Oben angekommen

Unterhachings Volleyballer, einst Außenseiter, haben sich in der Liga etabliert. Am Sonntag wollen sie die Allergrößten stürzen: Der Vfb Friedrichshafen kommt in die Sportarena am Utzweg.
von  Abendzeitung
Internationale Klasse am Unterhachinger Utzweg: Patrick Steuerwald beim Zuspiel auf Emanuel Kohut (r.).Foto: sampics/Augenklick
Internationale Klasse am Unterhachinger Utzweg: Patrick Steuerwald beim Zuspiel auf Emanuel Kohut (r.).Foto: sampics/Augenklick © sampics/Augenklick

UNTERHACHING - Unterhachings Volleyballer, einst Außenseiter, haben sich in der Liga etabliert. Am Sonntag wollen sie die Allergrößten stürzen: Der Vfb Friedrichshafen kommt in die Sportarena am Utzweg.

Es war schon putzig, wie sich der TSV Unterhaching lange in der Volleyball-Bundesliga behauptet hat. Scheinbar ein Zwerg unter Riesen. Eine Schülertruppe, die, unverdrossen wie Asterix und eine Hand voll Gallier, den Großkopferten trotzt. Und die sich in der eigenen Vereinshymne als „die Underdogs“ besingen ließ. Ein Jahr ist das erst her. Eine gefühlte kleine Ewigkeit. Weil längst alles anders ist in Haching.

Generali Unterhaching heißt der Klub jetzt, und die üppigen Sponsorengelder, die seit Saisonbeginn fließen, haben die Zwerge aufgepumpt. Nun stehen Profis aus fünf Nationen in der Startaufstellung, neun Ligaspiele in Serie haben sie gewonnen und zuletzt die Hamburg Cowboys wie im Vorübergehen 3:0 abgefieselt.

Die Hachinger sind selbst zu den Großen der Liga geworden. Das sollen nun die Allergrößten zu spüren bekommen: Am Sonntag, 16 Uhr, kommt der VfB Friedrichshafen in die Sportarena am Utzweg. Der verlustpunktfreie Tabellenführer (30:0), Meister, Pokalsieger und Champions-League-Gewinner. Für den war Haching einst sicherer Punktelieferant. Jetzt fürchtet Friedrichshafen den Trip nach Haching. Trainer Stelian Moculescu sagt ehrfurchtsvoll: „Haching ist oben angekommen.“ Die AZ erklärt, warum.

Die Stars

Wie der VfB (mit Mittelblocker Joao José oder Zuspieler Lukas Tichacek) hat Haching inzwischen internationale Klasse im Kader. Topscorer und Kapitän ist der Australier Steve Keir. „Ein Vorzeigeprofi“, sagt Trainer Mihai Paduretu. Mittelblocker Emanuel Kohut trumpft so stark auf, „dass wir ihn nächstes Jahr ganz sicher nicht bezahlen können“, ahnt der Coach; der Slowake werde „nach Italien gehen“. Mittelblocker Armin Dewes und Zuspieler Patrick Steuerwald stehen vor dem Sprung ins Nationalteam. Der Tscheche Patrick Steffan ist, so Paduretu, „in der Annahme perfekt“. Auf der Diagonalposition attackiert US-Profi Curt Toppel.

Die Show

Hachings Arena ist die Disco der Bundesliga: Aus den Boxen stampfen treibende Beats. Nach jedem abgewehrten Schmetterball schallt „Mein Block“ vom Berliner Rapper Sido durch die Halle, die Fans schwenken dazu die Arme. „Zu Hause sind wir stark“, sagt Hallensprecher Sven Rautenberg, „das liegt an der großartigen Stimmung.“ Durchschnittlich 660 Besucher kommen zu den Heimspielen. Am Sonntag sollen 1000 Fans die enge Arena am Utzweg zum Brodeln bringen. „Das wird die Hölle für Friedrichshafen“, kündigt Mihai Paduretu an.

Die Serie

Haching (24:8 Punkte) hat zwar vier Niederlagen kassiert. Aber das war zu Saisonbeginn, als sich der Klub gerade vom ehemaligen Starspieler Michael Mayer trennte und Unruhe aufkam. Seither hat das Team 18:0 Zähler eingefahren. „Ein sehr guter Lauf“, bescheinigt VfB-Coach Stelian Moculescu. Dass er die Hachinger Spiele zuletzt mehrmals durch Scouts beobachten ließ, sei darum „nur selbstverständlich“.

Die Trainer

Am Sonntag trifft Paduretu, der gelehrige Schüler, auf seinen Meister und Freund. Seit fast zwanzig Jahren lernt Paduretu von Moculescu, dem erfolgreichsten Volleyballtrainer Europas. „Unsere Freundschaft kann nichts beeinträchtigen“, sagt Moculescu. Auch nicht, wenn der Lehrling den Meister am Sonntag aussticht.

Ginge es nach Moculescu, wäre dieses Spiel ohnehin nur ein Vorgeplänkel für ein noch viel größeres. „Ein Bundesliga-Finale Friedrichshafen gegen Haching“, sagt der Meistertrainer, „das wäre toll.“

Julian Galinski

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