Ottke, der Umfaller

»Ich bin ein Schwachmat!« - Jetzt kehrt auch noch Ex-Boxer Sven Ottke (40) zurück in den Ring. Ein AZ-Überblick über Comebacks von Boxern und anderen Sportlern.
von  Abendzeitung

»Ich bin ein Schwachmat!« - Jetzt kehrt auch noch Ex-Boxer Sven Ottke (40) zurück in den Ring. Ein AZ-Überblick über Comebacks von Boxern und anderen Sportlern.

Wie hatte Ex-Weltmeister Sven Ottke doch geätzt über die Comebacks der Box-Oldies Axel Schulz (39) und Henry Maske (43). „Pillepalle“ sei das, eine „Mickey-Maus-Veranstaltung“ sowieso und „Kirmesboxen“ obendrein. Nun wird Ottke selber zum Kirmesboxer bei einer Mickey-Mouse-Veranstaltung: Der 40-Jährige wird am 24. Mai in Hannover gegen Dariusz Michalczewski (39) in den Ring steigen.

Ottke, der Umfaller. „Das Warum kann ich eigentlich gar nicht erklären. Irgendwie hat es halt doch gekribbelt. Dann wägt man das Für und Wider ab. Am Ende sagt man ja – und weiß nicht, warum eigentlich. Ich habe mich so weit aus dem Fenster gelehnt, dass jeder doch über mich nur sagen kann: So ein Schwachmat, dass er das jetzt macht. Und wissen Sie was: Es stimmt, ich bin ein Schwachmat“, sagt Ottke der AZ.

Er gibt auch zu, dass das Comeback mit seiner anstehenden Scheidung von Noch-Ehefrau Gabi zu tun hat. „Meine großen Zahltage als Boxer sind nun mal vorbei, da ist so ein Fight gegen den Tiger noch mal der Jackpot. Und den kann ich sicher brauchen“, erklärt der als sparsam bekannte Ottke.

Für das Comeback gegen den Tiger soll er etwa 1,5 Millionen kassieren. Ottkes Noch-Frau Gabi konterte den Noch-Rentner aus. „Ich finde es lächerlich, dass mich Sven dazu benutzt, seine ursprüngliche Abneigung gegen derartige Box-Comebacks zu revidieren. Ich verstehe, dass er abkassieren will. Aber das soll er bitte auch ehrlich zugeben. Er hat mir seit Januar 2007 keinen Cent Unterhalt gezahlt“, sagte sie in „Bild“.

Nun läutet Sven im Rosenkrieg der Ottkes gleich eine neue Runde ein: „Sie ist so etwas von hintenrum und link, eine echte Bazille. Jetzt zeigt sie ihr wahres Gesicht.“

Ottke selbst kommt auch nicht überall gut an. Henry Maske, der sein Comeback in München im März 2007 so erfolgreich gestaltetet hat, sagt über ihn: „Bei dieser Person wundert mich gar nichts mehr. Er hat ja zu den Comebacks gerne gesagt: ,Ich bin doch nicht blöd!’ Diesen Satz von sich muss er jetzt wohl selber überdenken. Ich gebe auf seine Worte nicht viel.“ Michalczewski hingegen freut sich über den Umfaller von Ottke. „Ich hoffe nur, dass er auch die Eier hat und wirklich in den Ring steigt und sich nicht hinter irgendwelchen Gewichtslimits versteckt, wie es jetzt noch scheint. Verwundert bin ich aber nicht. Ich habe immer gesagt: Jeder hat seinen Preis. Ich hatte meinen, Ottke hat seinen. Jeder ist käuflich“, sagt der Tiger.

Käuflich und wankelmütig? Das verwundert auch Wilfried Sauerland, den jahrelangen Promoter von Ottke. „Das Comeback hat sicher nach all den Aussagen von Sven einen schalen Beigeschmack, aber als reine Verarsche sehe ich es nicht. Ich weiß selber, wie teuer Scheidungen sein können, und da Sven eine neue Familie gründen will, kann er sicher das Geld brauchen.“ Dafür verhökert eben mancher auch schon mal seine Grundsätze.

Die Comebacks im Boxen

Axel Schulz (39): Drei Mal boxte er um die WM – und verlor drei Mal. Nach der Demontage durch Wladimir Klitschko 1999 trat der „weiche Riese“ zurück. 2006 versuchte er ein Comeback und wurde vom unterklassigen Brian Minto windelweich geprügelt.
George Foreman (59): Der Olympiasieger von 1968 wurde 1973Weltmeister im Schwergewicht. 1977 stieg er aus, nachdem ihm Gott erschienen war, er wurde Prediger. 1987 kehrte er aus Geldnot in den Ring zurück und holte 1994 als 45-Jähriger erneut den WM-Gürtel.
Graciano Rocchigiani (44): Der Berliner erboxte sich 1982 den WM-Titel im Supermittelgewicht. Er landete immer wieder im Knast, trat 2003 zurück. Jetzt wollte er im Mai zum dritten Mal gegen Michalczewski antreten, doch der Fight ist vorerst geplatzt.
Henry Maske (43): Der Olympiasieger von 1988 errang 1993 den WM-Titel im Halbschwergewicht. 1996 war mit der Niederlage gegen Virgil Hill Schluss für den Gentleman- Boxer. Im März 2007 forderte er in München Weltmeister Hill erneut und gewann sensationell.

Auch sie kamen zurück

Johan Cruyff (60): Hollands Fußball-Legende trat ’78 mit einem Abschiedsspiel gegen die Bayern zurück. Ein Jahr später kickte er wieder – bei den Los Angeles Aztecs: Cruyff hatte 1,3 Mio. Dollar in 24 000 Ferkel und 1400 Säue investiert und alles Geld verloren.
Mark Spitz (57): Der US-Schwimmer gewann bei Olympia 1972 in München sensationell sieben Mal Gold. Danach trat er 22-jährig zurück. Dann versuchte er – als 42-Jähriger – sein Comeback für Olympia 1992, scheiterte aber bereits in den US-Ausscheidungen.
Katarina Witt (42): Vier WM-Titel und zwei Mal Olympisches Gold holte sich das „schönste Gesicht des Sozialismus“, ehe Witt ab 1988 nur noch für Eis- Revues unterwegs war. Doch 1994 wollte sie es bei Olympia noch einmal wissen, mehr als Rang 7 war aber nicht drin.
Björn Borg (51): Der Schwede beendete nach elf Grand-Slam-Titeln (davon fünf Mal Wimbledon) 1984 mit 26 Jahren die Tennis-Karriere. Aus Geldnot nahm er ab 1991 wieder den Schläger in die Hand, kam bei seinem Comebackversuch aber nie über die 1. Runde hinaus.
Niki Lauda (58): Der Österreicher holte sich in der Formel 1 zwei Mal den WM-Titel (1975 und ’77). 1979 beendet er die Karriere, weil es „im Leben Wichtigeres gibt als im Kreis zu fahren“. 1982 kehrte er in die Formel 1 zurück und gewann 1984 erneut die WM.
Matthias Kerber

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