Olympia-Superstars: Eiskalt, Dauerbrenner, Exoten
Vancouver (dpa) - Acht olympische Goldmedaillen oder immer neue Fabel-Weltrekorde - was Schwimmer Michael Phelps und Sprinter Usain Bolt 2008 in Peking zu olympischen Superstars machte, ist für Wintersportler einfach nicht drin.
Doch auch ohne diese Superlative werden die Spiele von Vancouver spezielle olympische Momente liefern. Die Casting-Show für Superstars findet auf Eis und Schnee statt. Die Deutsche Presse-Agentur dpa stellt einige Kandidaten vor, die das Zeug zum herausragenden Athleten der XXI. Winterspiele haben:
DAUERBRENNER:
Biathlon-König ist Ole Einar Björndalen schon, nun könnte der Norweger in der ewigen olympischen Bestenliste sogar an Landsmann Björn Dählie vorbeiziehen. Fünf olympische Goldmedaillen hat der beste Biathlet überhaupt bereits, mit drei Olympiasiegen könnte er zu Langläufer Dählie aufschließen. Dem als «Außerirdischen» bezeichneten Ausnahme-Athleten ist in der Loipe und am Schießstand alles zuzutrauen.
KRÖSUS:
In einer Kategorie ist Kanadas Eishockey-Spieler Sidney Crosby bereits Sieger: Mit einem Jahresgehalt von etwa 9 Millionen Dollar (6,6 Millionen Euro) verdient der 22-Jährige so viel wie kein anderer Olympionike - nur die russischen Eishockey-Cracks Alexander Owetschkin und Jewgeni Malkin können ihm finanziell das Wasser reichen. Crosby führte im vergangenen Jahr gemeinsam mit Malkin die Pittsburgh Penguins zum NHL-Titel. Den Sieg erwartet das Land auch vom Team Canada im erhofften Traumfinale gegen Russland mit Malkin.
OLDIES BUT GOLDIES?:
In der nordischen Kombination sind die Alten wieder da und ärgern die Jungen: Hannu Manninen (Finnland/31 Jahre), Felix Gottwald (Österreich/34), der in Turin zweimal Olympiasieger wurde, und Todd Lodwick (USA/33). Alpin-As Bode Miller (USA/32) schwankt zwischen Genie und Wahnsinn auf der Piste, das Können, bei seinen vierten Winterspielen sein erstes Gold zu holen, hat er allemal. Und Didier Cuche (Schweiz/35) träumt von Abfahrts-Gold.
SKI-FREUNDINNEN:
Beide starten in allen fünf alpinen Wettbewerben, beide könnten zu Medaillen-Hamstern werden. Weihnachten feierte Lindsey Vonn (USA) schon mehrmals bei ihrer Ski-Freundin Maria Riesch in Partenkirchen, doch auf der Piste hat keine etwas zu verschenken. Riesch ist mit Schwedens routinierter Anja Pärson Vonns größte Konkurrentin im Kampf um die alpine Krone.
EIS-FlITZER:
Für Apolo Anton Ohnos Trainer ist klar: Sein Schützling ist schnell genug für vier Shorttrack-Goldmedaillen. «Er ist in der besten Form, die er jemals hatte», sagt Jimmy Jang. Der 27-Jährige gewann 2002 und 2006 jeweils einmal Gold, hat aber in den Südkoreanern starke Konkurrenz.
EIS-KÜNSTLER:
Weniger rasant, dafür mit viel Gefühl will Jewgeni Pluschenko sein zweites Eiskunstlauf-Gold. Nach seinem Triumph 2006 war der Russe zurückgetreten, kam aber nach mehreren Knie- Operationen und einem Ausflug ins Showgeschäft - er moderierte eine Fernseh-Show und wirkte 2008 bei Russlands Sieg im Eurovision Song Contest mit - besser denn je zurück. Beim EM-Sieg im Januar stellte der 27-Jährige im Kurzprogramm einen Punkte-Weltrekord auf.
EISKALTES DUELL:
Das Zicken-Duell im Eisschnelllauf zwischen der gesperrten Claudia Pechstein und der verletzungsanfälligen Anni Friesinger-Postma ist Geschichte. Das sportliche Duell um den erfolgreichsten Athleten im Richmond Olympic Oval findet in diesem Jahr zwischen dem Niederländer Sven Kramer und Shani Davis aus den USA statt. Beide gehen sich dabei - außer in der Teamkonkurrenz - aus dem Weg: Kramer startet über 5000 und 10 000 Meter, Einzelgänger Davis ist Topfavorit über 1000 und 1500 Meter.
ÖSI-ADLER:
Als Team können sich Österreichs Skispringer nur selber schlagen, in beiden Einzel-Konkurrenzen sind Gregor Schlierenzauer, Thomas Morgenstern und Vierschanzentournee-Sieger Andreas Kofler heiße Sieg-Kandidaten. Doppel-Gold wird auch dem Schweizer Simon Amann zugetraut, der 2002 als Olympiasieger überraschte.
ÜBERFLIEGER:
Ein «Wunderkind» ist Snowboarder Sean White mit 23 Jahren und einem Olympiasieg 2006 nicht mehr, doch der Tausendsassa wird in der Halfpipe erneut die Konkurrenz alt aussehen lassen. Auch zahlreiche Filme und ein eigenes Video-Spiel können die manchmal bittere Realität aber nicht ausblenden: Whites ärgster Konkurrent, Kevin Pearce, verletzte sich im Training zum Jahreswechsel bei einem missglückten Sprung schwer.
EXOTEN:
Auch ohne Siege und Medaillen rücken gerade bei Olympia die sogenannten Exoten oft ins Rampenlicht. Einer von ihnen ist «Schnee- Leopard» Kwame Nkrumah-Acheampong. Als erster olympischer Skirennfahrer aus Ghana will er nicht Letzter werden, aber trotzdem auffallen: mit seinem Rennanzug im Leoparden-Look.