Olympia ohne Felix Neureuther?
GARMISCH - Bundestrainer macht dem Star Druck – und dessen Vater Christian kann’s nachvollziehen
Am Dienstag schaute Felix Neureuther Skirennen im Fernsehen. Daheim in Garmisch, den Slalom in Lienz. Das Weltcup-Rennen der Alpin-Frauen, von denen sich bereits sechs DSV-Läuferinnen für Vancouver qualifiziert haben.
Im Unterschied zu ihm.
Denn Felix Neureuther hat die Olympia-Norm (einmal Top 8 oder zweimal Top 15) in diesem Winter noch nicht erreicht. Und wenn das so bleibt, werden sie ihn diesmal auch daheim lassen. Anders als 2006. Das machte Alpinchef Wolfgang Maier in Lienz deutlich. „Wenn der Felix die Norm verpasst“, sagte Maier, „dann nehmen wir ihn nicht mit. Dass wir damit unseren Athleten keinen Gefallen tun, hat sich in der Vergangenheit gezeigt.“ Wie vor vier Jahren in Turin. Als Neureuther ein Blanko-Ticket erhielt, dann bei Olympia in Slalom und Riesenslalom rausflog. Damals waren die Kriterien gleich, Neureuthers beste Ergebnisse die Plätze 11 und 19, und trotzdem wurde er vom DOSB nominiert, auf Drängen des Ski-Verbands, die den damals 21-Jährigen als „jungen Rennläufer mit Perspektive“ anpriesen. Ein Gnadenakt, der damals auch für Unmut sorgte.
Diesmal also gibt es keine „Lex Neureuther“. Und das fände der Felix auch gut so, wie der Vater sagt. „Wenn er die Norm schafft, soll er dabei sein, wenn nicht, dann nicht“, sagte Vater Christian zur AZ, „dabei zu sein, ohne sich zu qualifizieren, das würde Felix gar nicht wollen. Das kann man mit einem jungen Läufer noch machen.“ Aber eben nicht mit einem Routinier, der jetzt auch schon 25 ist.
Nur noch drei Slaloms stehen fristgerecht vor der finalen DOSB-Nominierung der Olympia-Mannschaft am 22. Januar an: Zagreb (6.1.), Adelboden (9.1.), Wengen (17.1.). Sollte Neureuther bis dahin aber noch ohne Norm sein, kann der DSV beim DOSB beantragen, noch bitte die Rennen in Kitzbühel (24.1.), Schladming (26.1.) und Kranjska Gora (31.1.) abzuwarten. Das werden die Ski-Funktionäre um Maier und DSV-Boss Alfons Hörmann dann auch sicher tun, sprach doch Maier selbst von „sechs Chancen“. Sollte Neureuther sie aber nicht nutzen, sieht er auch Olympia nur im Fernsehen.
Florian Kinast