Oldenburgs Boss - ein Ex-Bayer

Im zweiten Playoff-Halbfinale tritt der FC Bayern bei den Baskets Oldenburg an. Geschäftsführer Hermann Schüller hat 73/74 in München gespielt – und mahnt zu ausgeprägterer Zusammenarbeit.
von  Julian Galinski

Im zweiten Playoff-Halbfinale tritt der FC Bayern bei den Baskets Oldenburg an. Geschäftsführer Hermann Schüller hat 73/74 in München gespielt – und mahnt zu ausgeprägterer Zusammenarbeit

OLDENBURG AZ: Herr Schüller, Sie sind gewissermaßen ein Vorfahre von John Bryant & Co., den heutigen Stars des FC Bayern Basketball. Wie kam’s?

HERMANN SCHÜLLER: Das war in der Saison 1973/74, ich habe während des Studiums für den FC Bayern gespielt. Sogar in der damaligen Rudi-Sedlmayr-Halle. Trainiert haben wir auf dem Gelände des Vereins an der Säbener Straße.

Was für einen Stand hatte Basketball im Verein?

Ach, wir Spieler wurden quasi noch aus der Hosentasche bezahlt. Unser damaliger Abteilungsleiter, Strobl hieß er, lud nach dem Training die Spieler in die Umkleide, er hatte das ganze Geld in der Hand. Und dann gab es unser Salär, in bar. Wer gut gespielt hatte, der bekam noch einen Hunderter drauf. Unvorstellbar heute – aber ich habe so mein Studium mitfinanziert. Eine schöne Zeit, die mir viele Freunde gebracht hat.

Wie groß war das öffentliche Interesse?

Die großen Zeitungen haben allesamt berichtet. Aber wir haben ein Schattendasein neben den Fußballern gefristet. Im Schnitt hatten wir 1500, 2000 Zuschauer.

Heute ist der FC Bayern auch im Basketball eine Macht – und tritt manchmal entsprechend forsch auf. Als direkter Konkurrent: Mögen Sie Ihren alten Verein noch?

Das Verhältnis ist gut, gerade mit Vizepräsident Rudolf Schels und Geschäftsführer Marko Pesic. Wir freuen uns, dass Basketball durch den FC Bayern mehr in den Fokus gerät. Und es wäre schön, wenn sich noch mehr Fußballklubs anschließen würden. Aber natürlich ist es schon auch so, dass man das ein oder andere kritisch sieht. Das resultiert aus unterschiedlichen Erwartungen. Ich glaube, der FC Bayern hat sehr hohe Erwartungen an die gesamte BBL – auch dadurch bedingt, was der Verein im Fußball kennt.

Sie beziehen sich unter anderem auf die Abwicklung des Wiederholungsspiels gegen Ludwigsburg – die Bayern empfanden das Vorgehen der BBL auch hier nicht als ausreichend professionell.

Ich sehe das ein bisschen anders. Man muss sehen, woher diese Liga kommt und was Geschäftsführer Jan Pommer bisher erreicht hat – alle Klubs auf eine Linie einzuschwören, einen Unterbau für den Nachwuchs zu schaffen etwa. So eine Entwicklung ist ein langwieriger Prozess, dazu bedarf es vieler Gespräche. Und es wird immer Aufs und Abs geben. Klar kann man die Fehler der Liga kritisieren. Aber ich halte sehr viel mehr davon, das intern zu tun, als das extern zu tun. Denn die öffentliche Diskussion schadet der Liga möglicherweise. Was wir von den Sportlern im Team erwarten, sollten wir auch selbst praktizieren: Zusammenarbeiten.

Was den Sport betrifft: Am Mittwoch (19 Uhr, live auf Sport1) sind die Bayern nun bei Ihnen in Oldenburg zu Gast. Dort haben die Bayern, die im Halbfinale 1:0 führen , Anfang Januar eine üble 87:72-Klatsche kassiert.

Im ersten Spiel hatten wir nicht die Energie, die Aggressivität, die man gegen den FC Bayern braucht. Wir haben nicht eine derartige Tiefe im Kader – aber eben mit sieben Millionen auch nur den halben Etat. Am Mittwoch aber wird das ganz anders aussehen, da bin ich mir sicher. Die Stadt fiebert auf dieses Spiel hin, wir haben die 6000 Plätze in unserer Halle in zwei Stunden ausverkauft. Unsere Fangemeinde steht absolut hinter dem Team – und das könnte spielentscheidend sein. Weil die Spieler das Adrenalin spüren, das sich aufbaut, weil sie das bis in die Haarspitzen motiviert.

 

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