Nowitzki und Schröder: Fleming und die D-Frage
AZ: Herr Fleming, Sie sind seit Sommer nicht nur deutscher National-, sondern auch Assistenzcoach bei den Denver Nuggets. Was haben Sie sich von diesem Schritt versprochen?
CHRIS FLEMING: In Denver geht es vor allem um die Entwicklung unserer jungen Spieler und darum, etwas für die Zukunft aufzubauen. Für mich persönlich war das bisher wirklich eine große Lernerfahrung – genau das, was ich gesucht habe. Ich wollte ein bisschen aus meinem Wohlfühlbereich rauskommen.
Und wie lässt sich das mit dem Job als Nationalcoach verbinden?
Ich lerne in dieser Saison Dinge, die uns beim Nationalteam helfen können. Beides passt gut zusammen – und es entstehen für mich große Synergien.
Sie treffen regelmäßig auf die deutschen NBA-Profis.
Was die Jungs hier in den Staaten betrifft, hat das natürlich Vorteile. Da ist es einfach, Kontakt zu halten. Mit Dennis Schröder und Tibor Pleiß habe ich mich erst vor ein paar Wochen zusammengesetzt. Dirk Nowitzki kommt am Samstag mit Dallas nach Denver. Vor der Allstar-Pause habe ich auch Maodo Lô (spielt für die Columbia University in der NCAA, d. Red.) getroffen.
Dirk Nowitzki erlebt ja gerade den x-ten Karriere-Frühling.
Keine Frage, Dirk spielt eine Bombensaison! In der Free-Agent-Phase gab es für Dallas die große Enttäuschung mit DeAndre Jordan (hatte schon zugesagt und blieb dann bei den LA Clippers; d. Red.). Sie haben jetzt trotzdem eine sehr gute Mannschaft. Er ist immer noch der wichtigste Mann. Seine Konstanz und seine Routine sind beeindruckend, auch noch mit 37 Jahren.
Tibor Pleiß, der nach Utah zu den Jazz gewechselt ist, spielt häufig nur in deren Farmteam.
Seine Situation ist unbefriedigend. Er ist dort mit anderen Erwartungen hingegangen. Aber er ist nicht zum ersten Mal in seiner Karriere in einer solchen Situation. Er wird sich in der nächsten Saison daran gewöhnen und eine bessere Rolle spielen.
Wie sehen Sie Dennis Schröders Entwicklung?
Er hat noch einmal einen Schritt nach vorne gemacht. Wenn man die ganzen Trade-Gerüchte verfolgt, überlegen die Atlanta Hawks sogar Jeff Teague zu traden und auf Schröder als Starter zu setzen. Das spricht für sich.
Und mit Blick auf die Nationalmannschaft?
Er hat einen sehr wichtigen und großen Schritt dabei gemacht, zum Leader des Teams zu werden, indem er so frühzeitig gesagt hat: „Ich bin bei der EM-Qualifikation dabei.“ Das ist die Message, die an die anderen geschickt werden musste. Ich bin sehr froh, dass er das von sich aus getan hat.
Wächst Schröder in die Rolle, die Nowitzki jahrelang hatte?
Da vergleichen wir zwei komplett verschiedene Spieler. Von der Persönlichkeit, vom Spielstil oder von der Position her – da könnten die beiden nicht weiter voneinander entfernt sein. Was Dennis jetzt tut, und was auch Dirk immer getan hat. Er sagt: „Okay, das Nationalteam ist mir wichtig. Ich bin dabei. Wer kommt mit?“ Das ist für mich das Wichtigste. Dennis wird seinen Weg machen, dabei aber immer ein anderer Spielertyp sein als Dirk Nowitzki.
Deutschland durfte kein Olympiaqualiturnier ausrichten.
Wir haben darauf gehofft, aber ich persönlich habe nie damit gerechnet. Wir haben uns die Qualifikation einfach nicht verdient. Die Zielvorgabe für diese Spielergeneration war für mich immer sehr klar: Erstens müssen wir eine starke EM-Quali im kommenden Sommer spielen. Zweitens müssen wir im darauffolgenden Sommer bei der EM 2017 im Rennen um die Medaillen dabei sein. Und Olympia 2020 in Tokio ist das langfristige Ziel. Auch in einem Sommer wie diesem, in dem es kein Turnier für uns gibt, müssen wir als Team zusammen sein. Das wird uns in den kommenden Jahren helfen.
Wie schaffen Sie es, den deutschen Basketball trotz Zeitverschiebung zu verfolgen?
Das ist schon ein bisschen schwierig. Ich lade die Spiele immer runter und schaue sie dann an.
Mal eben nach Deutschland zu einem Spiel rüberzufliegen ist sicher nicht möglich, oder?
(lacht) Ich glaube nicht, dass die Nuggets das erlauben würden.
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