Pechstein dementiert und bereut "Kuhhandel"

"Die Angst des Dopings beschuldigt zu werden, war größer als mein Verlangen meine Unschuld hinauszuschreien", verteidigt sich Pechstein auf ihrer Webseite. Sie bedauert vor allem den Deal, auf den sie sich mit dem ISU eingelassen hat.
Claudia Pechstein hat nach ihrer zweijährigen Sperre durch den Eislauf-Weltverband ISU jegliches Blutdoping bestritten, aber zugleich Fehler eingeräumt. Sie habe die Öffentlichkeit und ihre Fans belogen. «Ja, ich habe mir tatsächlich etwas vorzuwerfen. Und zwar, dass ich mich auf den 'Kuhhandel' der ISU eingelassen habe, der mir zur Halbzeit der Mehrkampf-WM in Hamar unterbreitet wurde, räumt die Eisschnell-Läuferin auf ihrer ein.
Nach Aussage Pechsteins hatte ihr die Internationale Eislauf-Union (ISU) folgenden Deal vorgeschlagen: «Wenn du dich krankmeldest, dann werden wir Öffentlichkeit nicht informieren. Und die ganze Angelegenheit kann in aller Ruhe geklärt werden, wurde mir vorgeschlagen, als mir in der Nacht zum 8. Februar 2009 die Nachricht der gemessenen erhöhten Retikulozytenwerte überbracht wurde«, erklärt die Eisschnellläuferin auf ihrer Homepage. «Meine Angst, öffentlich des Dopings beschuldigt zu werden und die Hoffnung, die Angelegenheit ohne Aufsehen klären zu können, waren stärker als mein Verlangen es heraus zu schreien, unschuldig des Dopings bezichtigt zu werden. Heute weiß ich, dass dies ein Fehler war. Ein Fehler vor allem deshalb, weil ich die Öffentlichkeit und meine Fans belogen habe. Dafür möchte ich mich entschuldigen», so die fünfmalige Olympiasiegerin.
Berufung eingelegt
Erst musste eine angebliche Erkältung herhalten, um das Fehlen bei der WM zu entschuldigen. Anschließend waren ein hartnäckiger Virus und zu guter Letzt der daraus angeblich resultierende Trainingsrückstand die Ausreden für das Auslassen der restlichen Saisonwettkämpfe. «Das alles hat wehgetan. Nicht nur mir, sondern auch den anderen, die Bescheid wussten und gegenüber der Presse immer wieder auf eine unserer Ausflüchte zurückgriffen. Für uns alle waren es Notlügen, verbunden mit der Hoffnung, vor einem objektiven ISU- Gericht, die öffentliche, unbegründete Dopingdiskussion abwenden zu können.»
Am Freitag hatte die Internationale Eislauf-Union mitgeteilt, dass die 37-jährige Berlinerin aufgrund «der verbotenen Methode des Blutdopings» für zwei Jahre nicht starten darf. Mit der Zwei-Jahres-Sperre würde der Traum von den sechsten Olympischen Spielen der Berlinerin in Vancouver im kommenden Jahr platzen. Ihr Rechtsanwalt Simon Bergmann hat bereits gemeinsam mit der Deutschen Eisschnelllauf-Gemeinschaft (DESG) beim Internationalen Sportgerichtshof (CAS) in Lausanne Berufung gegen die Sperre eingelegt. Auf ihrer Homepage gab sich die Olympiasiegerin hoffnungslos: «Und wie heißt es so schön: Die Hoffnung stirbt zuletzt. Jetzt ist sie tatsächlich gestorben und mit ihr mein guter Ruf. Beides hat mir die ISU genommen. Meine Ehre können sie mir allerdings nicht stehlen.»
«Ich habe nie gedopt»
Pechstein bekräftigte, es habe in ihrer rund 18-jährigen Karriere nicht einen einzigen positiven Dopingbefund gegeben. «Ich bin in den vergangenen Jahren ein ums andere Mal getestet worden. Im Training, beim Wettkampf, nach Siegen, nach Enttäuschungen, bei mir zu Hause, im Urlaub, selbst aus einer laufenden Kinovorstellung hat man mich herausgeholt und zur Dopingprobe gebeten. Alle negativ! Weder in meinem Blut noch in meinem Urin wurde jemals eine verbotene Substanz gefunden. Die Erklärung dafür ist ganz einfach: Es wurde nie etwas gefunden, weil ich nie etwas Verbotenes genommen habe, mir nie Fremd- oder Eigenblut zugeführt habe, kurz: nie gedopt habe!», so Pechstein. «Da in meinem Blut anormale Retikulozytenwerte gemessen wurden und diese nach Meinung eines dreiköpfigen ISU-Gerichts - das übrigens aus drei ISU-Mitgliedern bestand - nur durch Blutdoping entstehen können, hat man meine Karriere zerstört und mich für zwei Jahre gesperrt.» Und das, obwohl vom Gericht bestellte wissenschaftliche Gutachter die Meinung vertreten haben, aufgrund eines erhöhten Retikulozytenwertes könne kein verlässlicher Dopingnachweis geführt werden.
ISU habe alle Angebote ignoriert
Mögliche Ursachen könnten auch in einer Krankheit oder Anomalie des Blutes liegen. «Selbstverständlich habe ich mich bereiterklärt, mich auf mögliche Anomalien untersuchen zu lassen. Des weiteren habe ich ein mehrwöchiges Screening mit lückenloser Erhebung sämtlicher Blutwerte und EPO-Tests angeboten. Die ISU hat dieses Angebot leider ignoriert, mich stattdessen lieber für zwei Jahre gesperrt! Natürlich werde ich die Untersuchungen trotzdem machen lassen. Denn auch ich möchte nur zu gerne wissen, warum ich solche anormalen Blutwerte aufweisen kann, ohne mich gedopt zu haben.» Sie hoffe nun, dass diese Untersuchungen und Tests möglichst schnell zu einem Ergebnis führen, das die ganze Sache erklären kann. (dpa/nz)