Plakate unterm Glockenspiel
MÜNCHEN Dass Christian Ude nur schwer an einem Spaß vorbei gehen kann, weiß man, vor allen diejenigen, die seinen Spott ertragen müssen. Diesmal traf es NOlympia, die Gegner der 2018-Bewerbung. Für 17.30 Uhr hatten sie zur Demo auf dem Marienplatz aufgerufen, den Termin aber kurzfristig um eine halbe Stunde nach vorne verlegt - was Ude süffisant kommentierte: „Die Gegner müssen schon sehr verzweifelt sein, wenn sie die Demo ausgerechnet zum Glockenspiel um 17 Uhr terminieren. Dann erscheint der Marienplatz gefüllt, weil viele Touristen da sind.“ Ude irrte. Man traf sich früher, weil NOlympia noch einen Anschlusstermin hatte: beim IOC – um 18 Uhr im Bayerischen Hof.
So endete die Kundgebung der Olympia-Gegner bereits um 17.32 Uhr. Die Polizei hatte rund 40 Demonstranten gezählt. Das Häuflein der Aufrechten skandierte „IOC go home!“ oder „Lieber auf Olympia scheißen als Geld aus dem Fenster schmeißen!“. Auf Plakaten und Transparenten hieß es: „IOC: no thanks!“, „Keine Steuergelder für Olympia!“, „Rote Karte für Schneekanonen!“, „IOC profits = Munichs debts“, „Olympia 2018: Umwelt- und Millionengrab“ oder „IOC = Intransparent Olympic Catastrophe“. Linke, ÖDP, Attac (ein globalisierungskritische Netzwerk) und der Bund Naturschutz (BN) hatten Fahnen mitgebracht. Die Forderung aller Redner: München müsse die Bewerbung für die Winterspiele 2018 wieder zurückziehen.
Der Kreis-Vorsitzende des BN in Garmisch-Partenkirchen, Axel Doering, der schon Morddrohungen erhalten hatte, sagte: „Die Spiele werden unseren Ort verändern. Die Lebenshaltungskosten werden steigen. Da bleibt nicht viel Gutes zurück.“ Durch das Bürgerbegehren in Garmisch befinde er sich „fast im Ausnahmezustand“, so Doering. Dass es während des Besuchs der IOC-Kommission in Garmisch keine Demo geben wird, findet er „schade, aber die Indigenen dort sagen: Wir sind keine Demonstranten. Das muss man akzeptieren“. Immerhin werde am Schweiganger eine Kundgebung stattfinden.
Schließlich stellten sechs Olympia-Gegner (darunter ihr Anwalt Ludwig Seitz) vier Mitgliedern der IOC-Kommission ihren Standpunkt dar - laut dem Grünen-Politiker Ludwig Hartmann in einem „fachmännischen Gespräch“. Vor allem zum Bürgerbegehren habe es Nachfragen gegeben, „auch weil vielen diese Rechtsform und ihr bindender Charakter nicht so geläufig war“, so Hartmann. Auch was die fehlenden Funktionsflächen in Garmisch angeht, habe man der Kommission etwas Futter an die Hand gegeben, um dort „den Bürgermeister Thomas Schmid ein bisschen zu löchern: Dann soll er doch die Verträge herzeigen, wenn er sie hat“.