Post aus Wimbledon: And the winner is...

Warum für AZ-Kolumnist Gunther Beth der Stuttgarter Tennis-Profi Simon Greul ein Wimbledon-Sieger ist.
Nun also sind die Sieger gekürt und der „Heilige Rasen“ wird wieder manikürt - elfeinhalb Monate lang, täglich. Über eine Million Menschen haben in den vergangenen 14 Tagen diese unvergleichliche Tennis-Oper erlebt und dabei 27 Tonnen Erdbeeren verputzt. 627 Spieler aus 63 Nationen waren am Start - so wie Simon Greul (28) aus Stuttgart. Boris Becker war elf Jahre jünger, als er das erste Mal Wimbledon gewann. Aber solche Vergleiche sind so gemein wie dieser ganze Sport, wo es immer nur einen Gewinner gibt und ganz viele Verlierer. Aber Simon Greul verliert ja nicht immer - er ist immerhin die Nummer 111 auf der Weltrangliste. Trotzdem tun wir alle so, als ob das gar nichts wäre.
Die Tagesschau ignoriert ihn ebenso wie die BUNTE. Aber nicht die ABENDZEITUNG, wie man sieht! Denn wer kann schon seinen Enkeln davon vorschwärmen, dass er in Wimbledon aufgetreten ist ?! Sein Preisgeld für das Aus in der 2.Runde (5:7, 1:6, 4:6 gegen den Serben Novak Djokovic (der dann im Viertelfinale gegen Tommy Haas dran glauben musste) betrug immerhin 33 375 Pfund (rund 35 400 Euro) GBP. Und „Hobby-Profi“ Roberto Blanco, der ja bei allen grossen Turnieren an vorderster Front sitzt, würde was drum geben, gegen Simon auch nur einen einzigen Punkt zu machen.
Aber das ist noch längst nicht alles, was auf seiner Haben-Seite steht:. Zum Beispiel kann er samstags bei Tengelmann einkaufen gehen, ohne dabei einen Menschenauflauf zu verursachen. Er muss keine Angst um seine Millionen haben, weil er keine Millionen hat. Und er wird weder zu Kerner noch zu Beckmann eingeladen, um sich dort von seiner schwierigen Kindheit freizuquatschen. Wenn jetzt irgendeiner wissen möchte, wo denn nun bei dieser Geschichte das Happy End bleibt - genau das ist es.
So, das war‘s für dieses Jahr. Bye-bye, schönen Sommer - und Auf-Wieder-Lesen am 21. Juni 2010 !