Podolskis Erlösung: Der Geheimplan

Bayern wirbt um Topstar Andrej Arschawin. Sollte St. Petersburg Russlands EM-Star im Winter ziehen lassen, könnte der Kölner Lukas Podolski zurück zu seinem geliebten FC: „Ein Schritt zurück, zwei Schritte nach vorn“
von  Abendzeitung
Podolskis ewiges Bankdrücken könnte bald ein Ende finden. Wenn die Bayern einen Topstar kriegen, würden sie ihn wohl gehen lassen.
Podolskis ewiges Bankdrücken könnte bald ein Ende finden. Wenn die Bayern einen Topstar kriegen, würden sie ihn wohl gehen lassen. © dpa

Bayern wirbt um Topstar Andrej Arschawin. Sollte St. Petersburg Russlands EM-Star im Winter ziehen lassen, könnte der Kölner Lukas Podolski zurück zu seinem geliebten FC: „Ein Schritt zurück, zwei Schritte nach vorn“

ST.GALLEN Natürlich liegt seine volle Konzentration auf dem Länderspiel morgen in Finnland. Ist doch klar, schließlich will Lukas Podolski seine sensationelle Torquote im DFB-Dress (30 Treffer bei 58 Einsätzen) weiter verbessern. Doch sein ganz persönliches „Spiel des Jahres“ findet am Samstag statt. Bei seinem Verein, in seiner Stadt, in seinem Stadion: 1. FC Köln gegen den FC Bayern. Für Podolski ein Heimspiel – und zugleich das letzte Duell gegen den Klub seines Herzens, bei dem er Sohn Louis (vier Monate) als Mitglied anmeldete?

Da kümmert ihn auch eine angebliche Offerte von Real Madrid samt Millionen-Gehalt wenig. Er bleibt stur. Er will nach Köln zurück. Kurz vor der Winterpause werden die FC-Bosse ihr Werben und Baggern um Podolski wieder erhöhen – insbesondere, wenn der Klub nach der Hinrunde im Abstiegskampf steht. Mehrere Firmen haben bereits ihre Bereitschaft signalisiert, dem Verein bei solch einem Kraftakt finanziell zu helfen. Manager Michael Meier: „Lukas ist ein Spaßfußballer. Er hat nur Freude am Beruf, wenn er spielt, nicht, wenn er auf der Bank sitzt. Was sollte er also in Madrid? Dort könnte ihm dasselbe Schicksal blühen wie bei Bayern." Und die sind es langsam leid, dass Podolski bei jeder Gelegenheit betont, dass sein Herzensverein ein anderer Klub ist.

Hintertür für Podolski

Als Owen Hargreaves um seine Freigabe zu Manchester United bettelte, blieben die Bayern zunächst bei zwei Versuchen hart, willigten schließlich aber doch ein. Schon im Sommer hätten sie Podolski ziehen lassen, falls der VfB Stuttgart bereit gewesen wäre, Mario Gomez abzugeben. Uli Hoeneß: „Dann hätten wir ernsthaft überlegt, Lukas zum VfB zu verkaufen.“ Doch für Podolski, so berichtete Stuttgarts Manager Horst Heldt, war das kein Thema. Er ließ ausrichten: Wenn er in der Bundesliga wechselt, dann nur zurück nach Köln. Den Bayern wäre es ohnehin lieber, wenn sie mit einer Freigabe für Podolski keinen direkten Konkurrenten um den Titel wie etwa den VfB oder Werder Bremen stärken.

Wie die AZ erfuhr, gibt es nun doch eine Hintertür für Podolski. Jedoch hängt alles an Zenit St. Petersburg. Schon am Rande der Champions-League-Auslosung Ende August in Monaco haben die Bayern versucht, den russischen Star-Stürmer Andrej Arschawin (27) zu verpflichten. Aber die Russen lehnten einen Transfer ab. Sie brauchen Arschawin für die erstmalige Teilnahme an der Königsklasse. Gegen Juventus Turin und Real Madrid können sie nach ihrem Uefa-Pokal-Sieg endgültig ganz Europa beeindrucken. Außerdem endet die Saison in der russischen Liga bereits Ende Oktober, also wäre ein Wechsel in der zweiten Transferperiode im Januar möglich.

Seine Erlösung?

Arschawin, 2005 und 2006 Russlands Fußballer des Jahres, ist die Galionsfigur von Zenit, wollte den Verein aber schon im Sommer verlassen. „Ich wollte wirklich gehen, und ich will es immer noch. Aber mein Klub tut alles, um das zu verhindern“, sagte Arschawin (Vertrag bis Dezember 2010) der russischen Sportzeitung „Express“ und fügte hinzu: „Man sagte etwas von 27 Millionen Euro Ablöse. Das schreckt jeden ab." Reine Verhandlungssache.

Kommt Arschawin, würden die Bayern Podolski wohl ziehen lassen. Es wäre seine Erlösung. Zugleich ein Karriere-Knick? „Jeder würde sagen: Dann müsste er doch zu Real Madrid gehen. Aber ich sehe es anders“, meinte Ex-Bayern-Kapitän Lothar Matthäus zur AZ: „Manchmal kann ein vermeintlicher Schritt zurück für einen Spieler zwei Schritte nach vorne bedeuten."

Patrick Strasser

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