Ovtcharov scheitert an Oldie Samsonow
Rio de Janeiro - Der 1,86 Meter große Dimitrij Ovtcharov wirkte mit seinem hängendem Kopf und zusammengesunkenen Körper plötzlich ganz klein. Einen Tag nach Timo Boll ist nun auch der Europameister und Bronzemedaillen-Gewinner von London 2012 beim olympischen Tischtennis-Turnier ausgeschieden. Der 27-Jährige unterlag im Viertelfinale am Dienstag in Rio de Janeiro seinem Clubkollegen und Freund Wladimir Samsonow (40) aus Weißrussland mit 2:4-Sätzen.
"Ich bin mit dem großen Ziel Medaille angereist und habe es nicht erreicht. Deshalb bin ich natürlich sehr enttäuscht", sagte Ovtcharov. Am Vormittag war die deutsche Spitzenspielerin Han Ying ebenfalls im Viertelfinale an der chinesischen Topfavoritin und Weltmeisterin Ding Ning gescheitert. Rekord-Europameister und Fahnenträger Boll unterlag am Tag zuvor dem Nigerianer Quadri Aruna mit 2:4-Sätzen. Damit müssen die Deutschen nun alle Hoffnungen auf die Mannschaftswettbewerbe legen.
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"Natürlich hat sich Dima eine Medaille erhofft und Timo wollte ins Viertelfinale", räumte Bundestrainer Jörg Roßkopf ein. "Aber wir brauchen jetzt noch keine Bilanz zu ziehen, schließlich haben wir noch die Teamwettbewerbe."
Einen Tag nach seinem 4:1-Erfolg gegen den Slowenen Bojan Tokic mit dem unglaublichen Rekordergebnis von 31:33 im ersten Satz ging der in Düsseldorf lebende Ovtcharov das Match gegen Samsonow sehr konzentriert an, beeindruckte durch seine physische Präsenz und gewann den ersten Satz mit 11:8.
"Wir kennen uns in- und auswendig"
Samsonow, Europameister von 1998, 2003 und 2005, spielt gemeinsam mit Ovtcharov beim russischen Verein Fakel Gazprom Orenburg - bereits seit sechs Jahren. Dort gewannen sie dreimal die Champions League und viermal die nationale Meisterschaft. Und dennoch: An der Platte schenkten sie sich nichts.
Im zweiten Satz rutsche Samsonow aus, stürzte leicht und ließ sich kurz darauf am Oberkörper behandeln. Dafür verließ der Weißrusse sogar den Innenraum, während Ovtcharov sich mit Dehnübungen warm hielt. Die Unterbrechung brachte Beide aus dem Rhythmus. Der nächste Durchgang ging nach einem erbitterten Kampf mit 19:17 an den Weißrussen. Danach verlor der Deutsche erstmals den Faden (2:11) - und fand ihn auch nicht mehr richtig im knappen sechsten Satz.
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"Wladi war schon das Idol meiner Kindheit. Er ist ein guter Freund. Wir kennen uns in- und auswendig", hatte Ovtcharov gesagt. Während er mit Bronze 2012 bereits eine Olympia-Medaille hat, fehlt diese in Samsonows Sammlung. Roßkopf hatte darauf spekuliert, dass der Druck für den früheren Weltranglisten-Ersten deshalb "groß ist, weil es seine letzte Chance ist". Auch Roßkopf kennt Samsonow aus dem Effeff: Er war mit ihm 1998 Doppel-Europameister.
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