Plötzlich Titelkandidat

Während Trainer Svetislav Pesic vor Euphorie bei den Basketballern des FC Bayern warnt, gehört seine Mannschaft für den Rest der Liga zu den Meisterschaftsfavoriten. Bayreuth kommt mit Respekt
MÜNCHEN Ob er denn die anhaltende Siegesserie des FC Bayern nicht mit der Mannschaft feiern würde, wird Svetislav Pesic gefragt. Der Basketballtrainer blafft zurück: „Soll ich hier Sekt statt Wasser trinken oder was?” Pesic, am vergangenen Wochenende gegen Ulm zum sechsten Mal in Serie erfolgreich, mahnt: „Zufriedenheit bringt uns nicht nach vorne.” Und erklärte nach dem jüngsten Sieg: „Wir sind noch kein Spitzenteam.”
Am Sonntag (15 Uhr) empfangen die Bayern den BBC Bayreuth im Audi Dome, als großer Favorit. Pesic ist selbstverständlich trotzdem gewarnt: „Bayreuth hat Berlin richtig kaputt gemacht.” Doch auch wenn der Erfolgscoach weiter Undestatement betreibt – die Bundesliga fürchtet den FC Bayern wieder. Die AZ hat sich umgehört.
Marco van den Berg (Trainer BBC Bayreuth): „Bayern ist derzeit – neben Bamberg – die stärkste Mannschaft der Liga. Sechs Spiele nacheinander zu gewinnen ist ein dickes Ausrufezeichen. Die Energie in ihrem Spiel hat sich geändert, Tempo und Intensität sind viel höher. Mich würde es nicht überraschen, wenn sie bereits in diesem Jahr Meister werden würden. Wir kommen am Sonntag nach München mit großen Respekt – vor Pesic und auch vor der Marke FC Bayern. Respekt, aber keine Angst!”
Wolfgang Heyder (Manager Baskets Bamberg): „Für mich kommt es überhaupt nicht überraschend, dass der FC Bayern jetzt diese Siegesserie hinlegt. Wir haben die Bayern immer auf dem Schirm behalten, in dieser Mannschaft steckt ein unheimliches Potenzial, jede Position ist doppelt besetzt. Und in Svetislav Pesic haben sie einen Trainer mit großer Energie und Aura, der eine fantastische Biographie vorweisen kann. Er lenkt die Bayern in die richtige Richtung. Ich glaube, dass sie auf jeden Fall um die Meisterschaft mitspielen werden. Und sie haben auch noch den Vorteil, dass sie sich in Ruhe auf die Playoffs vorbereiten können, während wir wegen der internationalen Spiele stärker gefordert sind. Ganz klar: Sie sind derzeit unser stärkster Konkurrent.”
Hermann Schüller (Geschäftsführer Baskets Oldenburg): „Kein Spitzenteam? Ich glaube, Pesics Aussage ist reine Taktik, um seinen Leuten zu signalisieren: Wir sind noch nicht da, wo wir hinwollen. Pesic hat eine ganz andere Qualität in die Mannschaft gebracht, das ist deutlich erkennbar. Bei unserem klaren Auswärtssieg (Oldenburg siegte am 3. Oktober 80:61 in München, d. Red.) waren sie längst nicht in dieser Verfassung. Beim Heimspiel im April wird uns ein ganz anderer FC Bayern erwarten, da bin ich mir sicher. Für die Liga ist es wichtig, dass sie oben mitspielen, Bayern ist schließlich ein Aushängeschild.”
Alexander Meilwes (Manager Artland Dragons): „Natürlich bekommen wir mit, was gerade in München passiert. Aber wir wussten auch vorher schon, dass Potenzial in dieser Mannschaft schlummert. Pesics Aussage ist wohl unter Berücksichtigung seiner Vita zu verstehen: Durch seine Trainer-Erfolge auf höchstem internationalen Niveau hat er ein anderes Verständnis von einer Spitzenmannschaft.”