Pokalfinale - "Ein Duell der Versehrten"
Am Samstag spielen die Basketballer der Bayern um den Pokal. Die Gegner sticheln, TV-Experte Buschmann macht den großen Check
MÜNCHEN Es ist der natürliche Reflex aller Basketball-Bundesligisten in Deutschland: Kommt der FC Bayern in die Stadt, wird das Bild von Tradition gegen Kommerz gezeichnet, von aufopferungsvoller Arbeit gegen den großen Geldbeutel. Am Samstagabend spielen die Bayern im Pokal-Halbfinale in Berlin gegen Alba. Und Axel Schweitzer, Aufsichtsratschef des Alba-Konzerns, schießt bereits erste Giftpfeile nach München: „Wir sind gespannt, mit welcher Nachhaltigkeit das Projekt betrieben wird”, sagte Schweitzer in der „Morgenpost”. Ihm gefällt das selbstbewusste Auftreten der Bayern nicht. Er stichelt: „Ich würde mir wünschen, dass erst einmal im Basketball sportliche Nachhaltigkeit mit Meistertiteln belegt wird und dann die Ansprüche kommen.”
Man darf jedenfalls davon ausgehen, dass die Bayern in Berlin keine allzu freundliche Kulisse erwartet – zwei Siege (siehe Infokasten) braucht die Mannschaft von Trainer Svetislav Pesic für den zweiten Pokalsieg nach 1968.
In der AZ analysiert TV-Experte Frank Buschmann die Teilnehmer.
FC Bayern vs. Alba Berlin: Zwar haben die Berliner am Mittwochabend in der Euroleague gegen Bamberg gewonnen, in der Liga „ist aber der Wurm drin”, sagt Buschmann. Der sechsmalige Pokalsieger (zuletzt 2009) hat aus den letzten zehn Ligaspielen fünf verloren und liegt derzeit als Fünfter drei Ränge und zwei Siege hinter dem FC Bayern. Der wird wiederum von Verletzungssorgen bei den großen Jungs geplagt: Lawrence Roberts wird, sechs Tage nach seiner mehrfachen Jochbogenfraktur, wenn überhaupt nur angeschlagen und mit Maske auflaufen können. Jared Homan hat Probleme mit den Bändern an beiden Füßen, Chevon Troutman schmerzt die Halswirbelsäule.
„Ein Duell der Versehrten”, sagt Buschmann. „Und ich bin mir sicher: „Bayern und Berlin werden sich mit allem beharken, was sie haben. Das Spiel wird viel Kraft und Energie kosten, ich sehe beide Teams ungefähr gleichauf. Vor zwei Wochen hätte ich gesagt: Der Sieger aus diesem Spiel ist Favorit auf den Titel. Aber jetzt bin ich mir nicht mehr sicher.” Die Bayern haben zuletzt dreimal in Serie auswärts verloren – das und die Verletzungen nagen am Selbstvertrauen. „Für Bayern muss es heißen: Gesund werden und den Fokus auf die Playoffs legen.”
Artland Dragons vs. Ratiopharm Ulm: „Das sind im Moment zwei Heißdüsen”, sagt Buschmann. Artland, Bayern-Bezwinger im vergangenen Playoff-Viertelfinale und Pokalsieger 2008, ist in der Liga derzeit Sechster. „Die Mannschaft hat sich gut stabilisiert”, sagt Buschmann. Und da ist vor allem noch Ulm (Platz vier in der Liga, Pokalsieger 1996). „Wenn die ins Laufen kommen – dann gute Nacht.” Mit Center John Bryant haben die Ulmer zudem den wohl besten großen Spieler der Liga in ihren Reihen – der den angeschlagenen Bayern in einem Finale empfindlich zusetzen könnte. „Der Sieger dieses Halbfinals hat gute Chancen auf den Titel”, sagt Buschmann. Und macht dennoch auch den Bayern Hoffnung: „Siege setzen in der Birne manchmal unglaubliches frei.”