Petkovic und Kerber ziehen in nächste Runde ein
Drama-Queen Andrea Petkovic zertrümmerte ihren Schläger, beschimpfte sich selbst - und feierte am Ende doch noch ein Happy End. In der Sauna von New York behielt neben Petkovic auch Angelique Kerber kühlen Kopf und zog in die dritte Runde der US Open ein.
New York - Während sich die an Position 18 gesetzte Petkovic beim 6:3, 7:6 (7:4) gegen Jelena Wesnina (Russland) über 1:36 Stunden quälte, benötige Kerber (Nr. 11) beim 7:5, 6:2 gegen die Italienerin Karin Knapp noch sieben Minuten länger.
Selbst ein Wutausbruch samt Verwarnung wegen "Racket-Missbrauchs" bei einem 1:4-Rückstand im zweiten Satz brachten Petkovic aber nicht mehr vom Erfolgsweg ab. "Sonst hilft es mir in 95 Prozent der Fälle nie, wenn ich meinen Schläger zerhacke. Diesmal schon", sagte die 27-Jährige, die den Temperaturen von 33 Grad auch mit dem Verzehr von Datteln trotzte. "Das essen auch die Nomaden. Und wenn die durch die Wüste kommen, komme ich auch durch so ein Match", witzelte "Petko".
Im Spiel um den Sprung ins Achtelfinale trifft Antwerpen-Gewinnerin Petkovic am Samstag überraschenderweise auf Johanna Konta (Großbritannien), die Wimbledon-Finalistin Garbine Muguruza aus Spanien ausschaltete.
Kerber, die sich ebenfalls schwer tat, bekommt es mit der früheren Nummer eins Wiktoria Asarenka (Weißrussland/Nr. 20) zu tun.
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Am Donnerstag sind zudem noch Sabine Lisicki (Berlin/Nr. 24), Mona Barthel (Neumünster) sowie Philipp Kohlschreiber (Augsburg/Nr. 29) im Einsatz. Von insgesamt 17 deutschen Profis im Hauptfeld hatten nur fünf ihre Auftakthürden genommen.
Petkovic zeigte nach einem soliden ersten Satz plötzlich Nerven, als sie sich nach einer Reihe von Fehlern selbst beschimpfte: "Wie kann man so schlecht sein?", rief sie frustriert. Wenig später feuerte die Fed-Cup-Spielerin beim Stand von 1:4 zweimal den Schläger auf den Zementboden, bis er zerbrach.
Doch der Wutausbruch hatte Signalwirkung. "In der Folge war ich konzentrierter", meinte Petkovic.
Ihre gute Freundin Kerber lag gegen Knapp schnell mit 1:3 zurück und fand nur langsam ins Spiel. Die Kielerin agierte erst in der Folge offensiver und kaufte der auch kräftemäßig immer mehr nachlassenden Südtirolerin den Schneid ab.
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Boris Becker war aber besonders auf Petkovic stolz. Auch beim letzten Grand-Slam-Turnier des Jahres kann sich die Hessin wieder auf seine Ratschläge verlassen. "Boris ist für mich da. Ich vertraue ihm irgendwie, denn er gibt ehrliche Antworten", sagte Petkovic über den lockeren Austausch mit dem dreimaligen Wimbledonsieger und schwärmte: "Boris ist der geborene Champion. Wenn er spricht, dann haben alle anderen Sendepause."
Der Kontakt zu Becker, der seit gut anderthalb Jahren den Weltranglistenersten Novak Djokovic (Serbien) coacht, war Ende Mai entstanden - ausgerechnet unmittelbar nach ihrem überraschenden Drittrunden-Aus bei den French Open. "Ich saß allein im Spielerrestaurant, und da kam zufällig Boris vorbei und hat sich dazugesetzt. Wir haben lange gesprochen", berichtete Petkovic, die sich wenige Tage später per Mail bei Becker für das intensive Gespräch bedankte.
Besonders schätzt die Paris-Halbfinalistin von 2014 an dem 47-Jährigen, dass er zunächst mal mehr fragt als sagt. "Wie ich mich im Match gefühlt habe zum Beispiel", erzählte Petkovic, die Anfang des Jahres bei der Suche nach einem Vollzeit-Coach bei Steffi Graf angefragt hatte.