Poldis Geheimnisse

TENERO - Der Doppel-Torschütze Lukas Podolski holt sich seine Kraft bei der Familie – und ist stolz auf seine polnischen Wurzeln. Die AZ klärt auf: Die drei Geheimnisse des Lukas Podolski.
Lukas Podolski zeigte sich am Montag nicht. Nicht im Training, nicht auf der Pressekonferenz des DFB. Und er war froh darüber. Denn um 12 Uhr mittags mussten diejenigen Spieler, die beim 2:0 gegen Polen am Vorabend nicht in der Anfangsformation gestanden hatten, ein paar Runden samt Fitness-Einheit drehen. Oft genug hatte Podolski diese lästige Einheit mitmachen müssen – an der Säbener Straße, wenn er beim FC Bayern mal wieder nur eingewechselt worden war.
Nun ist er ganz oben, auf Platz der EM-Torschützenliste. Beide Treffer hatte er gegen die Polen erzielt, in der von Gerd Müller mit 68 Treffern angeführten DFB-Torschützenliste liegt er mit 27 Treffern auf Rang 15 – und das mit nur 23 Jahren. Am Donnerstag gegen Kroatien (18 Uhr, ZDF live) macht er schon sein 50. Länderspiel.
Das gegen die Polen war das emotionalste seiner Karriere. „Man konnte schon vor der Partie merken, wie angespannt Lukas war“, sagte Teammanager Oliver Bierhoff. Im roten Dress des Polen Mariusz Lewandowskiwar Podolski auf die Tribüne zu seinen Verwandten geklettert, hatte seinen Vater Waldemar geküsst. „Ich wollte mich von ihnen verabschieden, denn sie sind direkt nach dem Spiel wieder nach Hause gefahren“, sagte Podolski. Mehr verriet er nicht
Die AZ klärt auf. Die drei Geheimnisse des Lukas Podolski.
Sein Zuhause
Er hat zwei, in Polen und in Deutschland. Vater Waldemar, der in Weilerswist südwestlich von Köln lebt und ein Garten- und Landschaftsbau-Unternehmen betreibt. „Ich bin Kölner mit Leib und Seele“, sagt Podolski, „da lebt ein Teil meiner Familie und meine Freunde.“ Der andere Teil lebt in Gleiwitz, dort kam er zur Welt. Seine Oma Zofia (77) hat dort eine kleine Wohnung im Stadtteil Sosnica, im Wohnzimmer hängen drei Poldi-Trikots an der Wand. „Ich habe sie so durchgeschwitzt aufgehängt“, sagte sie einmal. Auf einer Autogrammkarte steht „Dla Babci“ – für Oma. Gleiwitz ist seine Heimat, hier sind seine Wurzeln. Wenn Lukas seine Großmutter besucht, trägt er ihr brav die Kohlen aus dem Keller. Zofia ist stolz auf ihn: „Er ist ein ganz lieber Enkel. So, wie man es sich wünscht.“ Und Podolski dankt seinen Eltern: „Denen habe ich alles zu verdanken.“ Er hat sie zu Oma und Opa gemacht: Mit Freundin Monika, einer Kosmetikerin, die aus Polen stammt, hat er seit April Söhnchen Louis.
Seine Torgefahr
Er ist der Doppelpack-Experte. Wenn er in einem Spiel trifft, legt er meist noch einen Treffer nach – siehe das 2:0 bei der WM gegen Schweden oder seine Doppelpacks mit Bayern im Uefa-Cup gegen Bolton und Anderlecht. „Wenn ich mich gut fühle, ist es manchmal leichter, gleich noch einen nachzulegen“, sagte er.
Der Anti-Joker
Podolski trifft fast ausschließlich, wenn er von Beginn an spielt – was sein größtes Problem bei Bayern ist. In 25 Bundesligaspielen der abgelaufenen Saison wurde er 17 Mal eingewechselt, traf dabei aber nur beim 1:1 in Nürnberg. „Wenn Lukas ständig in Bewegung ist, strahlt er eine enorme Torgefahr aus“, lobte Löw. Und dazu braucht er das Gefühl, den Anpfiff auf dem Platz zu erleben.
Patrick Strasser/Thorsten Klein