Pesic über Mutapcic: "Muki ist super"
MÜNCHEN Im Jahr 1984 war der Spanier Juan Antonio San Epifanio der wohl beste Basketballer Europas. Im Europapokalspiel mit dem FC Barcelona gegen Bosna Sarajevo hatte er schon zur Halbzeit 21 Punkte erzielt, die Jugoslawen waren ratlos. Wer den Spanier wohl stoppen könnte, rätselten sie. Emir Mutapcic meldete sich: „Ich!“. San Epifanio machte nur mehr zwei Punkte in der zweiten Halbzeit und Mutapcic, damals 23 Jahre alt, sich seinerseits als einer der besten Verteidiger Europas einen Namen.
Heute ist Mutapcic 53 Jahre alt, Assistenztrainer beim FC Bayern und nach dem Aus von Frank Menz nun auch Bundestrainer. Eine Überraschung, ja – aber doch nachvollziehbar. Der Bosnier ist keineswegs unterqualifiziert. Als Chefcoach führte er Alba Berlin zwischen 2000 und 2003 zu drei Meisterschaften in Serie, war schon Nachwuchs-Bundestrainer. „Seine unglaubliche Erfahrung als Spieler verleiht ihm eine absolute Glaubwürdigkeit“, sagt Marko Pesic. Der ist heute Sportdirektor und Geschäftsführer bei den Bayern - und spielte damals in Berlin. In der AZ erklärt er, warum Mutapcic, den alle nur Muki nennen, der richtige Mann ist.
Beim FC Bayern haben sie ihn nicht nur schätzen gelernt, sie haben ihn geradezu liebgewonnen, seid er im Januar 2013 von seinem alten Freund Svetislav Pesic geholt wurde. „Muki ist super!“, sagt Marko Pesic. „Ich kenne ihn, seit' ich 16 bin, er hat mich in Berlin als Basketballer ausgebildet und sehr geprägt.“ Schon dort arbeiteten Pesic Senior und Mutapcic zusammen, mit einer sehr ähnlichen Rollenverteilung wie jetzt in München: Pesic kümmert sich um das große Ganze, Mutapcic vorwiegend um das Einzeltraining. „Er ist einer der besten Individualtrainer überhaupt.“
Den Posten als Nummer zwei macht er aus Freude und Freundschaft. „Ich habe ihn als sehr guten Trainer schätzen gelernt, aber als noch besseren Menschen“, sagt Marko Pesic. „Als Spieler vertraust du ihm blind.“ Weil Mutapcic zwar nicht das Feuer – und manchmal auch die Galle - eines Svetislav Pesic versprüht, ihn dafür umso mehr eine Aura der Gelassenheit und Souveränität umgibt. „Er ist eine natürliche Autorität", sagt Pesic. „Ich kann mich nicht erinnern, dass er jemals wirklich laut werden musste. Das hat er gar nicht nötig.“ Knapp zwei Meter groß ist Mutapcic, mit seinen langen Armen muss er seinen Chef regelmäßig einfangen, wenn dem im Spiel die Emotionen zu Kopf steigen.
Er selbst ist ein Mensch der leisen Töne, mit einer ausgeprägten Sensibilität für das Befinden seiner Spieler. „Er ist der Ruhepol für die Mannschaft, die Konstante zum Anlehnen“, sagt Marko Pesic. „Wenn die Spieler Probleme haben, kommen sie nicht zu mir oder meinem Vater, sondern zu ihm.“ Für den FC Bayern, sagt Pesic, „ist Muki unersetzlich.“ Deswegen wird er erst einmal für den Sommer und die EM-Qualifkation freigestellt. Dann, so der Plan, kehrt er wieder zurück.