Interview

Papa Geisenberger: "Natalie ist eine tolle Sportlerin, aber sie ist eine noch bessere Mutter"

In der AZ spricht Helmut Geisenberger, Vater der deutschen Rekord-Winterolympionikin, über den Erfolg seiner Tochter, die gesundheitlichen Probleme vor den Spielen - und die Familie als Kraftzentrum.
Krischan Kaufmann
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Rekord-Olympionikin, Rodel-Queen mit Gold-Abo, aber vor allem Mutter und Familienmensch: Natalie Geisenberger
Rekord-Olympionikin, Rodel-Queen mit Gold-Abo, aber vor allem Mutter und Familienmensch: Natalie Geisenberger © picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild

AZ-Interview mit Helmut Geisenberger: Der Miesbacher unterstützte von Anfang an die Rodel-Karriere seiner Tochter und absolviert noch heute immer das Sommertraining mit ihr.

Helmut Geisenberger: "Es bebt noch in mir"

AZ: Gratulation, Herr Geisenberger, wie fühlt man sich denn als Papa der neuen deutschen Rekord-Winter-Olympionikin?
HELMUT GEISENBERGER: Es ist der Wahnsinn, ich finde eigentlich gar keine Worte für diese Leistung. Ich muss mich jetzt erstmal sortieren. Es bebt noch in mir, irgendwie ist es für mich noch gar nicht fassbar. Es ist ihre sechste Goldmedaille, von denen alle miteinand für sich der Wahnsinn waren. Aber die Dimension, also dass die Natalie jetzt die erfolgreichste deutsche Winter-Olympionikin aller Zeiten ist, das ist bei mir definitiv noch nicht angekommen.

Helmut Geisenberger
Helmut Geisenberger © picture alliance / dpa

Vater Geisenberger hofft auf weitere Medaillen seiner Tochter

Ein Erfolg für die Geschichtsbücher.
Ich bin jetzt kein Freund davon zu sagen, das ist ein Erfolg für die Ewigkeit. Wenn die zwei Tobis (Doppelsitzer-Duo Arlt und Wendl, d. Red.) weiter fahren, dann können sie Natalie ja überholen.

Ihre Tochter schließt einen Start bei den nächsten Spielen 2026 in Mailand/Cortina d'Ampezzo nicht aus. . .
Aber selbst wenn Natalie noch mal an den Start geht, ist es ja nicht ausgemacht, dass sie automatisch wieder Gold holt. Aber für die nächsten vier Jahre ist ihr der Titel der erfolgreichsten Winter-Olympionikin auf jeden Fall nicht zu nehmen. Wobei ich ja auch nicht weiß, was Claudia Pechstein (bisherige Rekordhalterin mit fünf Goldmedaillen, d. Red.) noch vorhat. Sie ist ja bestimmt nicht nach Peking geflogen, nur um den Flieger voll zu machen.

Starkes Comeback nach Geburt von Sohn Leo

Eine weitere Goldmedaille für Claudia Pechstein (49) wäre sehr überraschend. Wobei bei Ihrer Tochter ja nach der Geburt ihres Sohnes Leo 2020 auch nur die wenigsten gedacht hätten, dass sie so stark zurückkommt.
Dieses Comeback ist schon ganz besonders. Ursprünglich wollte Natalie ja aufhören, also die Karriere beenden - und nur Mutter sein. Aber bei den Spielen in Pyeongchang war sie mit Dajana Eitberger auf einem Zimmer - übrigens mit zweimal Gold und einmal Silber das erfolgreichste deutsche Zimmer bei diesen Winterspielen - und die beiden haben sich damals geschworen: "Wir wollen noch mal als Mütter zu den Spielen."

Dajana Eitberger hat es als Mutter dann doch nicht nach Peking geschafft, Ihre Tochter hingegen war dafür jetzt umso erfolgreicher - obwohl es im Weltcup zuvor nicht so wirklich lief für sie.
Natalie hatte die Selektionsrennen und auch das erste interne Rennen in Peking gewonnen, aber die Isolation in China damals hat ihr schon sehr zu schaffen gemacht. Sie hat - als Tierfreundin - in China kein Fleisch gegessen und hatte deshalb mit dem Essen vor Ort sehr zu kämpfen. Das heißt, sie hat damals 16 Tage lang so gut wie nichts gegessen. Die anderen wie Felix Loch durften ihr auch aus dem Speisesaal nichts mitnehmen, er hat ihr aber hin und wieder im Handschuh ein Stück Obst aufs Zimmer geschmuggelt. Das reichte aber nicht und führte bei ihr dann zu einer Nierenkolik. Aber das ist halt die Natalie, sie hängt das nicht an die große Glocke - und als sie dann im neuen Jahr wieder fit war, ging's auch bergauf.

Helmut Geisenberger: Natalie musste auf ihren Körper hören 

Deutschlands Rodel-Queen ist ja auch Rodel-Mama. Inwieweit musste Ihre Tochter das Training nach der Geburt ihres Sohnes umstellen?
Wir haben das Sommertraining, das hauptsächlich ich mit ihr mache, angepasst. Vor allem musste sie aber auf ihren Körper hören, wie viel Leistung ist möglich - und sinnvoll. Und dann mussten wir natürlich auch schauen, wie funktioniert das überhaupt: Trainieren mit Kind. Natalie ist eine tolle Sportlerin, aber sie ist definitiv eine noch bessere Mutter. Leo durfte also keinesfalls hinten anstehen. Und na ja, scheinbar haben wir's ganz gut hinbekommen. . . (lacht)

Die Familie als Kraftzentrum?
Ja, das ist richtig. Es sind eben viele Rädchen, die bei so einem Erfolg ineinandergreifen und ohne die so ein Erfolg wie der von Natalie wahrscheinlich gar nicht möglich wäre.

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Empfang in Miesbach diesmal ohne Probleme? 

Nachdem es nach dem Doppel-Gold von Pyeongchang beim Empfang in Ihrer Heimatstadt Miesbach - vorsichtig formuliert - ein paar Missverständnisse gab, sollte es diesmal keine Probleme geben, oder?
(lacht) Wir haben jetzt ja einen neuen Bürgermeister. Gerhard Braunmiller war auch beim Public Viewing dabei, ich denke, das läuft schon alles.

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