Pleite in Berlin: "So kannst du nicht spielen"
Pesics Basketballer werden erstmals in der Liga bezwungen: Mit 74:94 in Berlin. Dabei wirken sie meist ungewohnt hilflos
BERLIN Natürlich, der FC Bayern hatte die Messlatte in den vergangenen Wochen extrem hoch gesetzt: Sieben Siege in Serie in der Liga, die einzige Niederlage in der Euroleague beim amtierenden Champion Piräus. Erst am Freitag ein begeisternder Auftritt gegen das spanische Top-Team aus Malaga.
Und dann dieser Auftritt in Berlin: Ein Spiel, in dem Alba den Bayern von vorne bis hinten den Schneid abkaufte – und am Ende höchst verdient mit 94:74 gewann: Der Beweis, dass die Bayern mit einer aufopferungsvollen Teamleistung und cleverer Verteidigung sehr wohl schlagbar sind. Dass Svetislav Pesics Offensiv-Spektakel durchaus zu bremsen ist.
„Das war ein exzellentes Spiel von Alba. Wir haben von der ersten Minute an nur reagiert, so kannst du nicht spielen”, sagte der Bayern-Trainer nach dem Spiel. „Die Basis im Basketball ist Defense und Rebound, die Berliner haben dabei viel mehr gezeigt als wir.” US-Star Malcolm Delaney, der beste Münchner am Sonntagnachmittag, zeigte sich selbstkritisch: „Zu viele dumme Ballverluste auf meiner Seite”, schrieb er auf Twitter. Und Nihad Djedovic fasste zusammen: „Berlin hat sehr aggressiv gespielt. Wir haben das leider nicht getan.”
Die Atmosphäre in der mit 14500 Zuschauern in dieser Saison erstmals ausverkauften Berliner O2-World war frostig bis feindselig: Vier Spieler wechselten vor der Saison von Alba zum FC Bayern – Djedovic, Deon Thompson und Yassin Idbihi, dazu Heiko Schaffartzik, als einziger aus laufendem Vertrag. Der Vorwurf: Gezielte Schwächung der Konkurrenz. „Viele Berliner Spieler waren einfach auf dem Markt, weil sie offensichtlich weg wollten aus Berlin”, entgegnete Bayern-Präsident Uli Hoeneß im „Tagesspiegel”. „Es gab ja wohl auch das eine oder andere Problem innerhalb der Mannschaft.”
Natürlich schmerzt die Bayern die Niederlage. Vor allem, weil sie dabei auf der Suche nach guten Würfen oft ungewohnt hilflos aussahen. „Ich bin nicht froh, dass wir verloren haben, aber viel mehr stört mich, wie wir hier gespielt haben”, sagte Pesic.
Aber im Grunde dürften die Bayern auch froh sein, dass ihnen eine andere Mannschaft in der Liga zu diesem frühen Zeitpunkt die Grenzen aufzeigt: Weil eine deftige Niederlage mehr Baustellen offenlegt, als fünf Siege es je könnten. „Ich bin mir sicher, dass wir aus diesem Spiel Positives ziehen werden”, sagte Pesic, der stets gemahnt hatte, sich von der Siegesserie nicht blenden zu lassen.
Die Bayern-Spieler verließen die Halle mit Trotz im Sinn: „Wir müssen nun eine Antwort geben, sie haben uns unsere Schwächen aufgezeigt. Das darf uns nicht nochmal passieren”, sagte Bryce Taylor.
Die nächste Herausforderung wartet schon: Am Freitag reisen die Bayern nach Istanbul zu Galatasaray. Dort werden sie das Berlin-Spiel sicher gesehen haben.