dienstag beim „Legenden-Doppel“ mit Martina Hingis und Anna Kurnikowa erleben konnte, als die Ränge proppevoll besetzt waren, während die Viertelfinalbegegnung zwischen Kvitova und Zwonarewa auf erschütternde Weise den Trend bestätigt: Freier Fall ins Niemandsland.

Das stärkt natürlich wieder den Zynismus der Kritikaster: Bei den Männern, höhnt die „Daily Mail“, werde debattiert, ob es gut sei, das neue Dach über dem Centre Court öfter zu schließen - „bei manchen Frauen-Matches sollte man dagegen besser schon vorher die Türen verrammeln“. Und: „Die Frauen, die in Wimbledon antreten“, schreibt der „Telegraph“, seien gar keine echten Frauen. „Es sind blonde, blasse Maschinen, die irgendwo in Osteuropa vom Band laufen.“ In diese Argumentation paßt auch ein Spruch von Serena Williams selbst: Bei all den "Ovas“, gegen die sie spielen muß, habe sie längst den Überblick verloren. „Manchmal denke ich, ich müßte selbst Williamsova heißen...“ Und angesprochen auf die Dominanz der Williams-Sisters, sagt Schwesterherz Venus (Wimbledon-Championesse 2000, 2002, 2005, 2007, 2008): „Die Tennis-Welt ist froh, daß es nur zwei von uns gibt“

Auch die Gleichheit der Bezahlung (das Preisgeld für den Wimbledon-Sieg beträgt 1,134 Millionen Euro sowohl bei Männlein wie Weiblein) ist ein leidiges Dauer-Thema. Variante 2010: Während die relativ namenlosen Herren Isner und Mahut für ihr Erstrunden-Match bekanntlich 3 Tage, 11 Stunden und 5 Minuten brauchten, reichten Petra Kwitova genau 46 Minuten, um ihr Achtelfinale gegen die dänische Weltranglisten-Vierte (!) Caroline Wozniacki mit 6:.2, 6:0 zu gewinnen.

Serena Williams ist als Titelverteidigerin so hoch favoriisiert, daß die Wettanbieter in London nur ein mildes Lächeln haben, wenn tatsächlich jemand auf eine „neue“ Siegerin bei den All England Championships tippen will. „Tja“, sagen sie, „wenn Steffi Graf und die Navratilova wieder mitspielen würden, dann könnte es endlich mal wieder klingeln in der Kasse!“ Und in der Klasse.

Gunter Beth

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