Post aus Wimbledon: Eine Mischung aus Kind, Prinzessin und Attentäter

Natürlich sind Ion Tiriac und Ilie Nastase auch wieder da. Aber die Flaggschiff-Kapitäne des rumänischen Tennis haben kaum ein Auge übrig für Federer, Murray und Djokovic - ihre Faszination gilt in diesem Jahr Sorana Cirstea, dem Senkrechtstart-Starlet aus Bukarest. AZ-Kolumnist Gunther Beth über Wimbledon und den kometenhaften Aufstieg einer 19 Jährigen.
von  Abendzeitung

Natürlich sind Ion Tiriac und Ilie Nastase auch wieder da. Aber die Flaggschiff-Kapitäne des rumänischen Tennis haben kaum ein Auge übrig für Federer, Murray und Djokovic - ihre Faszination gilt in diesem Jahr Sorana Cirstea, dem Senkrechtstart-Starlet aus Bukarest. AZ-Kolumnist Gunther Beth über Wimbledon und den kometenhaften Aufstieg einer 19 Jährigen.

19 Jahre jung und vom Scheitel bis zum Kinn reines strahlendes Erstaunen über ihren kometenhaften Karriere-Kick. Vor 3 Wochen Viertelfinale bei den French Open und seitdem: Ein Sterntaler-Regen von Euros, überall Autogrammjäger und Fernsehkameras. Und was sagt sie da in die Mikros: „Jetzt wissen sie in meiner Schule wenigstens, dass ich nicht schwänze!“

Wirklich entzückend.Mit 4 Jahren hat sie zum erstenmal ein Racket geschwungen und schuld daran war nicht der Bossa Nova, sondern Steffi Graf. „Mein absolutes Vorbild! Ich hab sie ständig auf dem Bildschirm verfolgt.“

So hat Sorana schon als Teenager Furore gemacht: In der Weltrangliste der unter Vierzehnjährigen wurde sie als Nummer eins geführt. Aber ihre Profikarriere kam zunächst nicht so recht in Schwung - während alte Widersacherinnen aus Kindertagen wie die Dänin Caroline Wozniacki spektakulär aufstiegen. Caroline ist ihre beste Freundin auf der Tour.

„Wir verbringen viel Zeit miteinander. Es hat mir imponiert, wie sie nach oben gekommen ist, aber für mich war es schwerer, weil ich immer wollte, dass alles ganz schnell geht. Und wenn es nicht so klappte, war ich entsetzlich enttäuscht.“ Aber dann besann sie sich wieder auf ihre Leitfigur: „Ich hab die „Gräfin“ bewundert, wie ernsthaft, wie konzentriert und geduldig sie auf dem Platz war.“

Peu-à-peu hat „Sori“ diese Tugenden dann auch selber umsetzen können und ist da angekommen, wo sie hin wollte, nun auch schon im Achtelfinale von Wimbledon - mit der Leichtigkeit eines Kindes, dem Charme einer Prinzessin und der Energie eines Attentäters. Eine Mischung, auf die Ion Tiriac extrem steht.

Gunther Beth, Schauspieler & Komödien-Autor (u.a. „Der Neurosen-Kavalier“, „Trau keinem über 60!“), lebt in München. Seit 2004 ist er Wimbledon-Kolumnist der AZ.

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