Papas Liebling vor dem großen Sprung
Vater Otmar hatte es nicht leicht, seine schluchzende Tochter zu trösten. Vor einem Jahr scheiterte Springreiterin Katrin Eckermann in der Olympiahalle an einer einzigen Stange auf der entscheidenden Runde – und wurde knapp nicht zum „Rider of the year“ gekürt. Zunächst lächelte sie tapfer, aber in den Armen ihres Vaters, gleichzeitig ihr engster Vertrauter und größter Fan, brach die Enttäuschung durch. „Als ich jetzt wieder die Halle betrat, kamen die Erinnerungen wieder hoch“, erzählt die 22-Jährige.
Die diesjährigen Munich Indoors (1. bis 4. November) sollen für sie mit einem Lachen enden, denn Eckermann hat erneut gute Chancen auf den Sieg in der Gesamtwertung der Riders Tour. Die Amazone aus Kranenburg an der holländischen Grenze liegt hinter der Portugiesin Luciana Diniz (46 Punkte) und Ludger Beerbaum (40; tritt nicht an) auf Rang drei, zusammen mit Routinier Marcus Ehning (beide 39). „Ich will unter den ersten Drei bleiben – und wer weiß, wenn alles passt, dann geht’s vielleicht ganz nach vorne“, sagt Eckermann, „ich hoffe auf neues Glück und will angreifen.“ Eine forsche Aussage von Eckermann, die sich „wesentlich wohler auf dem Pferd als im Mediengespräch“ fühlt.
Ihr Stil kommt auch beim Bundestrainer der deutschen Springreiter gut an. „Ich mag Katrin auch als Mensch sehr gerne“, sagt Otto Becker im Gespräch mit der AZ. „Sie ist für ihr junges Alter sehr zielstrebig und weiß genau, was sie will.“ Und Reitsport-Legende Hans Günter Winkler (siehe Interview) findet: „Ein ganz wunderbares Mädchen mit einem feinen Reitstil!“
Auch diesmal wird Eckermann von Vater Otmar begleitet. „Seine Unterstützung ist sehr wichtig für mich. Wenn wir uns nicht sehen, telefonieren wir mindestens fünf Mal am Tag“, erzählt sie. Die väterliche Umarmung ist ihr nach dem Finale am Sonntagnachmittag sicher – am liebsten als Gratulation.
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