Pesics neue Leichtigkeit
MÜNCHEN Dass das deutsche Alphabet keinen Buchstaben „Hu” kennt, war nach der Basketball-Gala des FC Bayern am Samstagabend völlig egal. Im Umgang mit hiesiger Sprache und Fan-Liedgut bewies der Israeli Yotam Halperin noch Nachholbedarf, als er mit dem Mikrofon vor den Fans im Audi Dome zur Humba ansetzte. „Gebt mir ein Huhhh!”, schrie Halperin ins Mikrofon – Mitspieler und Fans feierten trotzdem mit.
Der Spaß ist zurück bei den Bayern-Basketballern. Vor 5558 Zuschauern feierten sie einen 107:80-Sieg gegen die Tigers Tübingen. Wie vor zwei Wochen gegen die Baskets Bonn knackten die Bayern-Korbjäger auch im zweiten Heimspiel unter dem neuen Coach Svetislav Pesic die 100-Punkte-Marke. Da fällt es schwer zu glauben, dass Pesics Augenmerk vor allem auf der Abwehrarbeit seines Teams liegt. „Wir haben mit einer sehr guten Organisation gespielt”, sagte der 63-Jährige, „wir sind unserer Defensive treu geblieben und haben eine sehr aggressive Einstellung gezeigt. Aber wir sind noch weit weg davon, wie wir unsere Defensive spielen wollen.”
Dennoch: Wie schon beim Sieg gegen Bonn vor einer Woche legten die Bayern auch gegen Tübingen eine neue Leichtigkeit und spielerische Selbstverständlichkeit an den Tag – wirkten frisch und motiviert.
Nach den teilweise plan- und lustlosen Auftritten unter Vorgänger Yannis Christopoulos scheint Pesic die richtigen Worte für die launischen Bayern-Stars gefunden zu haben. „Man kann den Unterschied sehen”, sagt Brandon Thomas. Der 28-jährige US-Amerikaner glänzte gegen Tübingen mit 16 Punkten. „Wir attackieren früher und setzen den Gegner richtig unter Druck. Ich denke, wir verteidigen jetzt viel besser.”
Wie ein Dirigent steht Pesic als grauhaarige Eminenz im dunklen Anzug am Spielfeldrand, statt eines Taktstocks schwingt er seine Arme und zeigt damit den Spielern, wo es langgeht. „Im Team herrscht großer Respekt vor dem Coach, der so viel Erfahrung und Erfolg vorzuweisen hat", sagt Thomas. „Wenn er spricht, dann hörst du einfach zu. Wir müssen einfach von ihm lernen und umsetzen, was er von uns verlangt, dann gelangen wir auf einen guten Weg. Wir haben die gesamte Woche hart für die heutige Vorstellung gearbeitet.”
Nach den zahlreichen Eskapaden der Vergangenheit unter Ex-Coach Dirk Bauermann scheint Pesic die zuvor sehr nachtaktive Party-Truppe gezähmt zu haben. Gegen Tübingen punkteten gleich sechs Spieler zweistellig, ein Zeichen für einen neuen Teamgeist. „Ich weiß nicht, was dieses Bad-Boys-Gerede soll und auch nicht, ob wir eine härtere Gangart unbedingt brauchen”, sagt Brandon Thomas. „Aber wenn wir jetzt mit Pesic erfolgreicher spielen, dann ist doch alles gut, oder?”