Olympia 2018: Der erste Ärger um die neuen Standorte
Nun stehen die Standorte fest. Die Bewerbungsgesellschaft hat endgültig festgelegt, wo die Sportler in welchen Disziplinen um Medaillen kämpfen werden, sollte München für die Winterspiele 2018 den Zuschlag erhalten. Doch es gibt auch Unverständnis.
MÜNCHEN Am Anfang streikten die Mikrofone. Ein lästiges Rauschen zischte durch den Saal im „Haus des Sports“ am Georg-Brauchle-Ring, erst nach einigen Minuten war der Misston behoben.
Es waren nicht die einzigen Störgeräusche am Tag, als die 2018-Planer erstmals im Detail die Sportstätten vorstellten. Denn gerade der Standort Oberammergau stößt nicht überall auf Begeisterung. Die wichtigsten Fragen und Antworten:
Was ist wo geplant?
Die Eiswettbewerbe in München, Bob, Rodel, Skeleton am Königssee, die Schneewettbewerbe in Garmisch-Partenkirchen, Biathlon und Langlauf in Oberammergau (siehe Grafik).
Warum Oberammergau?
Als Wintersportmekka hat sich Oberammergau bisher nicht hervorgetan. Einziger Höhepunkt ist der alljährliche König-Ludwig-Volkslanglauf. Allerdings fiel die Wahl auf den Passionsspielort, weil die ursprünglich geplanten Anlagen in Kaltenbrunn, Klais und Krün durch Naturschutzgebiete führten. Keine ökologischen Probleme gab es da in Oberammergau, unterhalb der Romanshöhe, einem wunderbaren Aussichtspunkt auf die Ammergauer Alpen. „Das ist eine tolle Chance, uns der Welt zu präsentieren“, sagte Bürgermeister Arno Nunn zur AZ, „wir wollen uns von der besten Seite zeigen.“
Ist Oberammergau ein eigener Standort?
Laut Argumentation der 2018-Macher nicht. So kam gestern auch nicht Nunn zur Vorstellung nach München, sondern Thomas Schmid – als Bürgermeister Garmischs. Grund: Die Olympia-Planer sprechen immer von der „München plus 2“-Lösung. München plus Königssee und Garmisch als so genannter Schnee-„Cluster“ (wörtl.: Haufen, Bündel). Oberammergau als dritten Ort definieren zu müssen, käme ihnen ungelegen.
Was sagt das IOC?
Eine genaue Begrenzung des Begriffs „Cluster“ gibt es im Hauptquartier in Lausanne nicht. „Cluster bedeutet die Anhäufung von Austragungsstätten innerhalb einer engen geographischen Nachbarschaft“ , hieß es auf AZ-Anfrage. „Ein genauer Radius in Kilometern ist hier nicht vorgeschrieben.“
Wo gibt es Ärger, warum?
In Ruhpolding. Am Traditions-Standort wird gerade die gesamte Anlage für 18 Millionen Euro für die WM 2012 modernisiert. Die Olympia-Pläne ärgern hier vor allem Wolfgang Pichler, den Biathlon-Trainer der Schweden, den Bruder des Bürgermeisters Claus: „Warum Oberammergau“, sagt Pichler zur AZ, „das ist hinausgeschmissenes Geld. Wir haben doch alles hier. Ein Riesen-Schmarrn. Und so viel weiter als nach Oberammergau ist es von München zu uns heraus auch nicht.“ Nur wenig. Nach Oberammergau sind es 90 Kilometer, nach Ruhpolding 113.
Wird Oberammergau ein permanenter Standort für Langlauf und Biathlon?
Nein. Die Anlagen werden für die Zeit der Winterspiele nur temporär aufgebaut, danach wieder abgebaut.
Was sagen Naturschützer?
„Nach jetzigem Stand ist das Konzept absolut naturverträglich“, sagt Thomas Urban vom Deutschen Alpenverein, „auch mit Oberammergau können wir gut leben.“
Bleibt abzuwarten, wie lange die Störgeräusche aus Ruhpolding anhalten. Sonst wird für die Olympia-Planer der Streit um Oberammergau zur langen Passions-Zeit.fk