Pleiten, Pech und Possen! Die WM wird zur Farce

VAL D'ISERE - Val d’Isère versinkt im Neuschnee und im Chaos. Rieschs Abfahrt wird auf Montag verschoben, ein Österreicher darf dafür gleich zweimal fahren.
Kurz vor drei kam die Absage dann doch. Unten auf den Anzeigetafeln im Ziel blinkte schon der Name der Startnummer 1, der Rumänin Edith Miklos auf, als um 14.59 Uhr, eine Minute vor Rennbeginn die WM-Abfahrt der Frauen doch noch gestrichen und auf Montag (13 Uhr, ARD und Eurosport live) verschoben wurde. Wegen des Neuschnees und der mangelnden Sicherheit. Die Läuferinnen, die Trainer, die Zuschauer, alle schauten frustriert. Wie so oft in diesen Tagen in Val d’Isère, wo sich ein Chaos an das andere reiht.
Schon am Sonntagvormittag verschoben die Veranstalter die Abfahrt von 13 auf 15 Uhr. Über Nacht war zuviel Neuschnee gefallen, doch anstatt das Rennen gleich abzusagen und zu verschieben, warteten sie bis zuletzt. Ein unmögliches Unterfangen, wie sich schließlich herausstellte. Ärgerlich für die Läuferinnen wie Maria Riesch, die den Tag so gut zum Slalom-Training hätte nutzen können. Stattdessen saß sie tatenlos herum und als die Absage kam, war es dann auch schon zu spät. Aber Ärger gab es ja schon an den Tagen davor.
Bei der Männer-Abfahrt am Samstag etwa, ein teilweise irreguläres Rennen auf der Piste namens „Face de Bellevarde“. Farce de Bellevarde wäre passender gewesen.
So mussten Spitzenfahrer wie Bode Miller im Blindflug durch eine dicke Nebelbank hasardieren. Vollendet wurde die Peinlichkeit dann bei der Posse um Michael Walchhofer. Der Weltmeister von 2003 war auf Platz 12 gefahren, weit weg von den Medaillen. Der Kanadier John Kucera bejubelte schon seinen sensationellen Weltmeistertitel, die Schweizer Didier Cuche und Carlo Janka feierten ihre Silber- und Bronzemedaillen, als sie plötzlich noch einmal zittern mussten. Denn die Jury ließ Walchhofer noch einmal fahren.
Grund: Rennchef Günter Hujara hatte kurz vor dem Start des Sakzburgers wegen der schlechten Sicht eine Unterbrechung des Rennens ins Starthaus gefunkt.
Nur 50 Minuten nach seinem ersten Lauf raste Walchhofer noch einmal die schwere Piste hinunter, verbesserte sich sogar auf den neunten Platz, bevor der zweite Durchgang dann auf einmal doch groteskerweise annuliert wurde. Denn da hatte sich herausgestellt, dass Hujaras Stopp-Order oben gar nicht angekommen war, weil zeitgleich ein anderer Funkspruch gesendet wurde. „Der Michi hat riskiert für nichts“, zürnte ÖSV-Trainer Toni Giger wegen des sinnlosen Risikos, Walchhofer ein zweites Mal fahren zu lassen, „da sieht man, dass diese Leute gar keine Ahnung haben.“
Aber Ahnungslosigkeit unterstellten die Trainer in Val d’Isere schon oft in den letzten Tagen. Den Organisatoren, die die Pisten viel zu schwer gestalteten, auf Strecken, auf denen im Weltcup noch nie gefahren wurde. So drohten die Frauen schon mit einem Boykott des Teamwettbewerbs, sollten sie den Super-G wie geplant auf der Männerstrecke fahren müssen. Nach hitzigen Debatten fahren sie nun doch am Frauen-Berg.
Richtig Spaß scheint den Beteiligten die WM nicht zu machen, es ist zu befürchten, dass der Frust noch eine Woche anhält. Dann werden sie froh sein. Wenn die WM endlich vorbei ist.
fk