Pop, Pomp und Pathos

LONDON Bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele geizten die Engländer nicht mit Pomp und Pathos, einer imposanten Reise durch die englische Geschichte. Richtig dick aufgetragen war die Show – und richtig gut: Mit Feuerringen am Himmel und knalligen Choreographien.
Die Schlusszeremonie im Olympiastadion am Sonntagabend hat gezeigt, dass sie zugleich das andere Extrem beherrschen: Die Tränen der Athleten auf Großleinwand, vor Freude oder Trauer, einfach nur begleitet von einem Klavier und Emeli Sandés Stimme. Oder die anderen großen Musiker unserer und vergangener Zeiten, die nicht nur mit auf einer auf die Spitze getriebenen Inszenierung, sondern genauso mit Herz begeisterten: Da war vor allem George Michael, mit Totenkopf-Gürtel und Riesensonnenbrille – er sang „Freedom“ und „White Light“ – letzteres Stück hat er den Ärzten im Wiener Krankenhaus geschrieben, die ihn Ende 2011 vor einer lebensbedrohlichen Lungenentzündung retteten. Auch Madness („Our House“) waren auf der Bühne, die ewigen Elektro-Popper der Pet Shop Boys, Annie Lennox auf dem Gothic-Piratenschiff und Rap-Sensation Tinie Tempah.
Die Sportler marschierten nicht etwa militärisch in Gruppenformation ein, sondern liefen in kleinen Haufen durch viele verschiedene Eingänge. Mit ihren gezückten Kameras und Smartphones wuselten sie durcheinander – die große Olympische Familie.
Auf der Tribüne verneigten sich die Royals um Prinz Harry vor den Athleten, vor großartigen Olympischen Spielen an sich. IOC-Präsident Jacques Rogge war begeistert: „Ich bin ein glücklicher und dankbarer Mann. Es waren absolut fabelhafte Spiele“, bilanzierte der Belgier gestern in der englischen Metropole. „Das waren Athletenspiele, das olympische Dorf war fantastisch, die Sportstätten haben funktioniert und das Publikum war großartig. London hat die olympische Bewegung erfrischt.“
Dazu passt, dass OK-Chef Sebastian Coe von Premierminister David Cameron zum Sportbeauftragten der Regierung ernannt wurde. Coe selbst lobte die Olympia-Show : „Wir haben fantastische Spiele abgeliefert. Die Athleten haben eine ganze Generation inspiriert.“