Nina Hasselmann: Hoffnung auf eine Medaille

MÜNCHEN Es musste München sein. Unbedingt. Nicht Berlin, Stuttgart, Köln oder sonst eine andere Stadt in Deutschland. Nina Hasselmann hatte München schon immer im Blick. Die deutsche Hockey-Nationalspielerin, die in der Bundesliga für den Münchner SC spielt, kommt eigentlich aus Nürnberg, wohnt aber bereits seit 2005 in der Maxvorstadt. „Die Stadt ist einfach toll, hier hat man die Berge fast vor der Haustür, dazu noch die Isar. Ich habe zwar fast zwei Jahre gebraucht, bis ich mich eingelebt hatte, jetzt will ich hier nicht mehr weg”, sagt Hasselmann während sie im Bauch des Olympiastadions sitzt.
Hier, im bayerischen Olympiastützpunkt, verbringt die 26-Jährige viel Zeit. „Ich hänge hier manchmal einfach nur so ab”, sagt Hasselmann. Zwischen all den Sportlern fühlt sie sich wohl, lässt sich hier auch von ihrem Physiotherapeuten behandeln.
Gerne wäre Nina Hasselmann auch am kommenden Wochenende im Olympiastadion, wenn die DTM hier Station macht: „Ich habe sogar bei Martin Tomczyks Management angefragt, ob ich bei ihm mitfahren kann, aber leider geht das nicht.” Natürlich auch deshalb, weil die Studentin (Bauingenieurwesen) bald mit der Hockey-Nationalmannschaft bei den Olympischen Spielen in London (27. Juli bis 12. August) antritt.
Unweit des Stützpunkts ist eine Tafel montiert, auf der die Stadt München an ihre Olympiasieger erinnert. Nina Hasselmann könnte bald dazukommen. „Es wird natürlich schwer, aber wir fahren schon nach London, um eine Medaille zu holen. Außerdem sind wir gut drauf”, sagt die Defensivspezialistin, die 2010 zur Hockeyspielerin des Jahres gewählt wurde.
Zwei Jahre zuvor musste Nina Hasselmann die bisher größte Enttäuschung ihrer Laufbahn hinnehmen. Kurz vor den Spielen in Peking wurde sie aus dem Kader gestrichen. „Das war damals nicht einfach, zumal ich extra ein Urlaubssemeter an der Uni genommen hatte. Ich bin dann aber spontan weggefahren, habe einen Urlaub mit meiner Mutter gemacht und die Spiele gar nicht verfolgt.” Die Ergebnisse hat sie später mitbekommen, zu tief saß der Stachel der Enttäuschung.
Dieses Mal ist alles anders. Mittlerweile hat Nina Hasselmann 126 Länderspiele absolviert, ist aus dem deutschen Kader nicht mehr wegzudenken. Sie freut sich auf das Leben im Olympischen Dorf – auch wenn sie Kollegen einer bestimmten Sportart vermisst: „Schade nur, dass die Handballer nicht dabei sind, die sollen immer gute Partys geschmissen haben”, sagt sie.
Auf die Jagd nach Fotos mit den Stars der Spiele will sie sich nicht begeben, außer ihr großes Idol Roger Federer läuft ihr über den Weg. Einen anderen Star, Sprinter Usain Bolt, hat Hasselmann schon vor die Kamera bekommen. „Als er neulich in München war, habe ich ihm wie ein Groupie aufgelauert”, sagt Hasselmann, die fast immer gut gelaunt ist. Nur wenn mal ein morgendlicher Lauf anberaumt ist und es davor kein Frühstück gibt, verliert Nina Hasselmann ihr Lächeln: „Dann werde ich zur Motzpuppe.”
Ihre Mitspielerinnen wissen um diese Macke, lassen sie dann in Ruhe. Ansonsten gibt es wenig, das sie in schlechte Laune versetzen kann. Gerne macht sie in München die Clubs unsicher und will auch den Rückweg von London möglichst in Partystimmung verbringen. Gemeinsam mit den meisten anderen deutschen Olympioniken treten die Hockey-Frauen den Rückweg am 13. August an, einen Tag nach der Schlussfeier, mit einem Schiff von London nach Hamburg – und möglichst als Medaillengewinnerin. „Hoffentlich hängt dann etwas um unseren Hals, wenn nicht, müssen wir eben was gegen den Frust tun”, sagt Hasselmann.