„... oder ich bleibe für immer“
MÜNCHEN - Bayern-Star Bastian Schweinsteiger spricht im Interview über seine Vertragssituation, die Probleme mit den Beratern und das neue Klima unter Jürgen Klinsmann.
AZ: Herr Schweinsteiger, wie fühlt es sich an, in die letzte Saison zu gehen?
BASTIAN SCHWEINSTEIGER: Wie meinen Sie das?
Na, es ist so gesehen ihre letzte Saison, da der Vertrag beim FC Bayern im nächsten Sommer ausläuft. Noch hat es keine Gespräche mit der Vereinsführung gegeben.
Ach, das belastet mich nicht. Ob das komisch ist? Nein. Warum sollte es so sein?
Mit allen wichtigen Spielern, allen Stützpfeilern einer Mannschaft werden die Verträge meist in der vorletzten Saison besprochen und eventuell verlängert. Siehe Philipp Lahm. Nicht so bei Ihnen.
Man wird sehen, was passiert.
So cool? So emotionslos? Es geht um Ihren nächsten großen Vertrag.
Schon, aber ich will mich jetzt erst einmal auf die neue Saison, aufs Sportliche konzentrieren. Wir Nationalspieler hatten nach der EM nur zwei Wochen Urlaub – es ist nicht so leicht, sich jetzt wieder reinzufinden.
Okay. Anders gefragt: Gibt es keinen Trend, ob Sie eher dazu tendieren, den Verein nach Vertragsende im Sommer 2009 zu verlassen oder doch verlängern zu wollen?
Nein.
Was spräche dafür?
Ich bin jetzt seit etwa zehn Jahren beim FC Bayern. Ich muss niemandem erklären, wie gut geführt dieser Klub ist. Und nun haben wir mit dem neuen Trainer Jürgen Klinsmann eine andere, neue Situation. Beim FC Bayern ist ein positiver Umschwung zu erkennen, eine Aufbruchstimmung. Man merkt: Es tut sich was, es geht voran. Es ist schön, daran teilzuhaben.
Klingt alles nach einem „aber…“
Ich habe schon immer gesagt, dass für jeden Spieler ein Wechsel ins Ausland irgendwann reizvoll ist. Ich kann mir aber auch sehr gut vorstellen, beim besten deutschen Verein zu bleiben. Beides ist möglich.
Bei der Vertragsverlängerung von Philipp Lahm haben sich die Bosse nach der Decke gestreckt.
Da haben sie gezeigt, dass sie auf die eigenen Leute setzen – ja. Aber ich will mich nicht beschweren, mir geht es wunderbar hier. Ich werde mir alles anhören und würde momentan sagen: Beides ist möglich: Entweder bin ich dann weg oder ich bleibe für immer (lacht). Nein für, sagen wir, ganz lange.
Mit Tim Borowski wurde ein weiterer Mittelfeldspieler verpflichtet. Noch mehr Konkurrenz für Sie.
Das ist doch nichts Neues. Hallo, wir sind beim FC Bayern! Ich will mir einen Stammplatz sichern und so viele Spiele wie möglich machen, um das Projekt von Jürgen Klinsmann zu unterstützen.
Auf welcher Position? Lückenbüßer im linken Mittelfeld? Franck Ribéry fällt länger aus.
Ich bin kein Lückenbüßer. Wir spielen hier ein 4-4-2-System. Da kann ich auch wie bei der EM in der Nationalelf auf rechts spielen. Oder zentral. Wir dürfen für den Gegner nicht ausrechenbar sein.
Sind auch Sie nicht. Vor allem für Berater. Nach der Playce AG, Roland Grahammer und Werner Ritzmann betreut Sie nun Robert Schneider. Kontinuität sieht anders aus.
Das stimmt. Aber lassen Sie das bitte meine Sorge sein. Mit Robert Schneider bin ich sehr zuversichtlich.
Das wäre dann der Ansprechpartner für Uli Hoeneß in Sachen Vertragsverlängerung.
Richtig. Die Leute bei Bayern wissen, wer ich bin, was ich kann. Ich will mich weiter verbessern.
Da haben Sie mit Klinsmann jetzt den richtigen Lehrmeister. Er will, dass sich jeder Spieler weiterentwickelt – fußballerisch und in seiner Persönlichkeitsstruktur.
Was er bei Bayern angestoßen hat, gefällt mir sehr. Der Spaßfaktor ist hoch, zugleich aber auch die Konzentration. Klinsmann verkörpert den absoluten Siegeswillen. Und das braucht der FC Bayern.
Haben Sie sich schon für Kurse angemeldet?
Ja, für einen Sprachkurs. Aber wenn ich Ihnen verrate, für welchen, dann sagen Sie sofort: Aha – und spekulieren.
Na, klar. Für welchen?
Englisch.
Logisch. Wegen Chelsea. Oder Liverpool?
Wusste ich’s doch! Nein, das hat damit nichts zu tun. Ich will mein Schulenglisch verbessern. Nicht mehr und nicht weniger.
Interview: Patrick Strasser