Olympia-Kolumne von Martina Ertl: Francesco Friedrich ist der Schumi des Eiskanals

Formel-1-Weltmeister Michael Schumacher wurde eine Legende auf den PS-Strecken dieser Welt. Was so leicht aussah, verband sich mit ungeheurem Talent und einer Intuition, immer wieder die richtigen Ableitungen aus den Trainings und dem Umgang mit dem Instrument, dem Fahrzeug, zu nehmen. Mechaniker, die mit Schumacher zusammengearbeitet haben, erzählen immer wieder fasziniert von dieser Gabe, jedes Geräusch, jedes Fahrverhalten auszulesen und so das Fahrzeug und damit die eigene Leistung zu optimieren.
Der Schumacher des Eiskanals heißt Francesco Friedrich, lebt zwischen Dresden und dem Elbsandsteingebirge und bricht seit Jahren die Rekorde. Er hält ohne Mühen die Mitstreiter auf Distanz, aber seine Erfolge, da kann man sicher sein, sind die Summe von vielen kleinteiligen Faktoren, an denen Friedrich, der im zwischenmenschlichen Bereich eine unbekümmerte und nahbare Frohnatur ist, akribisch arbeitet.
Friedrich ist ein absoluter Perfektionist
Augenzeugen berichten, dass er persönlich der Hüter jeder Kufe ist und alles sehr feinsinnig registriert, was um und mit seinem Bob geschieht. Auch jeden Angriff von außen hat er auf dem Radar und so ist es kein Wunder, dass Friedrich reagiert hatte, als er die guten Durchgänge seiner Konkurrenten im Training sah. Er tüftelte, tauschte Material, hatte Tag und Nacht im Bobschuppen zu tun. Dass er den Bob nicht mit dem Bett tauschte, war fast Zufall.
Auch seine Crew-Mitglieder werden regelmäßig von der Optimierung erfasst, wo es um Verbesserungen im Hundertstel-Bereich beim Start geht. Friedrich ist Perfektionist, der sich seine Erfolge immer wieder aufs Neue erarbeitet. Seine Siege sind nicht leicht, weil sie stets kommen, sondern, weil er einfach nicht müde wird, sich den Aufgaben mit gleichmäßiger, hoher Qualität zu stellen. Die Wahl von Friedrich als Fahnenträger war begründet und er hat sie mit der Goldmedaille im Zweierbob bestätigt.