Peter Gojowczyk: Lokalmatador in Tracht

Peter Gojowczyk hat mit 24 den Durchbruch geschafft – für die BMW Open bekommt er eine Wildcard. "Ich glaube, dass Peter noch Luft nach oben hat", sagt Patrik Kühnen.
von  Thomas Becker

Peter Gojowczyk hat mit 24 den Durchbruch geschafft – für die BMW Open bekommt er eine Wildcard. "Ich glaube, dass Peter noch Luft nach oben hat", sagt Patrik Kühnen.

München - Für Michi Käfer fängt das Oktoberfest heuer schon am 2. Mai an. Ein bisschen jedenfalls. Am Brückentag begeht man bei den BWM Open auf der Anlage des MTTC Iphitos den so genannten Bayern-Tag. Schirmherr: Seine Königliche Hoheit Leopold Prinz von Bayern. Aber da der Oberste aller Bayern wohl aus protokollarischen Gründen auf eine zünftige Krachlederne verzichtete und Michi Käfer auch eher selten in kurzem Beinkleid zu sehen ist, brauchte Turnierveranstalter Michael Mronz bei der Vorstellung des Wildcard-Gewinners noch ein Paar stramme Wadln und wurde bei einem gebürtigen Dachauer fündig: bei Peter Gojowczyk. Praktischerweise bekam der Lederhosenträger auch gleich die Wildcard.

Völlig zurecht, wie Turnierdirektor Patrik Kühnen findet: „Es ist ein guter Zeitpunkt, ihm die Wildcard zu geben. Er ist Lokalmatador, hat schon ein paar Mal Qualifikation bei uns gespielt, es 2010 auch ins Hauptfeld geschafft und nur knapp gegen Marcos Baghdatis verloren. Er arbeitet seit längerer Zeit sehr fleißig und zielstrebig an seiner Karriere, hat sogar einen eigenen Fitnesscoach – und nun mit 24 den Durchbruch geschafft.“

Kühnen sieht „Gojo“ nicht als Spätstarter: „Im Tennis hat sich alles ein bisschen verschoben. Die Zeiten, dass 17- oder 18-Jährige es in die Top 100 schaffen, sind vorbei. Ich glaube, dass Peter noch Luft nach oben hat – und dass er den Schwung aus dem Davis Cup in die nächsten Monate mitnehmen kann.“

Der Ex-Teamchef spielt auf Gojowczyks bislang größten Sieg an: im Davis-Cup-Viertelfinale gegen den Franzosen Jo-Wilfried Tsonga. Ein Fight über fünf Sätze, vier Stunden und 19 Minuten lang, nach heftigen Krämpfen, gegen ein Pfeifkonzert der französischen Fans – und das bei seinem Davis-Cup-Debüt.

Ein Sieg, von dem man als kleiner Junge träumt. Gojowczyks Karriere begann mit vier, als er einen Tennisschläger geschenkt bekam – eine folgenreiche Gabe. Fünf Jahre später gewann der Federer-Fan als Neunjähriger in Unterföhring das Sport-Scheck-Schülerturnier, wo auch schon ein gewisse Steffi Graf in der Siegerliste steht. Auf denselben Plätzen trainiert er noch heute, mit seinem Coach Lars Übel.

Seit 2006 ist der Rechtshänder aus Eisenhofen im Dachauer Hinterland (erster Klub: TC Erdweg) Profi. Sein erster Eintrag auf der Weltrangliste, datiert vom 31. Oktober 2005: Platz 1374. Ende Januar diesen Jahres stand er auf Rang 99, derzeit ist er die Nummer 116. Vor seinem Triumph über Tsonga musste er ein paar bittere Niederlagen einstecken: gegen No-Names wie Takanyi Garanganga, Peter Polansky, Marco Chiudinelli, Mohamed Safwat und Adrian Sikora.

Weil er Fehler gemacht hat. Zum Beispiel in Guadalajara, einem Turnier in 1800 Metern Höhe: Die Bespannung der Schläger streikte, die Bälle sprangen wie Flummis – und Gojowczyk zahlte Lehrgeld. Außerdem zog er sich einen Virus zu, musste zudem nun das Turnier in Barcelona wegen Blutblasen unter den Fußballen absagen.

Egal, in die Haferlschuhe passt er schon wieder rein. Trachtenträger Gojowczyk meint: „Wenn ich so spiele wie im Davis Cup, komme ich bestimmt weit. Ich freue mich tierisch auf das Turnier.“

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