Nordische Ski-WM: Falun ließ schon E.T.A. Hoffmann schwelgen

Im schwedischen Falun findet ab Mittwoch zum vierten Mal eine nordische Ski-WM statt. Bekannt geworden ist das Städtchen aber auch dank deutscher Romantiker.
von  SID
Malerische Kulisse: Ab Mittwoch wird im schwedischen Falun die Nordische Ski-WM ausgetragen.
Malerische Kulisse: Ab Mittwoch wird im schwedischen Falun die Nordische Ski-WM ausgetragen. © Sammy Minkoff/Augenklick

Falun – Mit Wintersport hatte E.T.A. Hoffmann herzlich wenig zu tun. Zumindest ist nichts Einschlägiges aus der Vita des großen Romantikers aus Königsberg (1776 bis 1822) bekannt. Mit Falun, dem Austragungsort der am Mittwoch beginnenden nordischen Ski-WM, verbindet ihn umso mehr - auch wenn Hoffmann das heute 37.000 Einwohner zählende schwedische Städtchen rund 200 Kilometer nordwestlich von Stockholm nie betreten hat.

"Falun mit seinen reichen Bergen sei seine Heimat!", lässt Hoffmann die schöne Ulla in seiner Erzählung "Die Bergwerke von Falun" zum Seemann Elis Fröbom sagen. Mit durchschlagender Wirkung: "Ein ganzer Himmel voll Wonne und Seligkeit tat sich dem Jüngling auf."

Hoffmanns Stück ist die berührendste Hommage an die kleine Stadt mit ihren berühmten Kupferminen, die ganze Generationen deutschsprachiger Schriftsteller beeinflusst hat. Genau genommen war es weniger Falun als eine einzelne Begebenheit.

Im Jahre 1670 wurde der Bergmann Mathias Israelsson bei einem Minenunglück verschüttet, 50 Jahre später bei Grabungen seine nahezu unversehrte Leiche entdeckt. Als der Tote aus dem Bergwerk geborgen wurde, berichtete eine Greisin, dass sie eben diesen Bergmann einst habe heiraten wollen, er am Tage vor der Hochzeit aber nicht von der Bergarbeit heimgekommen sei.

Vor allem deutschsprachige Schriftsteller stürzten sich auf den Stoff, neben Hoffmann setzten Hugo von Hoffmansthal, Achim von Arnim, Johan Peter Hebel und Georg Trakl den Bergleuten und ihren Tragödien ein literarisches Denkmal. Ein verklärtes freilich, das mit der heutigen Wirklichkeit recht wenig zu tun hat.

Falun war im 17. Jahrhundert mit 6000 Einwohnern eine der größten Städte Schwedens, die für zwei Drittel der weltweiten Kupferproduktion sorgte. Ruhm und Reichtum waren von kurzer Dauer. Schwere Brände legten 1761 das fast nur aus Holzhäusern bestehende Falun in Schutt und Asche, der Bergbau verlor an Bedeutung - die letzte Mine wurde 1992 geschlossen, die Industrie-Landschaft ist heute immerhin Weltkultur-Erbe.

Das heutige Falun ist ein modernes Städtchen mit den Hauptwirtschaftszweigen Dienstleistung und Tourismus, das sich vor allem aber durch den Wintersport einen Namen gemacht hat. Bereits zum vierten Mal seit 1954 sind die Anlagen rund um die altehrwürdigen Lugnet-Schanzen Schauplatz einer nordischen Ski-WM - öfter waren die Titelkämpfe nur im finnischen Lahti, wo sie 2017 zum siebten Mal stattfinden werden, und in Oslo (4) zu Gast.

1974 war in Falun zum ersten und einzigen Male in der WM-Historie eine deutsche Mannschaft erfolgreichste Nation, als die DDR fünfmal Gold und sechsmal Silber holte - Langläufer Gerhard Grimmer (zweimal Gold, einmal Silber) und Skispringer Hans-Georg Aschenbach (zweimal Gold) waren die Stars.

Bei der bislang letzten WM in Falun gab es allerdings den gesamtdeutschen Tief-Punkt, als eine einzige Bronze-Medaille durch das Kombi-Team das schlechteste Ergebnis seit der Wende bedeutete.

Der Gedanke an derart dunkle Zeiten sollte den deutschen Athleten indes nicht das Gemüt trüben. Schließlich heißt es schon bei E.T.A. Hoffmann euphorisch: "Das ist Falun, das Ziel meiner Reise!"

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