»Platz eins für meine Frau und meine Mädchen«

Bayerns Spielmacher Franck Ribéry ganz privat: In einem exklusiven Interview mit der AZ spricht der 24-jährige französische Weltstar über seinen Traum von einem Sohn fürs Kicken, das Leben in München und seinen Ruf als Spaßmacher in der Kabine.
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"Ich muss also kein Heimweh haben": Franck Ribéry mit mit seiner Frau Wahiba.
Klaus Primke "Ich muss also kein Heimweh haben": Franck Ribéry mit mit seiner Frau Wahiba.

Bayerns Spielmacher Franck Ribéry ganz privat: In einem exklusiven Interview mit der AZ spricht der 24-jährige französische Weltstar über seinen Traum von einem Sohn fürs Kicken, das Leben in München und seinen Ruf als Spaßmacher in der Kabine.

VON ANNETTE ZOCH und JOCHEN SCHLOSSER

AZ: Oliver Kahn hat Sie kürzlich mit Frankreichs Legende Zinédine Zidane verglichen. Ist das eine Ehre? Oder fühlen Sie sich unter Druck gesetzt?

FRANCK RIBÉRY (24): Nein, das finde ich eher schmeichelhaft. Und ich freue mich, dass jemand wie Oliver Kahn so etwas über mich sagt. Für mich ist Oliver Kahn einer der besten Torhüter der Welt, und es macht großen Spaß mit ihm zusammen in einer Mannschaft zu spielen. Und mit Zidane verglichen zu werden, ist eine große Ehre.

Sie haben zuletzt gesagt, dass Sie für immer in München bleiben. Was gefällt Ihnen am FC Bayern so gut?

Als ich herkam, kannte ich den Klub nicht, ich hatte keine Ahnung von Deutschland, erst Recht nicht von der Sprache. Aber das Team, der Trainer, der Manager, alle haben sich super um mich gekümmert. Die Fans waren auch von Anfang an toll – und so kam es mir vor, als wäre ich schon immer hier. Das hat mir Selbstvertrauen und Kraft gegeben und ich konnte auch von Anfang an die Leistung zeigen, die Bayern von mir erwartet.

Wie genau hat Bayern sich um Sie gekümmert. Hat Uli Hoeneß Sie auf eine Stadtrundfahrt mitgenommen?

Das nicht, aber Uli Hoeneß und Ottmar Hitzfeld helfen mir bei allen Problemen. Ihnen liegt viel daran, dass es meiner Familie gut geht, sie fragen auch jeden Tag nach ihnen. Uli Hoeneß weiß: Wenn es meiner Familie gut geht, geht es mir auch gut. Und nur dann kann ich auch gut Fußballspielen. Platz eins ist für meine Frau und meine Mädchen (seinen Töchtern Hiziya/2 und Shahinez/2 Monate, die Red. ) reserviert, erst dann kommt der Fußball. Der FC Bayern hat uns zum Beispiel geholfen, ein Kindermädchen zu finden – oder in Grünwald einen Kindergartenplatz für Hiziya.

Haben Sie sich hier denn inzwischen gut eingelebt?

München ist ziemlich groß im Gegensatz zu Boulogne-sûr-Mer, aber sehr schön. Hier gibt es viel zu entdecken, die Stadt ist sehr lebendig, aber auch schön ruhig für Kinder. Mit meiner Tochter war ich zum Beispiel schon im Tierpark Hellabrunn, das hat ihr super gefallen. Meine Eltern habe ich gleich auch nochmal mitgenommen, als sie das erste Mal in München zu Besuch waren.

Und was sagen dann die Leute? Ich meine, plötzlich steht da Franck Ribéry im Zoo! Können Sie sich frei bewegen, können Sie ganz normal einkaufen gehen?

Ich war ja schon immer Franck Ribéry, deswegen denke ich mir persönlich gar nichts dabei. Klar gehe ich in die Stadt und zum Bäcker. Dann wollen die Leute oft Autogramme oder ein Foto, aber das mache ich gerne, wenn ich ihnen eine Freude machen kann.

Wo Sie gerade vom Bäcker reden: Vermissen Sie das französische Brot?

Nein, es gibt bei mir in der Nähe eine französische Bäckerei! Das ist genial, da gibt's auch sehr leckere Croissants und Pain au Chocolat. Ich muss also kein Heimweh haben.

Sie haben ja auch relativ oft Freunde aus Frankreich zu Besuch...

Ja, das sind alte Freunde aus Boulogne-sûr-Mer, die sich München anschauen wollen und die Allianz Arena. Und wenn es sich ergibt, lade ich sie natürlich gerne zu einem Spiel ein.

Aber Boulogne-sûr-Mer scheint Ihnen immer noch sehr wichtig zu sein, schließlich wurde Ihre zweite Tochter dort geboren.

Das war aber nicht geplant, das war gewissermaßen ein Notfall. Meine Frau wollte ihre Familie besuchen, aber dann gingen auf einmal die Wehen los. Eigentlich hatten wir hier schon alles geregelt, die Geburtsklinik ausgesucht, den Arzt und so weiter. So ist meine Tochter dann doch keine Münchnerin geworden, sondern eine Französin. Weil alles so schnell ging, konnte ich selbst leider nicht dabei sein, aber ich bin sofort nach Frankreich gefahren und habe die Kleine dann am Abend gesehen.

Hätten Sie gerne noch mehr Kinder?

Aber natürlich. Einen kleinen Jungen, zum Fußballspielen (lacht)!

Lernen Sie eigentlich jetzt Deutsch mit ihrer zweijährigen Tochter zusammen?

Sie geht ja schon auf einen deutschen Kindergarten, wahrscheinlich spricht sie bald besser als ich. Deutsch ist aber auch wirklich eine schwierige Sprache. Aber ich bin motiviert. Ich werde mich da schon durchkämpfen, schließlich will ich die Sprache irgendwann auch mal können.

In der Vergangenheit hatten Sie ziemlich viel Pech: Bei Galatasaray gab’s kein Geld, Sie sind gegangen. Davor mussten Sie sogar mal auf der Baustelle arbeiten, weil Ihr Club Alès pleite gegangen war. Können Sie das, was Sie jetzt hier beim FC Bayern haben, mehr schätzen, weil Sie sich es so hart erkämpfen mussten?

Ja, ich bin stolz auf mich, auf meine Familie und auf die Menschen, die mir geholfen haben. Was ich im Moment erlebe, ist das Maximum an Glück und Zufriedenheit. Ich hoffe, dass es noch lange so weitergeht. Und dass ich nie vergesse, wo ich hergekommen bin. Dass ich immer am Boden bleibe.

Wenn Sie auf dem Spielfeld stehen, kommt dann dieses Gefühl von früher zurück, als Sie noch der kleine Arbeiterjunge aus Boulogne-sûr-Mer waren, der Außenseiter?

Manchmal gehen mir die Erinnerungen an diese schwierigen Zeiten schon durch den Kopf. Aber wenn ich auf dem Platz stehe, dann denke ich nur an das Spiel. Dann ist das alles ganz weit weg.

Der FC Bayern ist zur Zeit ziemlich abhängig von Ihnen als Spieler. Machen Sie sich deshalb Sorgen?

Nein, es bestärkt mich darin, immer Höchstleistungen zu bringen. Das ist natürlich nicht ganz leicht, weil wir sehr viel spielen und man hin und wieder auch müde ist. Aber der FC Bayern hilft mir sehr. Wir sind eine gute Mannschaft und arbeiten gut zusammen. Ich denke, dass wir gute Chancen haben, nächste Saison die Champions League zu gewinnen.

Grund zu lachen gibt es mit Ihnen aber ohnehin. Sie gelten als Witzbold, der den Mitspielern in der Kabine auch mal die Socken aufschneidet. Machen Sie solche Scherze immer noch?

Na klar! Wobei ich mir jetzt langsam mal neue Tricks ausdenken muss, sonst wird’s langweilig.

Aha, welche denn?

Das verrate ich Ihnen natürlich nicht, sonst sind die anderen ja gewarnt!

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