Neureuthers schönster Moment: "Der erste Kuss mit Rosi"

AZ: Herzlichen Glückwunsch, Herr Neureuther – Sie werden heute 65 Jahre alt. Aber wie alt fühlen Sie sich?
CHRISTIAN NEUREUTHER: Wie ein Jugendlicher, der gerade in den Weltcup eingestiegen ist! (lacht) Aber das ist doch überhaupt etwas sehr Schönes unserer Zeit, wie fit und aktiv die Menschen auch trotz höherer Ziffern im Alter sind. Wenn ich da an meinen Vater mit 65 Jahren denke – das ist kein Vergleich. Vor Kurzem waren wir beim Heliskiing, gestern war ich erst Joggen. Und die Bewegung hält eben auch den Geist frisch. Vom Kopf her bin ich total jung und für jeden Blödsinn zu haben! Der eine oder andere Karosserieschaden lässt sich dann auch verkraften.
Welche Werte sind Ihnen im Leben wichtig – und woher stammen sie?
Meine Familie, meine Eltern haben mir das schon in frühesten Jahren vermittelt, bei unseren vielen gemeinsamen Unternehmungen, mit Eltern und Großeltern: Zusammenhalt, die Liebe füreinander, die Achtung vor anderen Menschen. Ein positiver Umgang miteinander, eine positive Denkweise. Das ist das Rüstzeug, davon habe ich mein ganzes Leben profitiert. Und das ist auch ein Grund, warum die Rosi und ich uns gefunden haben, weil wir beide so geprägt sind. Was uns letztendlich wirklich verbindet, ist nicht, gemeinsam einen Skischwung zu machen. Sondern wie wir das Leben grundsätzlich angehen. Jemand gefunden zu haben, der die eigenen Werte teilt, ist großes Glück – das zu erleben, dafür bin ich wahnsinnig dankbar. Und wenn’s mich einmal wegreißen sollte: Dann braucht keiner traurig zu sein. Macht’s ein Riesenfest und sagt’s: Was für ein geiles Leben!
Was haben Sie anders gemacht als Ihre Eltern?
Der Leistungsgedanke stand in meiner Jugend sehr stark im Vordergrund, dass man Akademiker wird, am besten Arzt. Davon habe ich mich abgewandt. Unsere Kinder sollten deshalb das tun dürfen, was ihnen Spaß macht. Aber mit Leidenschaft und voller Energie!
Wie haben Sie eigentlich Ihre Frau kennen gelernt?
Bei einem Jugendskirennen, Rosi war 15 und ich 16. Ich habe sie gesehen – und es war sofort um mich geschehen. Ich bin ein sehr emotionaler und auch sensibler Mensch – was mir im Übrigen später durchaus ein Hindernis war, weil ich wohl als als Rennfahrer manchmal nicht stabil genug war. Aber dieses Wesen hat mir eben auch mein größtes Glück gebracht – weil ich sofort wusste: die und keine andere!
Wie lange hat’s gedauert, bis Sie zusammenkamen?
Ach, die Rosi behauptet zwar auch immer, sie hätte sofort das Gleiche gespürt – aber bis alles klar war, hat es dann noch ein gutes Jahr gedauert. Gut, nach heutigen Gesichtspunkten ist das eine lange Zeit – damals, Mitte der 60er, war es das nicht.
Und seitdem führen Sie eine strahlende Vorzeige-Partnerschaft, so scheint es.
Mag sein, dass das bei uns immer ein bisschen nach heiler Welt aussieht, aber wir haben unsere Höhen und Tiefen wie jedes andere Paar auch. Und eigentlich auch kein Geheimnis. Zum einen waren wir einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort – wofür andere im Leben zwei oder drei Anläufe brauchen. Zum anderen haben wir beide schon in unserer Kindheit gelernt, Dinge nicht vorschnell fallen zu lassen. Dass man an den anderen und an die Partnerschaft glaubt, auch wenn man harte Zeiten durchmacht. Und dass man Versuchungen von außerhalb widersteht – der schnelle Genuss hat uns noch nie interessiert.
Was war das schönste Erlebnis in Ihrem Leben?
Mein schönster Moment war der erste Kuss – mit Abstand. Es gibt nichts Emotionaleres. Alles in dir verzehrt sich nach diesem Mädchen.
Schon mit Rosi, oder?
Ja! Klar hatte ich davor auch schon ein anderes Mädel geküsst. Aber da war ich nicht so verliebt, das war überhaupt nicht miteinander zu vergleichen. Und ich wünsche mir für meine Kinder, Ameli und Felix, dass sie so einen Kuss auch erleben dürfen!