Olympia in München? Finanzierungsprobleme!

Acht Monate vor Abgabe der Bewerbung sind erst ein Drittel der benötigten Gelder gesichert. Aber Ministerpräsident Seehofer verspricht, dass man in einer "gemeinsamen Aktion" ausreichende Sponsorenmittel genierieren würde.
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Das ehrwürdige Olympiastadion, bald Schauplatz eines alpinen Slaloms? So will es Felix Neureuther.
firo/Augenklick Das ehrwürdige Olympiastadion, bald Schauplatz eines alpinen Slaloms? So will es Felix Neureuther.

MÜNCHEN - Acht Monate vor Abgabe der Bewerbung sind erst ein Drittel der benötigten Gelder gesichert. Aber Ministerpräsident Seehofer verspricht, dass man in einer "gemeinsamen Aktion" ausreichende Sponsorenmittel genierieren würde.

Der Traum vom milliardenschweren Münchner Olympia- Double lebt, doch bereits bei der Beschaffung der Bewerbungs- Millionen klemmt es. Acht Monate vor Abgabe der Bewerbungsunterlagen hat der Olympia-Gastgeber von 1972 nach dpa-Informationen erst 10,5 der benötigten 30 Millionen Euro gesammelt. Ausgerechnet die bayrischen Spitzenpolitiker scheinen bei der Geldsuche für die versprochene Privatfinanzierung die Olympia-Macher und den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) im Stich zu lassen. „Frustriert bin ich nicht. Oberbürgermeister Ude und auch Ministerpräsident Seehofer haben schon Firmen angesprochen, aber es hat bisher noch keine konzertierte Aktion gegeben, das ist richtig“, erklärte Richard Adam, Geschäftsführer der Bewerbungsgesellschaft, der Deutschen Presse- Agentur dpa. „Es könnte immer mehr gehen, aber es hat ihnen vielleicht auch noch niemand gesagt. Ich will einen koordinierten Prozess haben.“

Ein Miteinander muss spätestens bei der Gesellschafterversammlung an diesem Donnerstag in München eingeleitet werden. Zudem will das siebenköpfige Gremium die Personalie Bernhard Schwank offiziell klären – auch da spielt Geld eine wichtige Rolle. Der DOSB- Leistungssport-Direktor soll in die Führungsriege der Bewerbungsgesellschaft aufsteigen und durch seine Verbindungen zum Spitzensport das Kompetenz-Vakuum füllen, das durch Wilfried Spronks krankheitsbedingten Ausfall aufgetreten war. Spronk, der die Bewerbung seit Mitte Juli als Olympia-Koordinator und Geschäftsführer begleitet hat, nimmt derzeit aus gesundheitlichen Gründen eine berufliche Auszeit. Im DOSB wird intern bereits nach einem Ersatz für Schwank gesucht, der trotz der neuen Planspiele weiter als Chef de Mission der deutschen Olympia-Mannschaft bei den Olympischen Winterspielen 2010 vorgesehen ist. Ausgerechnet in München soll sich eine Opposition gegen Schwanks Benennung zum zweiten Geschäftsführer neben Tourismus- Fachmann Adam bilden. Dabei benötigen die stagnierenden Olympia- Ambitionen dringend frische Impulse. „Niemand der Gesellschafter kann ein Interesse daran haben, dass die Bewerbung öffentlich zerredet wird“, betonte DOSB-Generaldirektor Michael Vesper.

Noch gehen alle beteiligten Partner einigermaßen sanft miteinander um, doch das Frustpotenzial steigt mit jedem Tag der Passivität. „Wir ermuntern München und Bayern in der freien Finanzierung und sind optimistisch, dass das Ziel erreicht wird“, betonte DOSB-Präsident Thomas Bach. Tatsächlich hat aber von den acht DAX-Unternehmen in München bisher nur BWM finanzielle Unterstützung zugesichert. Dabei wollten die Hochkaräter aus der bayrischen Politik möglichst viele Firmen als Förderer der Kandidatur gewinnen, um die Bewerbungskosten ohne Steuergelder abdecken zu können. Durch die Wirtschaftskrise ist die Sponsorensuche noch schwieriger geworden. „Wir werden in dieser Legislaturperiode alle Hebel in Bewegung setzen, um die Winterolympiade 2018 nach Bayern zu holen. Für den Erfolg ist jetzt wesentlich, dass die Bewerbung schnell und reibungslos anläuft, und dafür brauchen wir vor allem auch das private Engagement der Wirtschaft“, sagte Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) der dpa. Er sei ganz sicher, „in einer gemeinsamen Anstrengung“ werde es gelingen, ausreichende Sponsorenmittel zu gewinnen. „Wir sind dabei auf einem guten Weg. Viele Kontakte und Gespräche laufen und werden intensiv vorangetrieben.“ Ende März wird der 26-köpfige Aufsichtsrat bestellt.

Vesper erinnerte die Münchner an ihre Ankündigung: „Es gibt keinen Grund zur Panik. Wir liegen voll im Zeitplan. Es sind nach wie vor noch eine Menge Hausaufgaben zu machen, aber ich bin optimistisch, dass die Stadt München und das Land Bayern die notwendigen privaten Mittel auftreiben und ihre Zusagen einhalten können.“ Bereits im vergangenen Herbst sollte der Auftrag für das Werbekonzept vergeben werden, um das olympische Image der Isar- Metropole stärker herauszuarbeiten. Dies ist immer noch nicht geschehen. „Wir müssen ein paar Marketingprojekte auf den Weg bringen und die dann mit dem knappen Geld, das wir wir haben, angehen“, bestätigte Adam, „man muss die Sponsoren wieder angehen, aber mit einem anderen Ansatz als 2008. Man muss ihnen zeigen, was sie für einen Gegenwert bekommen.“ Im vergangenen Sommer hatte Oberbürgermeister Christian Ude ein sich ständig steigerndes „Crescendo“ der Bewerbung versprochen. 47 Jahre nach den Sommerspielen in München macht das stagnierende Olympia-Projekt stattdessen derzeit eher mit geballter Zurückhaltung auf sich aufmerksam. Als letztes Druckmittel bliebe dem DOSB die Möglichkeit, die Münchner Bewerbung zurückzuziehen. Eine vierte Bewerbungspleite nach dem Scheitern von Berchtesgaden, Berlin und Leipzig will und kann sich der deutsche Sport nicht leisten.

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