Pesic' traurigster Sieg

Die Bayern-Basketballer gewinnen das erste Playoff-Halbfinale gegen Oldenburg. Trainer Svetislav Pesic ist nach Krebstod seines besten Freundes „extrem betroffen“.
von  AZ

Die Bayern-Basketballer gewinnen das erste Playoff-Halbfinale gegen Oldenburg. Trainer Svetislav Pesic ist nach Krebstod seines besten Freundes „extrem betroffen“.

München - Mit schwerem Herzen waren Svetislav und Marko Pesic in dieses so wichtige erste Playoff-Halbfinale gegen die Baskets Oldenburg gegangen: Auf dem Trainer und dem Sportdirektor der Basketballer des FC Bayern lastete nicht nur die Bürde, die Auftaktpartie der Serie unbedingt gewinnen zu müssen – sondern sie schmerzte auch der tragische Verlust eines geliebten Menschen.

Am vergangenen Donnerstag war der ehemalige BBL-Trainer Bruno Socé, enger Freund des Vaters und ein Mentor für den Sohn, einem Krebsleiden erlegen. „Unser Trainer war extrem betroffen, aber das muss man verstehen“, sagte Vizepräsident Rudolf Schels, „Socé war sein bester Freund.“

Professionell ließen sich Pesic und seine Mannschaft von Trauer allerdings nichts anmerken. „Wir haben von Anfang an sehr konzentriert gespielt und waren super vorbereitet“, sagte Schels – verdientermaßen gewannen die Bayern deutlich mit 85:67 gegen die Oldenburger. Es war Pesic’ traurigster Sieg.

Im Audi Dome waren allerdings erstaunlicherweise 1004 Sitze leer geblieben – und das, obwohl die Bayern auch bei vermeintlich unbedeutenden Saisonspielen regelmäßig ausverkauft gemeldet hatten. Das dürfte also auf der Agenda 2015 stehen: Die Fans noch weiter binden, so dass in den nächsten Playoffs niemand mehr den Biergarten der Basketballhalle vorzieht.

Die 5596, die gekommen waren, inklusive des gesamten Präsidiums plus Matthias Sammer, sahen ein konzentriertes erstes Viertel der Bayern. Denen war beim 18:16 eindeutig anzumerken, wie ernst sie die Oldenburger, Vierter der Hauptrunde, nahmen.

Genauso war dann zuerst auch die Stimmung in der ehemaligen Rudi-Sedlmayr-Halle: Diszipliniert. Manchmal erstaunlich still für ein Halbfinale. Neun Minuten und 59 Sekunden waberte die  Stimmung dann vor sich hin – ehe Heiko Schaffartzik mit der Halbzeitsirene einen Dreier aus der eigenen Hälfte zum 46:35 traf: Der Wurf riss auch den letzten Zuschauer aus der vorsommerlichen Sonntags-Gemütlichkeit.

Solch spektakuläre Würfe zählen im Basketball zwar auch nur drei Punkte, können aber psychologisch eine immense Wirkung haben. Schaffartziks Heldentat verfehlte ihre Wirkung nicht: Während die Bayern im dritten Viertel genauso fokussiert weitermachten wie in den zwanzig Minuten zuvor, gaben die Oldenburger ein ums andere Mal den Ball aus der Hand – und fingen sich erst spät wieder. Was vor dem Schlussviertel einem Zwischenstand von 68:53 aus Münchner Sicht entsprach.

Mit einem erneuten Schaffartzik-Dreier stand es später dann 76:55 – und das Spiel war Mitte des letzten Abschnitts gelaufen. „Es ist nicht einfach, eine so gute Defense zu spielen, wie wir es gegen diese erfahrene Mannschaft getan haben“, sagte Svetislav Pesic. Der Erfolg entsprang einem überaus couragierten Auftritt der Bayern in ihrer zweiten Playoff-Halbfinalserie überhaupt: Vergangene Saison waren sie in eben dieser Runde nach fünf Spielen an Bamberg gescheitert, jetzt schufen sie mit dem Erfolg beste Voraussetzungen, ins Finale einzuziehen.

„Ich freue mich, dass wir dieses Spiel gewonnen haben – aber noch mehr freut mich, wie wir dieses Spiel gewonnen haben“, sagte Pesic.
Er war stolz an diesem Abend auf der Pressekonferenz. Und sogar zu Scherzen aufgelegt. Der Sieg hatte die Trauer zumindest ein wenig verdrängt.

 

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