Party in Grau
Die X-Games im Olympiapark präsentieren sich als Treffen von Generationen, der gebotene Sport ist spektakulär. Wenn da nicht das Risiko für die Athleten durch die ständige Regengefahr wäre.
München - Es fing nicht gut an. Als es nach all den Monaten des Vorbereitens, des Baggerns und Grabens, des Hämmerns und Zimmerns, endlich losging, kam genau das, was man am allerwenigsten gebrauchen konnte: Regen. Wie auch schon in Barcelona, wo prompt einige Disziplinen abgesagt werden mussten. Aber Skateboarden in einer nassen Halfpipe ist selbst für den verwegensten X-Games-Athleten einfach zu gefährlich.
So musste der Vert-Wettkampf nach nur wenigen Minuten schon wieder abgebrochen werden. Egal, die Fans am Olympiasee spannten den Schirm auf oder zogen die Kapuze über den Kopf und warteten – eine Party in Grau. Der Moderator, Spitzname „Esel“, trotzte dem Wetter: „Mia san München, mia san Triple, mia san X-Games!"
Es hat schon seinen Grund, dass die X-Games in den letzten Jahren immer in Los Angeles stattfanden, im Sonnenstaat Kalifornien. Regen kennt man da nur vom Hörensagen. Als Mitteleuropäer ist man in dieser Hinsicht leidgeprüft und nimmt die halbstündige Unterbrechung sozusagen mit links. Die Vorfreude auf die Show der weltbesten Skateboarder ist einfach zu groß. Das Ausharren sollte sich lohnen: In der wieder hervorkriechenden Abendsonne erleben die Fans einen spektakulären Wettkampf, der erst im allerletzten Lauf entschieden wurde, als der bereits 40-Jährige Bucky Lasek noch knapp vor dem Kanadier Pierre-Luc Gagnon gewann.
Es ist ein wunderbarer Generationen-Treff, der sich da am Olympiasee versammelt hat: Vorschulkinder, die fröhlich über die wellige Wiese kugeln; Grundschüler, die Tommy Schaar, den 13-jährigen Benjamin der Szene anfeuern; Teenager in stylishen Skater-Klamotten; mitteljunge Fachmänner in Wollmützen und Arm in der Schlinge; Blondinen in Skinny-Jeans, das Skateboard dekorativ unterm Arm sowie Omas und Opas, die sich wundern, dass dem Enkel angesichts des phonstarken Sounds nicht die Ohren wegfliegen. Man trinkt Bier aus Plastikbechern, und dass einige Dreadlock-Boys nicht nur „Ernte 23“ rauchen, haben auch ein paar Zivilpolizisten bemerkt.
Der erste Münchner X-Games-Gewinner war schon am Nachmittag gekürt worden - in der Eishalle. Wo sonst die Cracks des EHC dem Puck hinterher jagen, haben die Veranstalter in mehr als vierwöchiger Arbeit aus Holz und Spritzbeton einen Skateboard-Park entstehen lassen, durch den nun zu dröhnendem Heavy-Metal-Sound die weltbesten Skater wirbeln, bis am Ende Curren Caples, ein schmaler, 17-jähriger Blondschopf aus Kalifornien gewonnen hat.
Doch die Fans kommen nicht nur zum Zuschauen. Von der Eishalle bis hinauf zum Coubertinplatz reihen sich die Mitmach-Stationen aneinander: Kopfball-Tischtennis, ein Parcours für E-Bikes, Stand-up-Paddling zu Füßen des Olympiaturms, eine Mini-Halfpipe mitten auf dem Coubertinplatz und mehrere Parcours für Fingerboarder.
Dem fröhlichen Treiben steht bis Sonntagabend nur eins im Weg: das Tiefdruckgebiet über dem Atlantik. Gerade am Samstag verspricht es, recht nass zu werden. Sollten Wettbewerbe tatsächlich abgesagt werden müssen, erstatten die jeweiligen Ticketagenturen den Preis (Hotline Eventim: 01806-533933, Hotline München Ticket 089/54 818181).
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