Interview

Niki Pilic über Roger Federers Abschied: "Unmenschliches Tennis"

Niki Pilic hat alle Großen kommen und gehen sehen, aber Federer, Nadal und Djokovic sind für ihn "viel mehr als Weltklassespieler".
Thomas Becker |
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Schwer zu fassen: Roger Federer war das hochbegabte Allround-Genie auf den Tennisplätzen dieser Welt. F
Schwer zu fassen: Roger Federer war das hochbegabte Allround-Genie auf den Tennisplätzen dieser Welt. F © imago images/Shutterstock

AZ: Herr Pilic, am Wochenende verabschiedet sich Roger Federer beim Laver Cup – ein Einschnitt, oder was sagt die Tennis-Legende?
NIKI PILIC: Schade, dass der jetzt auch weg ist. Dass drei Spieler 15 Jahre lang einen Sport derart beherrschen, das hat es so noch nie gegeben. Federer, Nadal und Djokovic sind nicht nur Weltklassespieler, sondern viel mehr als das. Klar kommen jetzt neue, junge Leute, aber diese Drei sind etwas, was man in keinem anderen Sport finden kann. Wie viele Grand-Slam-Finals die gewonnen haben! Nadal: 14 Titel in Paris. Novak: 374 Wochen lang die Nummer eins - unglaublich! In ein, zwei Jahren wird diese Generation weg sein. Was bleibt, ist ihr unmenschliches Tennis.

Djokovic ist aus diesem Trio in der Zukunft wohl noch am meisten zuzutrauen, korrekt?
Körperlich und mental ist er immer noch im sechsten Gang unterwegs. Aber man muss ihm erlauben zu spielen! In Wimbledon hat man wieder gesehen, was er kann.

Niki Pilic: "Serena [Williams] war eine super Spielerin"

Auch Serena Williams hat sich wohl von der großen Bühne verabschiedet – eine mit Federer vergleichbare Größe?
Serena war eine super Spielerin. Sie hat das beste Tennis gespielt. Jetzt hatte sie nicht mehr so viel Geschwindigkeit in den Beinen, und ich denke, es war eine gute Idee, nach den US Open Schluss zu machen.

Niki Pilic
Niki Pilic © picture alliance / dpa

Wann wussten Sie als Spieler, dass Ihre Karriere zu Ende ist?
Ich war 39, die Nummer 62 in der Welt und habe immer noch mit Holzschlägern gespielt, während die Anderen schon mit den besseren Schlägern unterwegs waren. Da wusste ich: Jetzt ist Schluss! Ich habe lange genug gespielt.

"Die US Open sind halt die US Open"

War das wirklich so leicht aufzuhören?
Für mich war das kein Problem, weil ich direkt angefangen habe, mit guten Leuten zu trainieren: Peter Elter, Damir Keretic und Andreas Maurer. Mit 40 habe ich noch ein internationales Turnier in Sindelfingen gewonnen. Ich hatte sozusagen kein Loch in meiner Karriere.

Mit 83 stehen Sie daheim in Opatija sicher immer noch jeden Tag auf dem Platz, richtig?
Klar, heute habe ich schon zwei Stunden gespielt. Das ist einfach gut für den Körper und auch für den Kopf.

Haben Sie die US Open verfolgt? Spannendes Turnier, oder?
Klar, die US Open sind halt die US Open. Aber ein paar Top-Spieler waren halt nicht dabei: Alexander Zverev und Novak Djokovic zum Beispiel. Das soll die Leistung des jungen Spaniers Carlos Alcaraz aber nicht mindern. Gegen Jannik Sinner hatte er ein bisschen Glück, musste einen Matchball abwehren, aber gewonnen ist gewonnen. Und dann ist dieser junge Mann plötzlich die Nummer eins in der Welt!

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"Meiner Ansicht nach mischt sich die Politik zu sehr in den Sport ein"

Und das mit gerade mal 19!
Ja, er spielt sehr gutes Tennis, keine Frage. Aber diese Sache mit Djokovic. . .

...der nicht einreisen durfte, weil er nicht geimpft ist.
Das hat ihn mehr als 6.000 Weltranglistenpunkte gekostet. Erst Australien, dann gewinnt er Wimbledon, bekommt aber keine Punkte (da russische Spieler wegen des Ukraine-Kriegs ausgeschlossen waren, wurden keine Zähler vergeben, d. Red.), und jetzt das Einreiseverbot für die US Open. In dieser Tennis-Welt weiß man zur Zeit echt nie, was los ist. Warum werden die Spieler bestraft? Ich verstehe das nicht. Meiner Ansicht nach mischt sich die Politik zu sehr in den Sport ein – und das ist schade.

Hatten Sie Kontakt mit Ihrem ehemaligen Schützling?
Vor etwa einem Monat.

Was erzählt er denn so?
Er war mal bei einem Basketball-Match in Istanbul, Serbien gegen die Türkei. Ansonsten genießt er daheim die Zeit mit seiner Familie.

Was halten Sie als einziger Coach, der mit drei verschiedenen Ländern fünf Mal den Davis Cup gewonnen hat, vom neuen Austragungsmodus?
Ach! Wo ist da die Atmosphäre? Das ist einfach nur traurig.

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