Pistorius: Ziemlich schnelle Schuhe

Der doppelt unterschenkelamputierte Läufer Oscar Pistorius sprintet über 400 Meter ins Halbfinale. Doch der „Blade Runner” aus Südafrika bekommt auch Kritik zu hören.
Christoph Landsgesell |
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Der „Blade Runner“ aus Südafrika nahm im Vorlauf über 400 m als erster doppelt unterschenkelamputierter Läufer an einem olympischen Wettbewerb teil. Im fast ausverkauften Olympiastadion belegte Oscar Pistorius in  den zweiten Rang und zog souverän ins Halbfinale ein.
AP Der „Blade Runner“ aus Südafrika nahm im Vorlauf über 400 m als erster doppelt unterschenkelamputierter Läufer an einem olympischen Wettbewerb teil. Im fast ausverkauften Olympiastadion belegte Oscar Pistorius in den zweiten Rang und zog souverän ins Halbfinale ein.

Der doppelt unterschenkelamputierte Läufer Oscar Pistorius sprintet über 400 Meter ins Halbfinale. Doch der „Blade Runner” aus Südafrika bekommt auch Kritik zu hören

LONDON Wenn Oscar Pistorius die Geschichte seiner Kindheit erzählt, beginnt er bei den Schuhen. Von denen seines Bruders, ganz normalen, und seinen „Schuhen”, den Beinprothesen, die der doppelt unterschenkelamputierte Südafrikaner seit jungen Jahren trägt. Was für ihn aber keinen Unterschied machte: „Ich habe gedacht, ich habe einfach andere Schuhe”, erzählte der 25-Jährige in London. Und damit ist der Sprinter verdammt schnell.

Sein Lauf in die Geschichtsbücher dauerte 45,44 Sekunden. Es war am Samstagmittag im Londonder Olympiastadion, als Pistorius auf die Strecke über 400 Meter ging. Die Geschichte von dem Mann, den sie wegen seiner Karbon-Prothesen „Blade Runner” nennen, ist eine der spannendsten dieser Spiele. Und erfährt dank des zweiten Platzes im Vorlauf durch den Südafrikaner eine Fortsetzung im Halbfinale am Sonntag (21.40 Uhr, bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe nicht begonnen).

„Das ist unglaublich”, sagte Pistorius. Schon bei der Vorstellung wurde er vom Publikum gefeiert. Bereits kurz vor dem Start war der 25-Jährige fast von den Emotionen überwältigt worden. „Im Startblock”, berichtete er nach dem Rennen, „hätte ich beinahe angefangen zu weinen, aber ich hatte ja noch einen Job zu tun.”

Als der „Blade Runner” unter dem frenetischen Jubel der 80000 Zuschauer auf Bahn 6 in den Startblock stieg, hatte Pistorius seine Emotionen wieder im Griff und zog als Vorlauf-Zweiter problemlos in das Halbfinale ein. Besser war nur Luguelin Santos (Dominikanische Republik), der 45,04 Sekunden schnell lief.

Bis zu seinem historischen Lauf in London war es für Pistorius allerdings ein langer Weg. 2008 hatte er gegen das Startverbot durch die IAAF vor dem Internationalen Sportgerichtshof (CAS) geklagt – mit Erfolg. Der Leichtathletik-Weltverband IAAF wollte ihm die Teilnahme an seinen Titelkämpfen und den Olympischen Spielen in der Annahme verweigern, dass Prothesen einen Vorteil verschaffen würden. Diese Vorwürfe hört Pistorius noch immer regelmäßig. Zuletzt kritisierte Ex-Sprinter Michael Johnson, der den Weltrekord über 400 Meter hält, Pistorius. Die Prothesen gäben ihm einen „unfairen Vorteil”.

„Viele behinderte Athleten laufen bei Wettbewerben und den Paralympics mit den gleichen Prothesen wie ich. Bisher ist kein anderer damit unter 50 Sekunden gelaufen”, hielt Pistorius immer wieder dagegen. Er verwies darauf, dass er seit 2004 mit den gleichen „Blades” renne. Seine Bestzeit steht bei 45,07 Sekunden. „Ich trainiere härter als 95 Prozent meiner Konkurrenten. Ich glaube an Fairness. Man hat mich getestet, es gibt einfach keinen Vorteil.” Schon vor vier Jahren, als er die Norm für die Spiele in Peking verpasste, entbrannte die Diskussion um das so genannte „Techno-Doping”. Merkwürdige Fragen wurden aufgeworfen, etwa die, ob Eltern in Zukunft ihren Kindern die Beine amputieren lassen und die so auf Prothesen zum Olympiasieg sprinten könnten.
Oscar Pistorius wird auf jeden Fall weiterlaufen. Bei Olympia, dann bei den Paralympics. Und bei den Spielen in Rio 2016 will er wieder dabei sein.

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