Ortler: Ein Bergerlebnis für Fortgeschrittene
48 atemberaubende Kehren und 1.869 Höhenmeter mit dem Rennrad bis auf das 2758 m hohe Stilfserjoch letzten August sind der Startschuss für unser Vorhaben „Ortler-Besteigung im Sommer 2016“.
Sulden - Während der gesamten 25 Kilometer bergauf fällt der Blick immer wieder auf den mit seinen 3.905 Metern höchsten Berg Südtirols, den Ortler. Wir sind uns sofort einig, dieser Berg muss bestiegen werden. Am 9./10. Juli 2016 ist es dann soweit. Die Wettervorhersage passt. Mein Ortler-Team besteht aus 3 Freunden und 2 Bergführern, immer 2 Personen pro Bergführer. Treffpunkt ist am Parkplatz in Sulden. Von dort geht es mit vollgepackten Rucksäcken mit Helm, Gletscherset, Steigeisen, Gurtzeug, Eispickel, Brotzeit, Klamotten ab der Bergstation Langenstein Sessellift auf 2.330 an der Tabaretta-Hütte vorbei auf 3.020 m zur Payer-Hütte. Immer wieder klebt unser Blick am Gipfel des Ortlers und die Vorstellung, morgen Vormittag am Gipfel zu stehen, erzeugt Gänsehaut mit einer gehörigen Portion Respekt. Auf der Payer-Hütte angekommen, werden wir von der Wirtin sehr freundlich empfangen. Frühstück von 4 bis 4:30 Uhr steht auf einem von Hand geschrieben Zettel neben der Theke. Mir schwant einiges. Es wird ernst. Wir checken noch einmal das Material mit den Bergführern, packen Rucksäcke um und gehen nach einem leckeren Abendessen früh ins Bett.
An Schlaf ist leider kaum zu denken
An Schlaf ist nicht zu denken, Höhe und Aufregung lassen uns gefühlt kaum schlafen. Morgens noch vor vier Uhr wird es richtig wuselig in der Hütte. Alle sind auf den Beinen und wollen nur noch rauf auf den Ortler auf knappe 4.000 Meter. Wir starten um 5 Uhr in 2 Teams mit je einem Bergführer. Unser Weg führt uns ab sofort immer am Seil über den „Felsenweg“ über die Nordwestflanke der Tabarettaspitze über felsiges Gelände hoch bis zum „Wandl“. Hier heißt es kraxeln und glücklicherweise sind die technisch schwierigsten Teile des gesamten Anstiegs mit Sicherungen versehen. Das obere, teils sehr ausgesetzte Gratstück, fordert unsere vollste Konzentration und Trittsicherheit. Weiter geht es über eine steile Traverse.
Über den Gletscher mit Steigeisen
Nach dem zweiten Frühstück legen wir die Steigeisen an. Hier beginnt der Gletscher. Riesige Seracs hängen bedrohlich neben uns herunter und ich hoffe inständig, dass sie nicht gerade jetzt abbrechen. Weiter geht es nach einer anspruchsvollen Rinne über spaltenreiches Gelände zum Ortlerplateau. Der Gipfel ist jetzt richtig nah und die Anstrengungen der letzten 4 Stunden verfliegen aus Vorfreude auf den Gipfel, auf den fantastischen 360-Grad-Blick und das Glücksgefühl, schon bald auf 3.905 Meter Höhe zu stehen. Um 9 Uhr stehen wir oben, umarmen und gratulieren uns. Schnell ein paar Gipfelfotos und fantastische Panoramabilder und schon geht es an den Abstieg. Der Abstieg ist schwieriger als der Aufstieg und erfordert höchste Konzentration. Vorbei an den Seracs und Gletscherspalten erreichen wir nach 2 Stunden das felsige Gelände. Der Steigeisen entledigt steigen wir über die schwierigen Felspassagen ab. Richtung Tal ist viel schwieriger als hinauf. Glücklicherweise haben wir sehr professionelle Bergführer dabei, die uns perfekt sichern und teilweise abseilen. Um 13 Uhr erreichen wir überglücklich die Payer-Hütte.
Glücklicher Abstieg ins Tal
Wir sind mächtig stolz auf uns und denken erstmal nicht über die weiteren 3 Stunden Abstieg nach. Um 17 Uhr erreichen wir den Parkplatz in Sulden und können es nicht glauben, dass wir vor 8 Stunden auf dem vor uns thronenden Gipfel standen. Dieses Gipfelerlebnis scheint süchtig zu machen. Denn noch auf der Rückfahrt planen wir die nächste Tour.
Infos zur Ortlerbesteigung:
Julius Payerhütte (geöffnet ab Mitte/Ende Juni)
39029 Sulden (BZ)
Tel. und Fax Hütte +39 0473 613010
Tourenplanung:
Hermann Wöll
Kompatscher Str. 7
39025 Naturns (BZ)
Tel. und Fax Tal +39 0473 666372
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