Polnische Posse um Podolski

Der Streit um den im schlesischen Gliwice geborenen deutschen Nationalspieler Lukas Podolski treibt immer seltsamere Blüten. Politiker will den DFB-Star ausbürgern – doch der hat gar keinen polnischen Pass
von  Abendzeitung
„Es schlagen zwei Herzen in meiner Brust“: Dennoch verfügt der in Polen geborene Lukas Podolski ausschließlich über die deutsche Staatsangehörigkeit.
„Es schlagen zwei Herzen in meiner Brust“: Dennoch verfügt der in Polen geborene Lukas Podolski ausschließlich über die deutsche Staatsangehörigkeit. © dpa

ASCONA - Der Streit um den im schlesischen Gliwice geborenen deutschen Nationalspieler Lukas Podolski treibt immer seltsamere Blüten. Politiker will den DFB-Star ausbürgern – doch der hat gar keinen polnischen Pass

Das Spiel ist längst vorbei. Verloren haben sie, die Polen. Durch zwei Treffer von Lukas Podolski. Doch der Streit um den im schlesischen Gliwice geborenen deutschen Nationalspieler treibt immer seltsamere Blüten. So hat nun Miroslaw Orzechowski, Vorstandsmitglied der Partei „Liga polnischer Familien" (LPR), gefordert, Podolski die polnische Staatsbürgerschaft abzuerkennen.Weil das polnische Recht keine doppelte Staatsbürgerschaft vorsehe.

Orzechowski wolle sogar juristisch vorgehen, falls der polnische Staatspräsident Lech Kaczynski seiner Forderung nicht nachkommen werde. Den Prozess kann sich der national-katholische Politiker jedoch getrost sparen. Denn Podolski verfügt de facto gar nicht über die polnische Staatsangehörigkeit. Am Mittwoch erklärte der Stürmer selbst: „Der Witz ist: Ich habe gar keinen polnischen Pass." Den Trubel kann er überhaupt nicht nachvollziehen.

49 Spiele für Deutschland

49 Mal hat Podolski mittlerweile für Deutschland gespielt, bereits im Alter von zwei Jahren war er mit seinen Eltern aus Polen ins Rheinland gekommen. Später, als es darum ging, für welche Auswahlmannschaft er spielen wolle, habe sich der polnische Verband überhaupt nicht um ihn gekümmert. „Erst als ich in der U 21-Nationalmannschaft gespielt habe und in der Öffentlichkeit stand, hat er sich um mich bemüht", erklärte Podolski nun.

Der damalige Nationaltrainer habe ihm sogar ein Trikot mit der Nummer zehn geschickt. „Doch da war meine Entscheidung schon für Deutschland gefallen“, sagte der 23-Jährige, „und die war richtig. Dennoch schlagen in meiner Brust zwei Herzen. Wir müssen jetzt gegen Kroatien gewinnen, um auch Polen zu helfen."

Fragen bleiben

Wahrscheinlich werden sie jetzt wieder streiten, die polnischen Politiker aus der Hinterbank: Darf man sich von einem Nicht-Polen überhaupt helfen lassen? Muss Podolski wieder eingebürgert werden, um dann ordnungsgemäß ausgebürgert werden zu können? Fragen bleiben. thk

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