Niki Pilic (72) spielt im Sand

MÜNCHEN Niki Pilic sollte das nicht tun. Vor 30 Tagen erst hatte er eine Schulter-Operation, dummerweise an seiner linken Schlaghand. „Alles war kaputt”, erzählt er, „wie bei einem Auto nach vier Millionen Kilometern ohne Service.” Doch was macht der 72-Jährige? Anstatt sich zu schonen, schwingt er schon wieder den Schläger – ausnahmsweise mal beim Beachtennis.
Während auf der Anlage des MTTC Iphitos Haas, Kohlschreiber & Co. bei den BMW Open um Weltranglistenpunkte kämpfen, passiert auf der anderen Straßenseite das selbe, nur im tiefen Sand der „Beach-Arena” mit ihren Beachvolleyballfeldern. Zum ersten Mal findet dort ein Turnier der zweithöchsten Kategorie statt. 22 Männer- und acht Frauen-Doppel streiten noch bis Sonntag (jeweils von 10 bis 18 Uhr, Freitagabend ab 18 Uhr Beachparty mit Livemusik) um 5000 Euro Preisgeld. Wobei das mit dem Streiten gar nicht so stimmt, sagt Oliver Munz, der deutsche Meister: „Beim Beachtennis geht es deutlich entspannter zu. Da scheint die Sonne, da läuft Musik zwischendrin.”
Mit 42 glaubt Munz, „der älteste Beachtennisspieler in Deutschland” zu sein, doch an diesem Tag wird er altersmäßig deutlich geschlagen von Pilic. Der kann wegen der maladen Schulter keine Über-Kopf-Bälle spielen, hat aber im Sand offenbar seinen Spaß, auch wenn er die Schuhe lieber angelassen hat. „Ich weiß noch nicht, wie’s geht. Vor ein paar Tagen habe ich das zum ersten Mal gesehen”, erzählt er, „alle waren begeistert!” Als er mit den Paddle-Schlägern ein paar Volleys über das 1,70 Meter hohe Netz spielt, ist der Ehrgeiz geweckt. „91!”, ruft er nach einem besonders langen Ballwechsel.
„Sehr interessant” findet der ehemalige Davis-Cup-Kapitän diese Spielart und durchaus empfehlenswert für herkömmliche Tennisspieler: „Es sind zwar andere Schläge, man braucht viel Gefühl und eine gute Reaktion, muss den Ball weiter vor dem Körper treffen. Aber es ist auch für die Kondition sehr gut.” Sprach’s, klopft sich den Sand von den Schuhsohlen, greift zum Tennisschläger – und geht rüber auf den roten Sand. Wehe, sein Arzt erfährt davon!