Olympia tanzt Samba - Spiele 2016 in Rio

Rio de Janeiro wird Olympia-Stadt 2016: Zum ersten Mal hat das IOC Olympische Sommerspiele nach Südamerika vergeben. Eine Schlappe erlitt US-Präsident Obama. Warum die Entscheidung für Rio jetzt auch Münchens Chancen auf Olympia 2018 erhöht.
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Jubel in Brsilien - Olympia 2016 findet in Rio statt
dpa Jubel in Brsilien - Olympia 2016 findet in Rio statt

Rio de Janeiro wird Olympia-Stadt 2016: Zum ersten Mal hat das IOC Olympische Sommerspiele nach Südamerika vergeben. Eine Schlappe erlitt US-Präsident Obama. Warum die Entscheidung für Rio jetzt auch Münchens Chancen auf Olympia 2018 erhöht.

Sein Eintreten für Chicago hat nichts genützt: Der Obama-Faktor zog nicht, als die IOC-Vollversammlung zusammentraf, um den Austragungsort der Olympischen Spiele 2016 zu bestimmen. Schon im ersten Wahlgang flog die US-Großstadt raus, für die US-Präsident Barack Obama und seine Frau Michelle noch am Freitagvormittag bei der letzten Präsentation der vier möglichen Orte geworben hatten.

Im zweiten Wahlgang scheiterte die japanische Hauptstadt Tokio, die ohnehin nur als Außenseiter gegolten hatte, an den 94 wahlberechtigten Delegierten. So blieb ihnen nur noch die Wahl zwischen Rio de Janeiro und Madrid. Allerdings finden die Olympischen Spiele 2012 schon in Europa - in London - statt, so dass es als unwahrscheinlich galt, dass das IOC die Spiele darauf auch nach Europa vergeben.

Weißer Fleck wird getilgt

So entschied sich die 121. Vollversammlung in Kopenhagen im dritten Wahlgang für Rio, was IOC-Präsident Jacques Rogge am frühen Freitagabend bekannt gab. Die Sechs-Millionen-Einwohner-Metropole war damit im fünften Olympia-Anlauf erstmals erfolgreich. Ausschlaggebend dürfte auch die emotionale Präsentation gewesen sein: Rio hatte das IOC aufgefordert, den weißen Fleck auf der olympischen Landkarte zu tilgen und die Spiele erstmals nach Südamerika mit seinen 400 Millionen Einwohnern zu vergeben. Es sei Brasiliens Zeit, rief Präsident Luiz Inacio Lula da Silva den IOC-Mitgliedern zu.

Beim fünften Anlauf, Olympia-Ausrichter zu werden, versuchte Rios Bewerbungskomitee die Kritikpunkte der IOC-Prüfer zu kontern. Das Sicherheitsproblem werde mit einem neuen Polizeisystem angegangen. Rio hat im Vergleich zu den ausgeschiedenen Mitbewerbern die höchste Mord- und Verbrechensrate. Die Organisatoren müssen nun zeigen, dass sie für die Sicherheit von Athleten und Zuschauern sorgen können. Zudem liegen die Wettkampfstätten weit auseinander und erfordern bessere Verbindungen. Die notwendige Großinvestition von 14 Milliarden Dollar für die fehlenden Infrastrukturen sei gesichert, hieß es. Sechs Kreuzfahrtschiffe sollen ferner die Hotelknappheit lösen helfen und für 8000 Gäste Platz schaffen. Eröffnungs- und Schlussfeier sollen am 5. und 21. August im legenderen Maracana-Stadion steigen. Lula hat den IOC-Mitgliedern versprochen: «Es werden unvergessliche Spiele. Sie werden Ihre Entscheidung nicht bereuen.»

Jubel in Rio, Enttäuschung in Madrid

Am Strand von Rio, der berühmten Copacabana, harrten Tausende vor einer großen Bühne aus, um das Ergebnis aus Kopenhagen zu empfangen. Als IOC-Chef Rogge Rio zur Olympia-Stadt 2016 ausrief, brach Jubel aus. Die begeisterte Menge feierte vorgezogenen Karneval: Die Menschen tanzten Samba und warfen vor einer Riesenbühne Konfetti in die Luft. Die Stimmung war schon nach dem frühen Ausscheiden des Erzrivalen Chicago gestiegen.

Fifa-Präsident und IOC-Mitglied Joseph Blatter kommentierte die Entscheidung pro Rio mit den Worten: «Eine Superentscheidung. Jetzt kommt Olympia mit Fußball zusammen.» 2014 findet in Brasilien die Fußball-Weltmeisterschaft statt. Nach Bekanntgabe des IOC-Ergebnisses sagte Brasiliens Präsident Lula da Silva, die Welt habe die wirtschaftlichen und sozialen Erfolge des fünftgrößten Landes der Erde anerkannt. Er fühle nur Stolz und Freude und Dankbarkeit. «Rio hat gewonnen, weil es Herz und Seele hat und die Einwohner von Rio liebenswürdig und großzügig sind.» Dies sei nicht nur ein Sieg für Brasilien, sondern ein Sieg für ganz Lateinamerika, sagte Lula. Dagegen gab es in Madrid lange Gesichter: Mit großer Enttäuschung nahmen die Einwohner der spanischen Hauptstadt das Scheitern ihrer Olympia-Bewerbung für 2016 auf. «Wir wussten, dass es schwierig werden würde, weil Rio de Janeiro der große Favorit war», sagte eine junge Frau vor dem Königspalast im Herzen Madrids, wo mehrere Tausend Menschen bei strahlendem Sonnenschein die Wahl in Kopenhagen auf zwei Riesenleinwänden verfolgt hatten. «Aber dennoch haben wir gehofft», fügte sie unter Tränen hinzu. Madrids Olympia-Traum ist damit bereits zum zweiten Mal innerhalb von vier Jahren geplatzt. Damals war die Drei-Millionen-Metropole mit ihrer Bewerbung für die Olympischen Spiele 2012 knapp London unterlegen. Zudem hatte sich Madrid seinerzeit um die Olympischen Spiele 1972 bemüht, die nach München gingen.

Warum jetzt Münchens Chancen steigen könnten

Die Entscheidung für Rio 2016 könnte sich positiv auswirken auf die Chancen Münchens, die Olympischen Winterspiele 2018 zu erhalten. Der Grund: Hätte Madrid das Rennen gemacht, so wäre kaum wahrscheinlich gewesen, dass die Herren der (olympischen) Ringe nach London 2012 und Madrid 2016 kurz darauf für einen dritten europäischen Bewerber stimmen würden. Münchens Oberbürgermeister Christian Ude sah die die Bewerbung der Landeshauptstadt um die Winterspiele 2018 daher auch gut im Rennen. "Mit der Entscheidung des IOC, die Sommerspiele 2016 nach Südamerika zu vergeben, hat die Münchner Bewerbung um die Olympischen und Paralympischen Winterspiele 2018 alle Chancen auf einen erfolgreichen Abschluss“, erklärte Ude am Freitagabend. Zusammen mit Königssee und der Ski-Region Garmisch-Partenkirchen sei München „bestens aufgestellt, um als erste Stadt weltweit nach Olympischen Sommerspielen auch die Winterspiele ausrichten zu dürfen“.

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