Pesic: "Zweifel? Dann höre ich auf!"

Im AZ-Interview spricht der Basketball-Trainer über das Formtief seiner Mannschaft, wie er die Situation verbessern will, die Kritik der Fans und sein Verhältnis zu Uli Hoeneß
Florian Schmidt-Sommerfeld |
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Svetislav Pesic, Trainer der Basketballer des FC Bayern.
dpa Svetislav Pesic, Trainer der Basketballer des FC Bayern.

AZ: Herr Pesic, vor dem Sieg in Bremerhaven hatte Ihre Mannschaft fünf Spiele am Stück verloren. Wie haben Sie diese Niederlagenserie erlebt?

SVETISLAV PESIC: Wir haben gegen sehr gute Mannschaften verloren. Über einige Niederlagen habe mir überhaupt keine Gedanken gemacht, genau wie ich mir nicht viele Gedanken mache, wenn wir fünf Mal in Folge gewinnen. Ich mache mir eher Gedanken, wie man die insgesamte Situation verbessern kann, und in unserer spezifischen Situation: über die Spieler, die wegen Verletzungen und physischer Probleme ihre Leistung nicht bringen können. Ich schlafe immer gut, weil ich weiß, was ich will. Ich bin nicht im Tunnel und versuche da rauszukommen. Es ist für mich nicht das erste Mal, Niederlagen und Verletzungen gehören dazu.

Was passt momentan nicht?

Manch einer will diese Negativserie zu einem Rekord machen, das finde ich übertrieben. Es gibt auch Rekorde, bei denen wir fünf Spiele gewonnen haben, doch das wird dann als normal gesehen. Nur in einem der fünf Spiele habe ich mehr Einsatz und Qualität erwartet, das war gegen Alba. Dort waren wir von Anfang bis Ende nicht auf unserem Level.

Sie wirken immer positiv. Haben sie nie an ihrer Arbeit gezweifelt?

An meiner Arbeit? Wenn ich an meiner Arbeit zweifle, dann höre ich auf. Gezweifelt habe ich überhaupt nicht. Ich bin überzeugt, dass meine Arbeit und mein Einsatz gut genug sind um diese Mannschaft, diese Spieler zu verbessern. Daran habe ich überhaupt keine Zweifel.

Die Konstellation beim FC Bayern ist speziell. Der Geschäftsführer und Sportdirektor ist ihr Sohn Marko. Tauschen Sie sich mit ihm über die Mannschaft und deren Entwicklung aus?

Wir sprechen wie immer. Seit ich Trainer bin, sind wir immer darüber in Kontakt. Marko und ich sind ein Team, gemeinsam mit den Spielern und den Mitarbeitern hier. Wir analysieren, diskutieren alles und korrigieren. Für mich persönlich ist es keine Ausnahmesituation.

Warum bleiben sie so ruhig?

Ich vertraue meiner Mannschaft, ich vertraue meiner Arbeit, ich vertraue unserer gemeinsamen Arbeit hier. Ich weiß, dass wir am Anfang eines Marathons sind. Ich weiß, dass wir besser spielen werden. Die Saison ist sehr lang – mal sehen.

Nihad Djedovic hat nach der fünften Niederlage gesagt: Wir brauchen jetzt mal wieder einen Sieg, egal wie. Den hat die Mannschaft in Bremerhaven geholt.

Die Spieler nehmen jeden Sieg und jeden Rückschlag sehr emotional. Der Trainer denkt ganz anders. Er denkt: Ein Sieg ist ein Schritt nach vorne, aber wir müssen daran denken, wie wir das nächste Spiel gewinnen. Ich will nicht übertreiben, aber die Spieler machen sich nach einem Sieg keine Gedanken, dass das nächste Spiel ansteht. Der Trainer dagegen sofort. Für den Trainer gibt es keine Zeit für emotionale Hochs und Tiefs. Natürlich ist ein Sieg ein Erfolgserlebnis und bringt gute Laune, aber für mich als Trainer reicht ein Sieg alleine nicht. Es geht auch darum, welche Erkenntnisse man mitnimmt, welche neuen Qualitäten, damit sich das Teamspiel, aber auch die Spieler individuell verbessern.

Wie versuchen Sie, den Spielern Sicherheit zu geben?

Sicherheit und Selbstbewusstseins ist kein Automatismus, dafür muss man viel arbeiten. Im Training geht es um die Details. Noch mehr Wiederholungen, bis es Automatismen sind. Dafür ist es sehr wichtig, dass sich unsere physische Verfassung stabilisiert, oder sogar verbessert.

Es gibt Kritik von Fans an Ihnen, die Südkurve singt dagegen ihren Namen. Fühlen Sie sich unterstützt?

Uli Hoeneß hat mir damals gesagt: „Ich weiß, dass du ein sehr guter Coach bist, der alle motivieren kann. Was mir wichtig ist: Ich will, dass die Zuschauer mit einem Gefühl nach Hause gehen, dass sie etwas erlebt haben, damit sie wiederkommen und die Mannschaft unterstützen.“ Und so ist es doch: Es hat sich über die Jahre eine wirklich gute Beziehung und Kommunikation mit den Zuschauern entwickelt. Und es freut mich, wenn von den Fans auch dann Unterstützung kommt wie zuletzt, wenn es mal nicht so gut läuft. Wenn einige dabei nicht immer zufrieden sind mit der Mannschaft und dem Trainer, ist das legitim. Ich bin beim Fußball im Stadion auch nicht immer zufrieden, trotzdem bleibe ich Pep und der Mannschaft treu.

Uli Hoeneß ist zuletzt wieder öfter in der Halle. Haben sie Kontakt?

Wir sehen uns ab und zu. In der Halle begrüßen wir uns und sprechen, aber viel Kontakt haben wir aus den bekannten Gründen nicht.

 

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