Neureuthers historische Chance
Kranjska Gora - Nach 25 Jahren ohne Disziplinweltcup-Sieg für einen deutschen Skirennfahrer will Felix Neureuther die Misere beenden. Läuft’s optimal, kann der 30-Jährige an diesem Wochenende in Kranjska Gora bereits die Slalom-Wertung für sich entscheiden.
AUSGANGSPOSITION: Es spricht Vieles für Neureuther. Mit 66 Punkten Vorsprung auf den Österreicher Marcel Hirscher führt der Deutsche das Torlauf-Ranking an. Schafft Neureuther am Sonntag (ab 9.30 Uhr) den dritten Saisonsieg, müsste sein großer Konkurrent Zweiter werden, um sich rechnerische Chancen zu erhalten. Danach steht im französischen Méribel nur noch ein Slalom an.
HISTORISCHES: Nur drei deutsche Skirennfahrer schafften es in der Weltcup-Geschichte am Saisonende überhaupt auf Platz eins in Disziplinwertungen bei den Männern. 1989 und 1990 Armin Bittner in der Slalomrangliste, 1986 Markus Wasmeier im Super-G. Über seine historische Chance mochte Neureuther kaum Worte verlieren: „Ich werde mich wie immer allein auf die Rennen konzentrieren.“
VERPASSTE CHANCE: Der Blick zurück fällt für Neureuther nach wie vor bitter aus. Um 15 Punkte verlor er in der Vorsaison das Rennen um die kleine Kristallkugel gegen Hirscher. Beim entscheidenden Weltcupfinale in Lenzerheide hatte ein österreichischer Trainer den Slalom-Kurs recht eigenwillig gesetzt. „Das war eine Frechheit, was da abgelaufen ist. Im Endeffekt haben sie probiert, mich zu zerstören, es aber nicht geschafft.“
KONKURRENT: Hirscher präsentierte sich zuletzt in grandioser Verfassung. Nach zwei WM-Goldmedaillen in Vail gewann er vor zwei Wochen den Weltcup-Riesenslalom in Garmisch-Partenkirchen mit einem Abstand von 3,28 Sekunden (!) auf Neureuther. Nur Ingemar Stenmark hatte in den späten 1970er Jahren bei Riesentorläufen im Ziel zweimal einen noch größeren Vorsprung.
GESAMTWERTUNG: Als erster männlicher Skirennfahrer könnte Hirscher zum vierten Mal in Serie den Gesamtweltcup holen. Vor den Speedrennen in Kranjska Gora hat er 52 Punkte Vorsprung auf Norwegens Kjetil Jansrud. „Seine Motivation, auch die Slalomwertung zu gewinnen, ist aber riesengroß. Hirscher will alles gewinnen!“, befand Herren-Cheftrainer Mathias Berthold, der in den vergangenen vier Wintern als österreichischer Männer-Chefcoach mit Hirscher zusammengearbeitet hatte.
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