Olympische Spiele 2014: Putin ist Potemkin
Der Chefreporter Matthias Maus über die Begleiterscheinungen der Spiele in Sotschi. Die deutschen Politiker gehen auf Distanz zu Putin.
München - Bestzeiten im eisigen Pulverschnee, Spannung in glitzernden Loipen, Rekorde auf scharfen Kurven. Freuen wir uns auf schöne TV-Bilder aus Sotschi. Bevor wir aber wieder zu einem Volk von Doppelsitzrodelfanatikern werden, darf man an einige höchst unangenehme Begleiterscheinungen dieser Wintershow erinnern.
Putins Spiele sind die politischsten und die heikelsten seit Peking. Wieder zeigt sich ein Größenwahn, der über das Wohl der Einheimischen hinwegtrampelt, der ein Sportereignis zur Machtdemonstration eines fragwürdigen Regimes missbraucht.
Alle Feuerfackelduselei und alles falsches Pathos kann nicht verdecken, dass Putin und seine willfährigen Oligarchen potemkinsche Dörfer präsentieren. Ausgebeutete Wanderarbeiter errichten Fassaden aus Pappendeckel, entworfen von Stararchitekten. 37 Milliarden Euro kostet dieser wahrgewordene Traum eines lupenreinen Autokraten. Und das IOC mit dem Präsidenten aus Deutschland nickt alles zufrieden ab.
Dass sich die Athleten messen wollen, hoffentlich ungedopt: Klar. Dass der Sportminister hinfährt: Geschenkt. Dass aber weder Kanzlerin noch Bundespräsident nach Sotschi fahren: Gut so.
Sie haben es auch nach der Riesenshow mit einer Regierung zu tun, die Minderheiten ausgrenzt; die im Kaukasus, gleich neben Olympia, nur Gewalt und Einschüchterung kennt – und die nach Sotschi noch genauso unsympathisch ist wie davor.