Nick, die Notlösung

BMW verlängert doch noch mit Nick Heidfeld – auch weil Fernando Alonso und Nico Rosberg nicht zu haben waren.
MÜNCHEN Wochenlang war seine Zukunft unklar, ein weiteres Engagement bei BMW-Sauber eher unwahrscheinlich. Bevor Nick Heidfeld sich gestern dann doch noch freuen durfte. Denn sein Team erklärte ihn auch für nächstes Jahr zum Stammpiloten neben dem Polen Robert Kubica. Damit wird nichts aus der Verpflichtung von Ex-Weltmeister Fernando Alonso.
„Wir haben in Nick und Robert eine starke Fahrerpaarung und in Christian Klien einen erfahrenen Testpiloten“, sagte BMW-Motorsportchef Mario Theissen. „Wir sind überzeugt, dass wir mit ihnen unsere ambitionierten Ziele auch im vierten Jahr erreichen werden.“
Woher er die Überzeugung nimmt, sagte Theissen nicht.
Fakt ist: Zur Kubica gibt es sicher keine Alternative. Willy Rampf, der Technische Direktor des Teams, beschrieb ihn als „unseren Führungsfahrer", in der WM-Wertung liegt der Pole auf dem dritten Platz.
Große Fragezeichen gab es jedoch um Nick Heidfeld verkörpert. Der Mönchengladbacher rangiert zwar nur acht Zähler hinter Kubica auf Rang fünf der Fahrerwertung. Aber er schleppt seit Saisonbeginn ein Qualifikationsproblem mit sich herum. 12 von 15 Malen war Heidfeld 2008 bei der Jagd nach den besten Startplätzen nicht „Quick Nick“, sondern teamintern der Langsamere. Von 147 Grand Prix (seit 2000) gewann Heidfeld keinen einzigen.
So geht BMW ins Jahr 2009 mit einer Notlösung. Ein Beleg dafür ist der Zeitpunkt der Verkündung: Vor erst vier Tagen nämlich gab Williams-Toyota sein Aufgebot für 2009 bekannt, darunter Nico Rosberg, zuletzt Zweiter in Singapur. Damit ging BMW der zweite mögliche Wunsch-Kandidat vom Haken.
Um den ersten, Fernando Alonso, hatte sich BMW schon seit Wochen bemüht. Die Münchner fragten sogar bei ihren spanischen Statthaltern nach, wie sehr sie die Unterstützung des populären, aber auch streitbaren Asturiers goutieren würden. Natürlich auch mit zählbaren Leistungen.
Aber Alonso hat angeblich die Zusage in der Tasche, bei Ferrari nach 2009 den schwächelnden Weltmeister Kimi Räikkönen abzulösen. Und sich nur für ein Jahr aneinander zu binden, kann beiden Seiten, Theissen und Alonso, nicht sinnvoll erschienen sein. Deshalb bleibt der jüngste Weltmeister aller Zeiten vorerst bei Renault. Und Heidfeld bei BMW.
„Nick ist ein guter Fahrer", sagt Ex-BMW-Rennleiter Gerhard Berger, „aber nicht vom Kaliber Räikkönen, Alonso, Kubica, Rosberg oder Vettel.“ Und das sind schon deutliche Worte.
Peter Hesseler