Nur singen kann er nicht
KITZBÜHEL Zwei Tage vor dem Rennen kam das Erfolgs-Duo dann doch noch ins Schleudern – mit voller Absicht. Ski-Sponsor Audi hatte zum Fahrertraining eingeladen, und so schlitterten Felix Neureuther und Fritz Dopfer im Allrad-Boliden fröhlich über eine eisige Wiese zwischen Kitz und Kirchberg. Am Sonntag beim Slalom am Ganslern-Hang wird es bei den beiden wieder kontrollierter zugehen. Und womöglich recht eng.
Jahrelang waren die Verhältnisse bei den DSV-Herren glasklar. Da gab es in der Weltspitze Felix Neureuther – und danach lange nichts, weder bei „Geradeaus-Fahrern” noch bei „Zickzack-Fahrern”, wie die Teams sich gegenseitig aufziehen. Heuer ist das anders, und das liegt an Fritz Dopfer (24). Zur Überraschung aller hat sich der gebürtige Österreicher nicht nur im Riesenslalom, sondern neuerdings auch im Slalom zum Podestfahrer gemausert – und somit zum Neureuther-Konkurrenten.
Für den ist Dopfers Leistungssprung keine Überraschung: „Ich war eher enttäuscht, dass er beim Auftakt in Sölden nicht aufs Podium gefahren ist”, witzelte Neureuther. In den letzten vier Jahren war Dopfer nie besser als Platz 14. Seit dem Sommer trainiert die Technikgruppe enger zusammen, wovon alle profitieren: „Im Slalom profitiert der Fritz sicher von mir, im Riesenslalom ich von ihm”, sagt Neureuther, „ich brauche nun nicht mehr permanent den internationalen Vergleich.” Weil es DSV-intern im Training schon enger zugeht. „Wenn ich schneller bin als Fritz, kann ich das einordnen”, sagt Neureuther, schaut rüber zu Dopfer, grinst und fährt fort: „Und wenn er schneller ist als ich, kann er das auch richtig einordnen. Hoffe ich!”
Der Flachs blüht. Wenn der als sehr trainingseifrig geltende Dopfer erzählt, man habe heuer im Sommer weniger trainiert als sonst, schaut ihn Neureuther nur ungläubig an. Er hatte zwei Minuten zuvor erzählt, dass er im Sommer so viel trainiert habe wie nie zuvor. „Wenn früher nach sechs Fahrten Schluss war, hänge ich jetzt mit dem Fritz noch vier weitere Fahrten dran”, sagt Neureuther. Ihr Antreiber ist Trainer Alfred Doppelhofer. „Ein knallharter Hund”, meint Neureuther, „er sorgt dafür, dass wir uns nicht zufrieden geben. Als ich in Alta Badia Dritter wurde, ist er mir nicht um den Hals gefallen, sondern hat gemeint: ,War okay. Aber ein paar schwache Schwünge waren schon noch dabei.’”
Zwei deutsche Slalomfahrer in Podestnähe: prima Aussichten für Sonntag. Nur in einer Disziplin liegt Dopfer weit hinter Neureuther. Als Ivica Kostelic nach seinem Slalom-Sieg in Wengen zur E-Gitarre griff und Neureuther lauthals das „Schweizer-Lied” sang, stocherte Dopfer so unsicher in seiner Stimmlage herum wie ganz früher zwischen den Stangen. Seine Entschuldigung klang glaubwürdig: „Früher bin ich viel Abfahrt und Super G gefahren, hab’ dann aber eingesehen, dass das nichts für mich ist. Und so ist das mit dem Singen auch.”